Zwischennutzungen in Luzern und Agglomeration

Raumbörse kämpft gegen Desinteresse

Lukas Fischer, Co-Präsident des Vereins Raumbörse, in seinem Büro am Neuweg in Luzern. (Bild: Nina Laky)

Leer stehende Räume besser nutzen – das will die Plattform Raumbörse Luzern erreichen. Seit letzten Mai ist sie in Betrieb, angelaufen ist sie gut, der grosse Run ist jedoch noch ausgeblieben. Die Verantwortlichen möchten das Angebot nun noch bekannter machen.

Ein 20 Quadratmeter grosses Atelier an der Würzenbachstrasse für 400 Franken oder ein Meeting-Raum an der Winkelriedstrasse für 90 Franken am Tag. Das sind nur zwei von derzeit 46 temporär mietbaren Räumen aus Luzern und Umgebung, die auf der Website angeboten werden.

Hoffen auf mehr Angebote

Im Mai 2014 hat die ehemalige GLP-Grossstadträtin Myriam Barsuglia zusammen mit Lukas Fischer die Plattform ins Leben gerufen. Die Stadt hat als Startbeitrag 4000 Franken investiert. Zudem hat die Stadt in Newslettern zu Handen der Quartiervereine auf das Angebot aufmerksam gemacht. Dass man leerstehende Räume vermieten und nicht leer stehen lassen sollte, diese Message ist aber in der Öffentlichkeit laut Fischer noch nicht genug bekannt. «Wir sind grundsätzlich zufrieden, möchten aber, dass es mehr Angebote gibt», sagt Lukas Fischer. Die Aufklärungsarbeit sei jedoch zeitintensiv und basiere auf freiwilliger Basis.

Total über 80 Räume angeboten

Räume zwischen zu nutzen, das ist eine neuere Form der Vermietung. Entsprechend sind die Unklarheiten laut Fischer auf beiden Seiten noch gross. Klare Angaben zur Anzahl bislang vermieteter Räume kann Fischer keine machen. Grund: «Interessierte können sich direkt mit den Vermietern verbinden. Wir sehen lediglich, wenn das Angebot wieder gelöscht wird. Bisher wurden insgesamt über 80 Räume aufgeschaltet.» Der Verein sieht sich nur als Vermittler zwischen Liegenschaftsbesitzer und interessierten Mietern.

Finanzierung vorläufig gesichert

Die Raumbörse hat sich nun mit verschiedenen Akteuren zusammengeschlossen, um ihr Anliegen breiter bekannt zu machen und den Vermietern, aber auch den Mietern, die Angst zu nehmen. «Wir müssen den vorhandenen Boden brauchen, auch den privaten», sagt Lukas Fischer. Mit Boden ist nicht nur städtischer Boden gemeint. Die Gemeinden Meggen und Emmen unterstützen das Projekt bereits, ebenfalls der Gemeindeverband Luzernplus und die Albert Koechlin Stiftung (AKS) hat den Aufbau der Internetplattform finanziert. Der Hausverein Zentralschweiz und der Mieter- und Mieterinnenverband helfen mit, wenn es um Mietrechtsfragen geht. «Zusammen haben wir eine einfache Vertragsvorlage ausgearbeitet, die wir kostenlos online zur Verfügung stellen», sagt Lukas Fischer. Dank diesen Partner sei das Projekt Raumbörse auf mindestens drei Jahre sichergestellt. Mit einem Jahresbeitrag unterstützt auch die Wirtschaftsförderung Luzern das Projekt.

«Im Vergleich zu Zürich und Bern steckt das Thema noch in den Kinderschuhen.»

Lukas Fischer, Raumbörse Luzern

Raumvermittlung als Staatsaufgabe?

Eigentlich sei das eine Staatsaufgabe, sagt Lukas Fischer: «Im Vergleich zu Zürich und Bern steckt das Thema noch in den Kinderschuhen, obwohl sich die Stadt Luzern bemüht. Jedoch fehlen hier wichtige Rahmenbedingungen, währenddessen sich die Raumknappheit verschärft. Wir möchten dieses Thema aktiv aufnehmen und die Diskussion anregen.» Die Bevölkerung brauche eine Ansprechsperson. «Eine überkommunale Stelle für Zwischennutzungsfragen ist früher oder später unabdingbar.» Das Beispiel Zürich zeige, dass dies durchaus gut funktioniert. Das Kulturdepartement vermittelt dort Räumlichkeiten an Kulturschaffende. In Luzern stehen die Chancen für eine solche Lösung aber schlecht.

Stadt erteilt dem Verein eine Absage

Zürich macht's vor

Zürich hat eine städtische Anlaufstelle für die Vermietung von Räumen für unter 26-jährige Künstler. Seit 2014 existiert auch eine solche Stelle für professionelle über 26-jährige Künstler. Diese Plattform konnte bis jetzt fünf Ateliers zwischenvermieten. Laut Marianne Minder von der Stadt Zürich sind vor allem grosse Räume von über 100 Quadratmetern gesucht, für Theatergruppen und MusikerInnen. Ihre 60 Prozent-Stelle beinhaltet die Ausschreibungen auf der Raumbörse, die Koordination des Bewerbungsprozesses und die administrative Abwicklung des Mietverfahrens. Die Dienstleistung soll eine einheitliche, transparente und faire Vergabe von Ateliers fördern.

Die Stadtluzerner Baudirektorin Manuela Jost sieht im Gegensatz zu den Initianten der Raumbörse keinen weiteren Handlungsbedarf. «Der Stadtrat begrüsst das private Projekt sehr und verdankt den grossen Einsatz der Beteiligten. Wir sehen aber aufgrund dieser kleinen Erfolgsgeschichte keinen Handlungsbedarf für die öffentliche Hand», sagt Manuela Jost. Die finanzielle Lage sei angespannt, 2016 müssten weitere 11 Millionen Franken gespart werden. Dessen ist sich Fischer bewusst: «Klar müssen alle Departemente sparen, die verfehlte Steuerpolitik hat viele Opfer mit sich gezogen, nicht nur in der Kultur», sagt Fischer und sieht die Raumbörse als Angebot zum Dialog: «Viele haben immer noch das Gefühl, dass in Zwischennutzungen Chaoten rumsitzen – das ist völlig falsch.»

Podium und Blog geplant

Die Arbeit geht dem Verein trotzdem nicht aus. Im Herbst ist ein Podium mit involvierten Partnern geplant, um herauszufinden, wie die Stadt und die Agglomerationsgemeinden das Projekt umsetzen. Zudem wird an einem Blog gearbeitet, der Geschichten von erfolgreichen Zwischennutzungen erzählen soll. «Momentan suchen wir noch nach Redaktoren. Es gibt nämlich spannende Zwischennutzungsgeschichten», sagt Fischer.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von hansruedi.buob bluewin.ch
    hansruedi.buob bluewin.ch, 09.02.2015, 22:53 Uhr

    Ich habe mich mit Anbietern auf der Raumbörse in Verbindung gesetzt. Diese fanden es aber nicht mal für nötig, irgend eine Antwort zu geben. Da muss man sich nicht wundern, dass ein Projekt nicht in Schwung kommt.

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