MS Diamant: Experte sieht Fehler beim Steuermann

Schifffahrtsexperte: «Dieser Unfall ist nichts Überraschendes»

Ein Taucher prüft beim Einlaufen in die Werft den beschädigten Rumpf der MS Diamant.

(Bild: zvg/luzerner-dampfschiffe.ch)

Wie konnte der Unfall der MS Diamant am vergangenen Donnerstagabend geschehen? Für einen renommierten Schweizer Schifffahrtsexperten ist die Frage nach der Ursache und der Schuld wohl rasch geklärt.

Nach der Havarie der MS Diamant am vergangenen Donnerstagabend gibt es nach wie vor viele ungeklärte Fragen (zentralplus berichtete). Eine der brennendsten ist die über die Ursachen und die Mitschuld der an Bord für den Kurs verantwortlichen Personen.

Auch wenn die Untersuchtung noch läuft, schliesst man einen technischen Defekt inzwischen aus.

Unglücke passieren regelmässig

Für den Experten Peter Irminger kommt der Unfall der MS Diamant nicht wirklich überraschend. «Solche unglücklichen Anlegemanöver passieren leider ab und zu», sagt er. Das Anlegen sei die wichtigste, aber gleichzeitig auch die schwierigste Aufgabe eines Schiffsführers.

So präsentiert sich dem Steuermann die topographische Situation vor dem Bürgenstock.

So präsentiert sich dem Steuermann die topographische Situation vor dem Bürgenstock.

(Bild: zvg/luzerner-dampschiffe.ch)

Irminger war jahrelang Professor für Nautik und Seeverkehr an der Universität Bremen und gilt weltweit als einer der angesehensten Experten im Bereich der Schifffahrt.

«Klar ein Manövrierfehler des wachhabenden Steuermannes.»

Peter Irminger, Professor für Nautik und Seeverkehr

Das Problem bei solchen Zwischenfällen sei mitunter die Gewohnheit bei Anlegemanövern, wo man halt einfach zu viel Risiko eingehe, so Irminger. «Ein solcher Unfall ist etwas, das irgendwann passiert.»

Trotzdem komme es auf Schweizer Seen sehr selten zu solchen Unfällen. Dies habe mit der hervorragenden Ausbildung der Schweizer Schiffsführer zu tun, so Irminger.

Es war wohl menschliches Versagen

Trotz guter Ausbildung geht man inzwischen von menschlichem Versagen aus. Augenzeugen berichten, der Steuermann sei zum Zeitpunkt des Unglücks sehr nahe am Ufer gefahren.

Zwischenfälle wie jener am Donnerstag passieren gemäss Peter Irminger hauptsächlich aus zwei Gründen. Zum Fall der MS Diamant sagt er: «Das war klar ein Fehler des wachhabenden Steuermannes, es sei denn, es gab Probleme mit der Hauptmaschine oder dem Ruder.»

(Bild: zvg/luzerner-dampschiffe.ch)

Erste Abklärungen hatten ergeben, dass die Steuerung und andere Manövriertechnik nicht beschädigt wurden. Die MS Diamant konnte am Freitagvormittag aus eigener Kraft und ohne Hilfe von anderen Schiffen die Werft in Luzern anlaufen. Glaubt man dem Experten, ist das Unglück wohl auf einen Fahrfehler des Schiffsführers zurückzuführen.

Fels am Ufer gerammt

Die MS Diamant war am vergangenen Donnerstagabend gegen 21 Uhr beim Ansteuern der Station Kehrsiten-Bürgenstock mit einem Felsen kollidiert und wurde stark beschädigt.

Nur dank dem Einsatz mehrerer Feuerwehren aus der Zentralschweiz konnte ein Sinken des Schiffes verhindert werden. Der Steuermann hatte es noch geschafft, nach dem Unfall die Haltestelle zu erreichen. So konnten die 163 Menschen an Bord die Diamant unbeschädigt verlassen.

Wie lange das Bijou ausfällt, ist noch unklar. Das Schiff wird von der SGV selbst repariert. Die Untersuchung führt die eidgenössischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Das eintretende Wasser muss laufend abgepumpt werden.

Das eintretende Wasser muss laufend abgepumpt werden.

(Bild: zvg/luzerner-dampschiffe.ch)

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