Luzerner Künstlerduo läutet nächste Bau-Etappe ein

QueenKong sind zurück im Himmelrich

Veronika Bürgi und Marco Schmid von QueenKong in ihrer Installation: «Du bist das Fundament.»   (Bild: jwy)

Wo während Wochen Kunst und Kultur den Ton angaben, ist seit über einem Jahr eine Grossbaustelle. Im Himmelrich wächst derzeit eine Grossüberbauung in die Höhe. Doch die Kunst spielt hier immer noch eine wichtige Rolle – und nun sind auch QueenKong zurück im Himmelrich. Wie kam es dazu?

Das Projekt Himmelrich 3 ist nicht nur die momentan grösste Baustelle auf Luzerner Stadtboden, es ist auch ein sich wandelndes Kunstwerk. Das weiss man spätestens seit der furiosen künstlerischen Zwischennutzung im September 2015, bevor die Häuser abgebrochen wurden (zentralplus berichtete).

Und auch jetzt, wo die alte Bausubstanz schon fast komplett dem neuen Fundament gewichen ist, wo Bagger und Baukräne das riesige Feld dominieren, hat die Kunst einen wichtigen Stellenwert behalten. Das kleine Baustellenhäuschen an der Bundesstrasse ist nämlich auch ein Museum – und wird halbjährlich jeweils mit einem passenden Motto neu bespielt.

Die Tafeln rund um die Baustelle ergeben einen begehbaren Zeitstrahl. Diese hier markiert 2012, als das jetzige Projekt gewann.  (Bild: jwy)

Die Tafeln rund um die Baustelle ergeben einen begehbaren Zeitstrahl. Diese hier markiert 2012, als das jetzige Projekt gewann.  (Bild: jwy)

Für das Winterhalbjahr ist es das Luzerner Künstlerpaar QueenKong unter dem Motto #stabilesfundament. Für Veronika Bürgi und Marco Schmid ist es eine Rückkehr: Wenige Meter neben dem jetzigen Baustellenhäuschen hatten sie im Sommer 2015 ein riesiges Wandbild auf eines der Abbruchhäuser gemalt – die bekannte tätowierte Himmelrich-Dame (zentralplus berichtete).

Nun haben sie in einer neuen Inszenierung ihre Interpretation von einem stabilen Fundament umgesetzt. Die vergangenen «Ausstellungen» des Häuschens sind nach einem halben Jahr jeweils einen Platz weiter auf eine grosse Tafel am Bauzaun gewandert – so wird es auch der QueenKong-Inszenierung nächsten Frühling ergehen. So entsteht Stück für Stück rund um die Baustelle ein begehbarer Zeitstrahl.

Von Manhattan zurück ins Himmelrich

QueenKong waren erst noch in New York, wo sie in Manhattan eine grosse Wand farblich aufmöbelten (zentralplus berichtete). Nun haben sie seit Anfang November im weitaus kleineren Himmelrich-Häuschen gewerkelt. Die Bauherrin, die Allgemeine Baugenossenschaft (ABL), hat drei Künstler angefragt – und sich schliesslich für QueenKong entschieden.

Farbige Linien locken ins Innere des schwarzen Häuschens. Blickt man nach oben, sieht man sein eigenes Spiegelbild an der Decke und den Schriftzug: «Du bist das Fundament.» Das ist Motto und Name der Inszenierung. «Ein solides Fundament ist unabdingbar für jedes Bauwerk», so die beiden Künstler. Aber das treffe auch auf das Zusammenleben in einer Gemeinschaft zu – deshalb sei jeder Teil des Fundaments. «Es entsteht hier etwas Neues. Auf einem soliden Fundament werden Räume geschaffen, in denen andere Geschichten geschrieben werden», beschreiben die beiden ihre Inszenierung.

Jeder ist Fundament, auch der Autor dieser Zeilen. So sieht es aus, wenn man im Häuschen nach oben blickt.  (Bild: jwy)

Jeder ist Fundament, auch der Autor dieser Zeilen. So sieht es aus, wenn man im Häuschen nach oben blickt.  (Bild: jwy)

Die Raumgestaltung zeigt schön auf, dass QueenKong auch ganz anders arbeiten können als auf dem stadtbekannten Wandbild. Es zeigt, wie vielseitig das Duo ist. «Wir wollen den Besuchern ein Erlebnis bieten, dass sie hoch schauen ins Himmelrich», sagt Veronika Bürgi.

Aufs harte Fundament der Baustelle

Aber bei dieser Baustelle geht es natürlich nicht nur um Kunst. Franz Studer ist als Bauleiter bei der ABL zuständig für die Überbauung Himmelrich 3. Er präsentiert das echte, harte Fundament – von den schönen Künsten auf die raue Baustelle.

