Politik fordert Cannabis-Studie für Zug

Apotheken-Gras? Ein Kiffer bleibt lieber beim Dealer

Cannabis aus der Apotheke – in mehreren Schweizer Städten ist dies bereits Realität. Im Kanton Zug nicht – noch nicht. (Bild: Adobe Stock)

Im Zuger Kantonsrat wünschen sich Politikerinnen von links bis rechts die Lancierung einer Cannabis-Studie. Darum fragt zentralplus schon mal zwei Kiffer, ob sie überhaupt an einer Teilnahme interessiert wären. Die beiden sind sich uneins.

In Luzern, Zürich und anderen Schweizer Städten gibts für Studienteilnehmer Gras, Hasch und andere Cannabis-Produkte aus der Apotheke (zentralplus berichtete). In Zug fehlt ein solches Angebot – was die Politik auf den Plan rief. Eine Handvoll Kantonsrätinnen aller Parteien – auch der SVP – machen sich dafür stark, dass der Regierungsrat die Lancierung einer eigenen oder den Beitritt zu einer bestehenden Cannabis-Studie prüft.

Eine Antwort des Zuger Regierungsrats liegt noch nicht vor. Hingegen weiss zentralplus, was zwei Zuger Kiffer vom politischen Vorstoss halten. Luca K.* heisst der eine, Can B.* der andere. Einer der beiden würde sofort an einer Zuger Cannabis-Studie teilnehmen. Überhaupt nicht interessiert an einer Teilnahme ist hingegen der andere.

Von Zuger Cannabis-Studie nichts mitgekriegt

Als zentralplus sich am Dienstag bei Luca und Can meldet, sind der Vorstoss im Kantonsrat und ein entsprechender Artikel in der Zuger Lokalzeitung längst publiziert. Doch dass Politiker sich eine Cannabis-Studie wünschen, scheint sich unter Kifferinnen noch nicht herumgesprochen zu haben.

Von einem Hype in Zug also keine Spur – was sich mit Beobachtungen aus dem Nachbarkanton Luzern deckt. Dort mussten die Macher der Cannabis-Studie jüngst nochmals Werbung machen, um die letzten Studienplätze zu besetzen – obwohl die Studie schon länger läuft (zentralplus berichtete).

Beide Kiffer feiern politischen Vorstoss

Luca und Can sind sich zwar uneins über die Teilnahme an einer möglichen Cannabis-Studie. Hingegen begrüssen beide, dass die Lancierung einer solchen im Kanton Zug nun zur Debatte steht. Luca kann sich vorstellen, dass auch seine «Bude», die auf Anbauräume für Cannabis und CBD spezialisiert ist, von der Studie profitieren würde. Und Can findet es prinzipiell gut, wenn der Kanton Zug zu Vor- und Nachteilen des Konsums forscht.

Seine Daten wird der Kanton Zug aber nicht auswerten können. Denn Can hat keine Lust, an der Studie teilzunehmen – obwohl er seit über 20 Jahren regelmässig Joints raucht. Auch, weil er nicht will, dass der Staat allzu viel über ihn weiss.

Dealer von Can ist günstiger als die Apotheke

Ihm fehle, abgesehen davon, ein Anreiz, Gras oder Hasch in Zuger Apotheken einzukaufen. «Weil ich über all die Jahre ein paar Kontakte geknüpft habe, weiss ich genau, was ich jeweils rauche», erklärt Can. Zudem hole er meist so viel, dass er Mengenrabatt erhalte und günstiger an sein Cannabis komme als in der Apotheke.

Denn ein Blick nach Luzern zeigt: Gras und Hasch für Studienteilnehmerinnen sind zwar nicht extrem teuer – aber auch nicht wirklich günstig.

Für Zuger, die keine vertrauenswürdigen Dealer hätten, sei das Projekt hingegen super, sagt Can. «Du weisst, dass das Zeugs sauber ist und kannst besser einschätzen, wie es wirkt», begründet er. Dies umso mehr, da immer wieder verunreinigtes Cannabis im Umlauf ist – eine Gefahr, vor der das Luzerner Drug-Checking warnt (zentralplus berichtete).

Luca hat genug von der Kriminalisierung

Luca hat zwar ebenfalls keine Mühe, an qualitativ hochwertiges Cannabis zu gelangen. Doch würde er gerne in der Apotheke «etwas zum Rauchen» holen, so wie andere ein Bierchen kaufen gehen. Ihn stört, dass er nicht selbst entscheiden darf, was er sich am Feierabend genehmigt und was nicht.

Auch Cannabis-Lösungen, die man mit Vapes im dampfförmigen Zustand inhalieren kann, und «Edibles», beispielsweise mit THC versetzte «Guetzli» oder Gummibärchen, würde er sich gönnen, wenn so was bei der Apotheke im Angebot wäre.

«Ich wollte mich schon bei der Zürcher Cannabis-Studie anmelden, doch Zuger sind dort halt nicht zugelassen», sagt Luca. Davon, dass das Angebot genutzt würde, ist Luca überzeugt. «Ich kenne mindestens 50 Personen, die sich sofort anmelden würden», sagt er.

* Name der Redaktion bekannt bzw. geändert

Verwendete Quellen
  • Vorstoss zu Zuger Cannabis-Studie im Zuger Kantonsrat
  • Telefonat mit den Zuger Kiffern Luca und Can
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