Elterliche Finanzspritze sichert Betrieb vorerst

Privatschule in Finanznot: Schulleiter übt sich in Durchhalteparolen

Die Zukunft der Chamer Privatschule Isocs bleibt ungewiss.

(Bild: Facebook Isocs)

Obwohl es durch das Engagement von Eltern und Lehrern weiterhin Hoffnung für die Privatschule Isocs in Cham gibt, bleibt die Zukunft unklar. Der finanzielle Engpass besteht nach wie vor. Während der neue Schulleiter auf ein gutes Ende hofft, wurde die Gründerin der Schule kaltgestellt.

Dass eine «International School» im Kanton Zug nicht funktioniert, ist eigentlich kaum vorstellbar. Nicht bloss, weil der Expat-Anteil hoch ist und auch zahlreiche Schweizer Eltern ihre Sprösslinge in Privatschulen schicken. Trotzdem ist die International School of Central Switzerland (Isocs) im Chamer Lorzenpark in arge finanzielle Schieflage geraten (zentralplus berichtete).

Neuer Schulleiter hat Fäden in der Hand

zentralplus hat sich mit Kamran Baig unterhalten. Er ist stellvertretender Leiter der Schule, hat de facto jedoch inzwischen die Fäden in der Hand, wie es scheint. Die Schulgründerin Jacqueline Webb-Archibald wurde allem Anschein nach kaltgestellt. Erreichbar ist sie jedenfalls nicht.

«Wir haben eine neue Organisationsstruktur etabliert und die Ausgaben rationalisiert.»

Kamran Baig, Schulleiter Isocs

Gegenüber der «Zuger Zeitung» sagt Baig über die Schottin: «Sie ist eine wunderbare Lehrerin und mit viel Herzblut dabei, aber keine Business-Frau. Wir haben deshalb beschlossen, dass sie in dieser schwierigen Situation mir die Verantwortung übergibt und sich eine Auszeit nimmt.»

Die Suche nach Investoren

Baig gesteht einen akuten Liquiditätsengpass ein, mit dem Isocs momentan zu kämpfen habe. Im selben Atemzug schlägt er jedoch schlichtende Töne an. Der Schulbetrieb werde normal fortgesetzt. «Wir haben Massnahmen eingeleitet, um der Situation Herr zu werden. Dazu gehört, dass wir eine neue Organisationsstruktur etabliert und die Ausgaben rationalisiert haben», so Baig.

«Wir haben die Schule erweitert und mehr Lehrer verpflichtet.»

Kamran Baig

Die nächsten paar Monate gelte es, auch dank der Unterstützung von Eltern und Lehrern, durchzustehen. Danach soll der Übergang in die neue Operationsstruktur abgeschlossen sein. Zudem spricht Baig von neuen Besitzverhältnissen, die bis dahin etabliert sein sollen. Man befinde sich auf der Suche nach neuen Investoren.

Selbstüberschätzung führte zu Problemen

Der Brite gewährt einen Einblick, weshalb die Isocs überhaupt in finanzielle Schieflage geraten ist. «Wir haben für dieses Schuljahr nicht die nötige Zahl Schüler.» Trotzdem wurde der Ausbau bereits in Angriff genommen. Als Grund dafür nennt er, dass es nicht mehr Standard sei, dass internationale Firmen die Schulkosten der Kinder ihrer Mitarbeiter übernehmen.

«Hinzu kommt, dass wir die Schule erweitert und mehr Lehrer verpflichtet haben.» Das Missverhältnis zwischen Ausgaben und Einnahmen habe schlussendlich zum Liquiditätsengpass geführt. Entlassen habe man bislang jedoch noch niemanden müssen, wie Baig gegenüber dem «Blick» versichert.

Dass das Geld auszugehen droht, habe man erst Anfang November bemerkt. «Daraufhin haben wir die Eltern umgehend informiert», sagt Baig. Bislang hätte erst eine Handvoll Eltern ihre Kinder von der Schule abgezogen. Die meisten seien gewillt, Isocs noch eine Chance zu geben.

Eltern sollen nachzahlen

Manche Eltern belassen es jedoch nicht beim Durchhaltewillen. Ein Teil arbeite laut Kamran Baig eng mit der Schulleitung zusammen, um das Isocs-Schiff wieder in ruhigere Gefilde zu steuern – bevor dann die neue Führung im neuen Jahr übernehmen kann.

Die International School of Central Switzerland

Die International School of Central Switzerland (Isocs) wurde 2009 von Jacqueline Webb-Archibald gegründet. Ziel war eine Privatschule, die billiger daherkommt als die Konkurrenz. Die Gebühren belaufen sich je nach Angebot auf 15'000 bis 30'000 Franken.

Die Vision war es, dass im Chamer Lorzenpark dereinst bis zu 300 Schüler die Schulbank drücken sollen. Nach Angaben von Kamran Baig sind es momentan jedoch nur rund 120. Kürzlich machte eine Mutter, deren Kind die Isocs besucht, publik, dass die Schule in argen finanziellen Schwierigkeiten steckt.

Sie haben einen Verein gegründet und einen Brief an die Eltern geschickt, worin diese aufgefordert werden, weitere 5000 Franken pro Kind an die Schule zu überweisen. Eine Massnahme, die scheinbar bei zahlreichen Eltern Anklang gefunden hat.

Zum Abschluss kündigt Kamran Baig an: «Wir hoffen, dass wir noch vor Neujahr positive Nachrichten für alle Eltern und Lehrer verkünden können.»

Kein Konkursverfahren laufend

Beim Zuger Konkursamt wisse man derweil nicht mehr zum Fall Isocs, wie es auf Anfrage heisst. Ein Konkursverfahren gegen die Schule läuft momentan nicht.

Und die Zuger Strafverfolgungsbehörde weist darauf hin, dass Stand heute keine Strafanzeige gegen Isocs vorliege. Auf die Frage, ob durch eine baldige Schliessung Verstösse gegen das Bildungsgesetz vorliegen könnten, verweist sie auf die Bildungsdirektion.

Lukas Fürrer, Generalsekretär der Bildungsdirektion, sagt: «Wir haben mit der Isocs vor allem bezüglich Lehrerbewilligungen und den Schülerdaten Kontakt.» Die wirtschaftliche Situation der Privatschule kenne man nicht genau – dies gehe die Bildungsdirektion nichts an.

Fürrer weiter: «Wir sind für jene Schüler zuständig, welche in der obligatorischen Schulzeit sind und im Kanton Zug wohnen.» Aus diesem Grund habe man die Eltern über die Anschlussmöglichkeiten informiert. Auch das Amt für Berufsberatung sei dabei anwesend gewesen. «Dank der Einwilligung der Isocs fand die Veranstaltung an ihrer Schule statt», sagt Fürrer.

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