Eine grosse Herausforderung der Baustelle sei die Bodenbeschaffenheit. Man kennt zwar die schwierige Unterlage, aber sie könne von Meter zu Meter variieren. Weshalb man mit dem ganzen Projekt auch etwas in Verzug sei. «Man kann alles planen, aber man muss auf Unvorhergesehenes reagieren können», sagt Studer. «Wir hoffen, die Verzögerung in den nächsten Monaten aufholen zu können.» Am Zeitplan hält man trotzdem fest: Die ABL will hier auf 2022 eine Grossüberbauung in Form eines Dreiecks mit grossem Innenhof realisieren. 250 neue Wohnungen entstehen, total werden 170 Millionen Franken verbaut.

Bauleiter Franz Studer (hinten) und Benno Zgraggen von der ABL auf der Baustelle.   (Bild: jwy)

Bauleiter Franz Studer (hinten) und Benno Zgraggen von der ABL auf der Baustelle.   (Bild: jwy)

Herausforderung Bundesstrasse

Seit letztem Herbst werden die alten Häuser rückgebaut, noch immer sind letzte Reste sichtbar (zentralplus berichtete). Man hat eine Tiefgarage ergänzt und eine provisorische Zufahrt errichtet, weil während der ganzen Bauphase 60 Parkplätze zugänglich sein müssen, so will es eine Auflage der Stadt. Aktuell wird das Fundament im ersten und zweiten UG errichtet.

Eine weitere Herausforderung ist die Bundesstrasse gleich neben der Riesenbaustelle: Sie ist in der Obhut des Kantons und darf als Hauptzubringer zum Bahnhof zu keiner Zeit beeinträchtigt werden. «Wir müssen gewährleisten, dass keine Fahrzeuge, die Material zu uns bringen, auf der Bundesstrasse abladen, das ist eine besondere Herausforderung», sagt Studer.

2022 ist alles fertig

Auf der grossen, zentralen Brache soll es dereinst einen Begegnungsraum mitten in der Neustadt geben. Die Zahlen sind beeindruckend: 14’500 Quadratmeter, 250 neue Wohnungen, dazu Büros und Räume für Geschäfte oder Restaurants in den Parterreflächen. Die ersten 170 Wohnungen und Geschäftsflächen werden im so genannten Hof ab Ende 2019 bezugsbereit sein. Dann wird die erste, weitaus grössere Bauetappe abgeschlossen sein.

Die Häuserzeile im Hintergrund kommt dran, wenn das Hauptgebäude hier steht.  (Bild: jwy)

Die Häuserzeile im Hintergrund kommt dran, wenn das Hauptgebäude hier steht.  (Bild: jwy)

Die zweite Etappe folgt mit dem Abbruch der letzten Häuserzeile an der Claridenstrasse 1 bis 6 am Bahngleis, die im Moment und sicher noch bis Ende 2018 bewohnt ist. Jene 80 Wohnungen, die dort geplant sind, sollen spätestens 2022 bezugsbereit sein.

Ein Kränzchen für die Nachbarn

Die ganze Bauerei ist für die angrenzenden Quartiere natürlich eine Belastung, aber man hört von Anwohnern, dass es weniger schlimm sei, als befürchtet. Und die intensiveren, lauteren Phasen – etwa das Einrammen der Spundwände in den Boden – sind vorbei. Studer sagt: «Ich muss der Nachbarschaft ein Kränzchen winden, sie sind sehr tolerant und haben das akzeptiert.» Er hofft, dass es bis Bauende dabei bleibt.

Auch QueenKong tragen mit der Installation im Häuschen ihren Teil dazu bei, die Bauerei erträglicher zu machen. Am kalten Mittwochabend wurde die Installation zu heissem Punsch und Mandrinli eingeweiht.

So sah die Siedlung früher aus …  (Bild: zvg/Jörg Huwyler)

So sah die Siedlung früher aus …  (Bild: zvg/Jörg Huwyler)

… und dieses Dreieck ist stattdessen geplant. Links verläuft die Bundesstrasse, rechts neben dem Neubau das Bleichergärtli.  (Bild: zvg/Stefano Schröter)

… und dieses Dreieck ist stattdessen geplant. Links verläuft die Bundesstrasse, rechts neben dem Neubau das Bleichergärtli.  (Bild: zvg/Stefano Schröter)

Und dasselbe noch auf dem Plan: Visualisierung des Siegerprojekts Larix.  (Bild: zvg)

Und dasselbe noch auf dem Plan: Visualisierung des Siegerprojekts Larix.  (Bild: zvg)

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