Pimp the Kapellbrücke: Eine Millionenspende macht’s möglich
Die Stadt erklärt die Kapellbrücke und den Wasserturm zur Chefsache: Das Luzerner Wahrzeichen soll nun endlich aufgewertet, besser sichtbar und digital zugänglich werden. Möglich macht’s ein Millionenvermächtnis. Doch die kritischen Stimmen bleiben.
Man erinnert sich: Der letzte Versuch, die Holzbrücke in ein neues Licht zu rücken und besser zu inszenieren, war 2016 an zu hohen Ansprüchen und Kosten gescheitert. Die IG Inszenierung Kapellbrücke um alt Stadtrat Ruedi Meier hat sich daraufhin aufgelöst (zentralplus berichtete).
Danach wurden Anfang Jahr Parlamentarier aktiv: CVP, GLP, SP sowie Grünen-Präsident Marco Müller forderten in einem Postulat eine Aufwertung von Holzbrücke und Turm. Begründung: Kapellbrücke und Wasserturm seien das Wahrzeichen von Luzern und gehörten zu den meistfotografierten Denkmälern der Schweiz. «Zum heutigen Zeitpunkt sind nachts die Brücke von aussen gar nicht und die Bilder im Innern der Brücke nicht gezielt beleuchtet.» Das sei nicht mehr zeitgemäss, darum müsse das Thema zuoberst auf die Prioritätenliste und der Stadtrat müsse den Lead übernehmen, so die Parteien (zentralplus berichtete).
Eine Spende macht’s möglich
Das tut die Stadt jetzt – und kündigt ein ganzes Massnahmenpaket an. «Der Stadtrat ist sich der hohen Verantwortung im Zusammenhang mit den Holzbrücken bewusst», schreibt er in seiner Antwort. Brücken – der Plural ist bewusst gesetzt, denn auch die Spreuerbrücke ist Teil des Plans. Möglich macht das Ganze ein Legat, das die Stadt 2016 erhalten hat.
Die anonymen Stifter wünschten sich, dass die Mittel in den Erhalt und die Attraktivierung der zwei Brücken und des Wasserturms fliessen. Man spekuliert über einen Betrag von zwei Millionen Franken. Der Stadtrat spricht auf Anfrage von einem «namhaften Betrag», ohne eine konkrete Zahl zu nennen.
Neue App und Website
Die Stadt habe sich immer für den Fortbestand der Holzbrücken eingesetzt, darum seien sie heute in gutem baulichem Zustand. Nun sei der Stadtrat bereit, eine «angemessene Attraktivierung» und eine «punktuelle Aufwertung» anzugehen. Mögliche Massnahmen sollen gestaffelt und unabhängig voneinander umgesetzt werden, auch weil die Ausgangslage sehr anspruchsvoll ist: Die Holzbrücken mit den Bildern sind Denkmäler von nationaler Bedeutung.
Der erste Schritt sind eine App und eine mehrsprachige Website mit Informationen und Bildern zu den Brücken. Damit soll das Wahrzeichen via Smartphones, Tablets und QR-Codes besser digital abgebildet werden. Die seit dem Brand 1993 fehlenden Bilder der Kapellbrücke wären damit – zumindest virtuell – wieder präsent und erlebbar.
«Das Vorgehen, mögliche Ideen und Vorstellungen müssen sehr sorgfältig vorbereitet werden.»
Luzerner Stadtrat
Heute hängen auf der Kapellbrücke nur die seit dem Brand unversehrten Gemälde, dazwischen gibt es Leerstellen und beschädigte Bilder zu sehen, was immer wieder für kontroverse Diskussionen sorgte. Jüngst forderte ein noch hängiger Vorstoss, dass die Lücken durch zeitgenössische Bilder ersetzt werden (zentralplus berichtete).
Die Kapellbrückenbilder sind wissenschaftlich fundiert untersucht, vor allem durch eine Publikation von Heinz Horat vom Herbst 2015. Darauf basierend können die Inhalte technisch und zielgruppengerecht aufgearbeitet werden – dafür rechnet der Stadtrat mit Kosten von 100’000 Franken. Die Umsetzung ist auf Ende 2018 geplant.
Neue Beleuchtung und Hängeordnung – irgendwann
Komplizierter wird’s mit dem Anliegen, die Brücke bei Nacht und in den Wintermonaten besser sichtbar zu machen: Eine «dezente Verbesserung der Sichtbarkeit» und eine optimierte Beleuchtung des Innenraums sollen laut Stadtrat geprüft werden. Jedoch keine aussergewöhnliche Inszenierung mehr, wie damals von der IG angestrebt. Die Beleuchtung müsse sich am Plan Lumière orientieren, wie er in der Stadt gilt. Für diese Massnahmen rechnet der Stadtrat mit Kosten im sechsstelligen Bereich, die Realisierung ist innert zwei Jahren vorgesehen.
Zuletzt will der Stadtrat auch eine neue zeitgemässe Hängeordnung der Bilder prüfen. Viele Bilder anderer Zyklen lagern heute im Archiv. Diese will der Stadtrat besser zugänglich machen, doch er bleibt noch vage: Der Stadtrat will einen «möglichen Vorstellungsrahmen entwickeln als Grundlage und Basis für den notwendigen Kontakt zu Bund und Kantonen», heisst es.
«Ich hätte mir ein klareres Commitment gewünscht, dass es jetzt vorwärtsgeht.»
Albert Schwarzenbach, CVP-Grossstadtrat
Bis zur Umsetzung einer neuen Hängeordnung rechnet der Stadtrat mit einem Prozess über mehrere Jahre: «Vorgehen, mögliche Ideen und Vorstellungen müssen sehr sorgfältig vorbereitet werden und benötigen entsprechende Absprachen.» Genaue Zeit- und Kostenangaben will der Stadtrat deshalb noch keine machen, dies sei erst nach entsprechenden Verhandlungen mit Bund und Kanton möglich.
Postulant ist nicht zufrieden
Und ist man bei den Postulanten nun zufrieden? Jein. CVP-Grossstadtrat Albert Schwarzenbach freut’s zwar, dass der Stadtrat das Postulat entgegennimmt und das Thema nun zurück auf dem politischen Parkett ist. «Aber die Antwort bleibt mir zu fest im Allgemeinen, ich hätte mir ein klareres Commitment gewünscht, dass es jetzt vorwärtsgeht.» Die App sei das einzig Konkrete, «doch diese leuchtet nicht besonders», sagt Schwarzenbach und spielt darauf an, dass der Stadtrat zu möglichen Inszenierungen der Brücke vage bleibt. «Da reichen ein paar Lämpchen nicht, dieses Wahrzeichen verdient eine richtige Illumination.»
Statt des angekündigten Gesamtkonzepts wünscht er sich einen klaren Zeitplan mit Budget. «Ich weiss nicht mal, wie hoch und von wem die Spende ist», sagt er. Man müsste jetzt den Mut haben, dieses Mandat jemandem zu übergeben, der das an die Hand nehme, so Schwarzenbach.
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