Der Wunsch nach einem grösseren Penis treibt immer mehr Männer in Schönheitskliniken, auch in Luzern. Was steckt hinter der steigenden Nachfrage – und was ist bei den Eingriffen überhaupt möglich?
«Ist mein Penis zu klein?» – eine Frage, die Dr. Sommer wohl unzählige Male gestellt wurde. Der Arzt – der mit richtigem Namen Martin Goldstein heisst – beantwortete 15 Jahre lang die Fragen von pubertierenden «Bravo»-Lesern. In der «Penis-Galerie» konnten sich Teenies vergewissern, wie unterschiedlich Penisse aussehen.
Doch das Thema ist nach der Pubertät nicht abgehakt. Auch erwachsene Männer beschäftigt der Wunsch nach einem grösseren Penis – ein Anliegen, das bei Schweizer Schönheitskliniken seit Jahren die Nachfrage nach operativen Eingriffen steigen lässt.
Viele Männer suchen mit dem Wunsch nach einem grösseren Penis auch die Lucerne Clinic an der Seidenhofstrasse auf. Die Nachfrage nach Penisverlängerung und -verdickung sei «tatsächlich sehr hoch und nimmt stetig zu», schreibt Dr. Jürg Häcki. Der Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie hat die Schönheitsklinik 2011 gegründet und 2015 eröffnet. Pro Monat erhält die Klinik über 30 Anfragen. Meistens von jüngeren Männern zwischen 20 und 30 Jahren, teilweise auch ausländischer Herkunft. Um der Nachfrage gerecht zu werden, hat die Schönheitsklinik im letzten Jahr das Angebot in der Intimchirurgie erweitert.
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Warum sich Männer einen grösseren Penis wünschen
Der Leidensdruck bei Männern nehme spürbar zu, besonders im Intimbereich. Dafür gibt es viele Gründe. «Jüngere Generationen erleben häufiger Partnerwechsel. Und die zunehmenden Vergleiche mit pornografischem Material verstärken oft das Gefühl, nicht zu genügen», so Häcki.
Ist ein Mann unsicher über seinen Intimbereich, so könne er sich beim Sex womöglich nicht so «frei ausleben, wie er das tun würde, wenn er mit seinem Intimbereich zufrieden wäre». So wachse das Bedürfnis, das eigene Körperbild zu optimieren.
Jürg Häcki geht davon aus, dass durch Medienberichte Penisvergrösserungen bei Männern zunehmend an Interesse und Akzeptanz gewinnen. So berichteten Zeitungen beispielsweise darüber, dass der portugiesische Profifussballer Cristiano Ronaldo nicht nur in seinem Gesicht mit Botox nachhelfe, sondern auch bei seinem Penis.
So laufen die Eingriffe ab
Wer sich einen längeren Penis wünscht, der wird in der Lucerne Clinic zunächst beraten und aufgeklärt. Ein Chirurg untersucht und misst den Penis des Patienten ab. «Im Anschluss können unsere Chirurgen eine realistische Einschätzung vornehmen, was mit der entsprechenden Ausgangslage möglich ist und auf die individuellen Wünsche und Vorstellungen des Patienten eingehen», so Jürg Häcki.
Wer sich für eine Penisverlängerung entscheidet, wird in eine Art Dämmerschlaf mit Teilnarkose versetzt. Die Chirurgen setzen dann im Bereich der Hautfalte an der Peniswurzel einen kurzen Schnitt. Im Körperinnern ist der Penis mit mehreren Bändern im Beckenbereich befestigt. Bei der Operation trennt der Chirurg ein bestimmtes dieser Bänder durch. Dadurch wird der im Körper verborgene Teil des Penis nach aussen verlagert. So wird der Penis optisch länger. Der Eingriff ist aber nicht ohne. Wird er nicht sachgemäss durchgeführt, könnte das Glied laut Häcki im erigierten Zustand an Stabilität verlieren.
Damit der Penis dicker wird, wird entweder Eigenfett oder Hyaluron verwendet. Bei einer Penisverdickung mit Eigenfett wird Fett in einer bestimmten Region abgesaugt, aufbereitet und in den Penisschaft und die Eichel injiziert. So gewinnt der Penis gleichmässig an Umfang. Hier ist es entscheidend, dass die «richtige Menge in die richtige Schicht» injiziert wird. Ansonsten kann es gemäss Häcki zu Verknotungen oder sogar Erektionsstörungen kommen. Bei geübten Chirurgen und bei fachmännischer Durchführung würden diese Risiken kaum vorkommen.
Bei einer Verdickung mit Hyaluron muss kein Fett abgesaugt werden. Stattdessen werden synthetische Hyaluron-Filler in den Penis injiziert. Dieses hält ein bis zwei Jahre.
Die Kosten einer operativen Penisverlängerung belaufen sich in der Lucerne Clinic auf 6500 Franken, eine Verdickung mit Eigenfett auf 5500 Franken. Bei einem Kombi-Eingriff mit Penisverlängerung und -verdickung mit Eigenfett erhalten die Patienten einen 1500-Franken-Rabatt. Bei einer Verdickung mit Hyaluron kostet eine erste Spritze 600 Franken, ab der zweiten 400 Franken.
Um so viele Zentimeter kann der Penis länger werden
Die Vorstellungen der Patienten, wie der ideale Penis aussehen sollte, variieren stark, so Häcki. Er sagt auch: «Die grösste Schwierigkeit ist, das Ergebnis vorherzusagen. Deshalb beraten wir sehr konservativ.»
Im Idealfall wird ein Penis durch eine operative Verlängerung im schlaffen Zustand um bis zu vier Zentimeter länger. Im erigierten Zustand sind es zwei Zentimeter. Durch eine Penisverdickung könne der Umfang eines Penisses um bis vier Zentimeter zunehmen. Gemäss dem Gründer der Lucerne Clinic würden Männer nach diesem Eingriff von einem höheren Selbstbewusstsein berichten und davon, dass sie sich in ihrem Sexualleben freier fühlen.
Frauen gehen mehr zum Beauty-Doc
Männer suchen Schönheitskliniken nicht nur mit dem Wunsch nach einem grösseren Penis auf. Auch Fettabsaugungen, Botox- und Fillerbehandlungen sind gefragt sowie Behandlungen gegen Achselschweiss und -geruch oder Tattooentferungen (zentralplus berichtete).
Nach wie vor dominieren jedoch Frauen die Kundschaft. Bei der Lucerne Clinic liegt der Frauenanteil der Patientinnen bei rund 80 Prozent. Pro Jahr führt die Schönheitsklinik über 800 Brustvergrösserungen und 150 Schamlippenverkleinerungen durch – so viele wie sonst keine Klinik in der Schweiz.
Isabelle Dahinden schreibt über Menschen, Beziehungen und das Leben. Nach ihrem Studium in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften schreibt sie seit Dezember 2017 als Gesellschaftsredaktorin für zentralplus. 2021 hat sie die MAZ-Diplomausbildung absolviert, seit August 2023 ist sie stellvertretende Redaktionsleiterin.