Online-Einreichung der Zuger Steuererklärung

Nik Hartmanns Promo-Auftritt im Praxistest

«Gar nicht gewusst, dass ich so etwas kann», zeigt sich Nik Hartmann im Video begeistert.

(Bild: Screenshot)

«Was, scho fertig?», fragt Nik Hartmann im Erklärvideo der Zuger Steuerverwaltung. Gerade einmal fünf Minuten dauert es beim Zuger Wanderer der Nation, um seine Steuererklärung vollständig elektronisch einzureichen. Wir haben es versucht. Unser Video hätte aber länger gedauert. Viel länger.

Der Zuger von heute schickt kein Papier mehr hin und her, sondern füllt seine Steuererklärung auf dem Notebook aus. Seit diesem Jahr kann sie auch gleich online unterschrieben und eingereicht werden. Ganz so, wie das Fluggesellschaften und Detailhändler inzwischen auch machen: Scannen und Check-in werden an die Kunden ausgelagert – als solche werden Steuerzahler in Zug schliesslich auch bezeichnet. Gerade für jene, die verspätet sind und ihr schlechtes Gewissen an einem regnerischen Wochenende erleichtern möchten, ein wahrer Segen.

Nik Hartmann zeigt sich im Auftrag der Zuger Steuerverwaltung begeistert und freut sich über seine technischen Anwenderkenntnisse. Was im Anleitungsvideo nach einem Kinderspiel aussieht, kann in der praktischen Umsetzung jedoch schnell einmal zur Geduldsprobe werden.

Der Anfang macht Hoffnung. Ob man die ausgefüllte Steuererklärung denn auch gleich elektronisch einreichen möchte, fragt die gute alte Steuererklärungssoftware «eTax» in der Ausgabe 2017. Selbstverständlich, ist der späte Steuerpflichtige geneigt zu sagen, und drückt den Button voller Vorfreude.

Zug Login

Hätte man sich informiert, wüsste man, dass man für Zuger Verwaltungsangelegenheiten einen registrierten Zugang beantragen kann. Mea culpa. Eine Woche, zwei Briefe und einen Gang zur Post (fürs Einschreiben) später bin ich stolzer Besitzer von Zugangsdaten.

Das Abenteuer nimmt nun so richtig Fahrt auf. Allein um das Zug Login zu aktivieren, bedarf es eines fünfstufigen Prozesses. Erinnert etwas an den Postenlauf im Vitaparcours, einfach digital. Eine erste SMS erhält der Anwender für die Registrierung, den nächsten SMS-Code gibt es für die Anmeldung. Dann folgt die Wahl von fünf (!) Sicherheitsfragen mit Eingabe der dazu gehörenden Antworten, danach muss wieder ein SMS-Code eingetippt werden.

Nun gilt es noch, das per Brief zugestellte Passwort zu wechseln und einen per E-Mail zugestellten Link zu bestätigen. Noch eine Runde komplizierter wird es, wenn man eine elektronische Identität, die sogenannte «SuisseID», besitzen sollte. Aber wer hat die schon.

An einer anderen Hürde könnte man ebenso scheitern: an der E-Mail-Bestätigung. Das Mail-Programm kann noch so häufig aktualisiert werden, der Posteingang bleibt leer. Erst der Versuch mit der dritten Mail-Adresse bringt uns eine Antwort ein. Was Nik Hartmann in seinem Video begeistert mit «isch das simpel» quittiert, bringt uns ziemlich an die Grenzen – und zu diesem Zeitpunkt ist erst der Schritt eins von drei geschafft.

«Code, scho wieder!» Vier Mal waren SMS-Codes einzugeben.

«Code, scho wieder!» Vier Mal waren SMS-Codes einzugeben.

(Bild: Screenshot)

Philipp Moos von der Zuger Steuerverwaltung räumt ein, dass die Mailauslieferung bei einigen Providern aus Sicherheitsgründen «eine gewisse Zeit» zurückgehalten werde. Zwar sei dieser Umstand bekannt, könne von der Verwaltung aber nicht beeinflusst werden.

Als frisch registrierter Online-Zuger kann ich nun Steuerdaten unterschreiben, Eingaben ans Verwaltungsgericht machen oder ein Betriebsdatenblatt einreichen – wenn man denn einen Landwirtschaftsbetrieb sein Eigen nennt. Haben wir nicht, weiter geht es darum zu Schritt zwei.

Upload der Steuererklärung

«Gar nicht gewusst, dass ich so etwas kann», sagt Nik Hartmann im Video begeistert. Tatsächlich geht nun alles deutlich einfacher. Das elektronische Ausfüllen der Steuererklärung hat sich über die Jahre kaum verändert. Hinzu kommt nun lediglich der Vorgang, dass alle Beilagen als .pdf angehängt werden müssen. Lohnabrechnung oder Bankauszüge müssen also vorgängig eingescannt werden.

Der eigentlich Upload-Prozess ist dann innerhalb einer Minute abgeschlossen, sofern alle vorgegebenen Attachments vorhanden sind – ansonsten lässt sich der Upload nicht vornehmen.

Vor dem abschliessenden Schritt ist es Zeit für eine Rückfrage bei der Zuger Steuerverwaltung. Das Ziel sei es gewesen, in diesem Jahr 4’000 Steuererklärungen vollständig elektronisch zu erhalten. Bis dato seien es über 4’200 Stück. Generell sei man sehr zufrieden, sagt Philipp Moos, Abteilungsleiter Natürliche Personen von der Zuger Steuerverwaltung. Und das Zug Login? Nur gerade 50 Personen hätten den Aktivierungsprozess abgebrochen, während rund 11’000 Logins bestehen. Allerdings benötigten etwa 1’000 Personen Hilfe durch die Hotline.

Elektronische Unterschrift

Zeit für den dritten Schritt. Dazu gilt es wieder einen per E-Mail erhaltenen Link zu betätigen, um sich neu einzuloggen. Und nun? «Wenn ich jetzt auf Steuererklärung drücke, ist finito», sagt Nik Hartmann im Video – und irrt. Nein, so einfach kommt auch er nicht davon. «Code, scho wieder!», kommentiert er die erhaltene SMS. Nun trennt uns tatsächlich nur noch ein Tastendruck vom Abschluss – oder «weg», in den Worten von Hartmann. Es folgt, man ahnt es schon, eine E-Mail. Die letzte.

«Ich habe gemeint, man braucht 14 Tage, um das auszufüllen» – nein, ganz so lange wie Nik Hartmann vor seinem Versuch befürchtete, ging es dann doch nicht. Aber auch nicht so geschwind wie in seinem 5-Minuten-Video. Unsere Bilanz für das Einreichen der zuvor ausgefüllten Steuererklärung: 38 Minuten Zeitaufwand, vier SMS und vier E-Mails unmittelbar erhalten, zwei E-Mails Stunden später. Vom vorgängigen Gang zur Post ganz zu schweigen.

Und 2019? Ist das Zug Login erst einmal eingerichtet und eine funktionierende E-Mail-Adresse hinterlegt, scheint die elektronische Einreichung durchaus attraktiv – und wird nächstes Jahr gerne wieder genutzt.

Finito. Jetzt aber wirklich.

Finito. Jetzt aber wirklich.

(Bild: Screenshot)

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