Durchsetzung der Nachtruhe

Polizei: Tonfall sorgt für Ärger

Bruch Brothers Geschäftsführer Philipp Hüsler ist mit dem Auftreten der Polizei nicht einverstanden. (Bild: jav)

Jetzt ist Sperrstunde! Was nach einer langen Partynacht kein Barbetreiber gerne über sich ergehen lässt, sorgte im «Bruch Brothers» vergangenen Samstag für Unmut. Zeigte die Polizei in dieser Situation zu wenig Fingerspitzengefühl?

In der Luzerner Bar Bruch Brothers an der Baselstrasse fand am letzten Samstag ein Rockkonzert statt. Anschliessend legte ein DJ seine Platten auf. Als die Gäste dann gegen 4 Uhr das Lokal verliessen und sich das Barpersonal ans Aufräumen machte, stand plötzlich die Polizei in der Bar von Philipp Hüsler. Es kam zu einer hitzigen Diskussion. Und Hüsler kann den forschen Auftritt der Polizei nicht nachvollziehen.

«Um 04.20 Uhr war die Polizei vor Ort und stellte fest, dass sich nebst dem Personal noch zwei Bandmitglieder und ein Verwandter einer Angestellten in der Bar befanden.» Dass dies in Sachen Sperrstunde eine rechtliche Grauzone sei, gibt Hüsler zwar zu. Der gewählte Ton der Polizei hat ihn aber verärgert. Die Patrouille habe sehr ungeduldig reagiert und sogar gedroht.

«Entweder verlassen die Leute jetzt die Bar oder wir machen Ihnen in Zukunft das Leben richtig schwer.»

Philipp Hüsler, Geschäftsführer

Strikt oder übertrieben?

«Entweder verlassen die Leute jetzt die Bar oder wir machen Ihnen in Zukunft das Leben richtig schwer», schildert Hüsler die Worte der Polizei. Mit diesem resoluten Tonfall habe er Mühe. Hüslers Diskussion mit den Gesetzeshütern ist eines von vier Ereignissen in jüngster Vergangenheit, bei denen der Auftritt der Polizei öffentlich kritisiert wurde (siehe Box).

Die Polizei nehme zu einzelnen Interventionen bei Gastbetrieben keine Stellung, heisst es auf Anfrage. Mediensprecher Urs Wigger erklärt: «Wenn sich die beteiligte oder verantwortliche Person des Betriebes von den handelnden Polizisten nicht korrekt behandelt fühlt, hat sie die Möglichkeit, eine schriftliche Beschwerde beim Kommando der Luzerner Polizei einzureichen.»

Offensichtliches Spannungsfeld

Zu Kontrollen der Schliessungszeiten komme es im Rahmen der normalen Patrouillentätigkeiten der Polizei oder bei Meldungen zu Lärmbelästigungen. Die Polizei befindet sich bei der Durchsetzung der Sperrstunde generell in einem Spannungsfeld. Solche Interventionen seien nicht immer einfach, sagt Wigger. «Vielfach halten sich zu diesen Zeiten viele alkoholisierte Personen in den Betrieben auf, die über die Schliessung des Betriebes nicht erfreut sind.» Dies führe immer wieder zu Konfliktsituationen zwischen der Polizei und den anwesenden Gästen.

Philipp Hüsler stört sich an der Praxis der Kontrollen der Polizei. Er glaubt nicht, dass bei allen Betrieben mit gleichen Ellen gemessen werde. So erlebe er, wie in seiner Bar strikt durchgegriffen werde, während in naher Umgebung teilweise ungesittete Menschenansammlungen massiv Lärm produzieren würden.

Zu wenig Fingerspitzengefühl?

Die geschilderte Situation ist nicht der erste Fall, mit dem die Einsatzkräfte der Luzerner Polizei in Kritik geraten. zentral+ berichtete kürzlich über einen angeblich überharten Einsatz bei einer friedlichen Demonstration (zum Artikel).

Den Einsatzkräften wurden sogar Beweisfälschungen vorgeworfen. Für Schlagzeilen sorgte zudem eine ruppige Inhaftierung eines Journalisten, dessen Fotos auf seiner Kamera von der Polizei gelöscht worden waren (zum Artikel).

Er fotografierte zuvor einen Einsatz der Polizei. Und Anfang März schrieb die «Neue Luzerner Zeitung» über eine fragwürdige Kontrolle bei der Kulturbeiz Meyer am Bundesplatz, wo es offenbar zu einem vergleichbaren Zwischenfall wie bei jenem in der Bruch-Brothers-Bar kam. Der Polizei fehle das Augenmass, so der Vorwurf.

 

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