Mobilität der Zukunft im Verkehrshaus vorgestellt

Nie wieder Stau! Per Drohnentaxi direkt bis zur Haustüre

Von links: Kathrin Amacker (SBB), Ute Klotz (HSLU) und Martin Bütikofer (Verkehrshaus).

(Bild: zvg)

Im Verkehrshaus Luzern startet die neue Ausstellung «Mobilität der Zukunft». Dort wird gezeigt, wie wir künftig reisen. Von selbstfahrenden Autos über Roboterpferde und Flugdrohnen-Taxis ist in der Studie alles denkbar. Die SBB zeigt sich für Vorschläge erstaunlich offen – selbst wenn die Visionen nach Science Fiction klingen. Sind Grossprojekte der Strasse wie der Bypass bald schon überflüssig?

Selbstfahrende Autos fahren uns, wohin wir wollen. Transport-Drohnen fliegen ihre Insassen bis direkt vor die Haustür – klingt nach Science Fiction? In Dubai werden sie bereits getestet und dank der Digitalisierung sind diese Entwicklungen schon in den nächsten Jahrzehnten in grösserer Zahl denkbar. Dies zeigt die neue Ausstellung «Mobilität der Zukunft», die am Mittwoch im Verkehrshaus eröffnet wurde.

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zustande kam, zeigt in vier Ausstellungsmodulen die Pionierleistungen der Bahn. Dabei setzt das Verkehrshaus auf Partizipation: Die Besucher sollen ihre Zukunftsvision von Mobilität miteinbringen und sich eine eigene Verkehrswelt schaffen.

Drohnentaxis werden in Dubai bereits getestet:

Gratis und ohne Wartezeiten

Wie die Menschen künftig unterwegs sein wollen, mit dieser Frage befasste sich im Vorfeld auch Ute Klotz, Dozentin und Zukunftsforscherin an der Hochschule Luzern (HSLU). Per Studie hat sie künftige Mobiliätsbedürfnisse erforscht, deren Ergebnisse nun auch in die Ausstellung im Verkehrshaus einflossen. Klotz sagt: «In Zukunft wird es keine Ticketautomaten mehr geben.» 

«Man merkt, dass den Kunden eine nahtlose Anbindung sehr wichtig ist.»

Kathrin Amacker, Mitglied der Konzernleitung SBB

Klotz führte an der HSLU eine Studie durch, bei der rund 220 Teilnehmer Science-Fiction-Kurzgeschichten schrieben, wie diese sich Leben und Mobilität in 40 Jahren vorstellen. Daraus leiteten die Forschungsteams mögliche künftige Kundenbedürfnisse ab. Das Ergebnis: keine Kosten, keine Tickets, keine Wartezeiten und am liebsten Transport direkt bis in den gewünschten Raum.

Die Resultate der Studie seien nicht spezifisch auf die Innerschweiz anwendbar, betont Klotz. Die Teilnehmer der Studie seien aber grösstenteils aus Luzern. Handelt es sich also am Ende doch um die hiesigen Zukunftsvorstellungen der Mobilität? «Es ist vielleicht ein Hinweis», meint Klotz vielsagend.

Nahtlose Anbindung erwünscht – auch via Luftraum

Da die Studie von der SBB durchgeführt wurde, stellt sich auch die Frage: Welche visionären Mobilitätskonzepte werden am Durchgangsbahnhof dereinst anzutreffen sein? Die Studienergebnisse würden in dessen Planung durchaus eine Rolle spielen, meint Kathrin Amacker, Mitglied der Konzernleitung SBB. «Wenn man die Trends anschaut und mit Bedürfnissen kombiniert, merkt man zum Beispiel, dass den Kunden eine nahtlose Anbindung sehr wichtig ist.» Dort könne sich die SBB noch verbessern.

Ute Klotz während ihrem Vortrag im Planetarium.

Ute Klotz während ihres Vortrags im Planetarium.

(Bild: zvg)

Doch für den künftigen Luzerner Bahnhof setzen sich die Bundesbahnen kaum Grenzen in der Vorstellung. So sagt Amacker: «Wir müssen Raumreserven behalten, damit wir auch freie Flächen für die dritte Dimension – also den Luftraum – haben.» Das bedeute, nicht alles zu verbauen, so Amacker. «Wenn neue Transportmittel aus der Luft kommen, müssen wir Landeplätze schaffen.» 

Mit Drohnentaxis zur SAC-Hütte

Mit fliegenden Transportmitteln sind sogenannte fliegende Transportdrohnen gemeint – also selbstfliegende Mini-Flugzeuge. «Wichtig könnte dies beispielsweise für den Tourismus sein.» Anstatt von Luzern zuerst an den Flughafen zu fahren, gäbe es dann den Lufttransport direkt ab dem Bahnhof: «Dann könnte man beispielsweise mit einem fliegenden Mini-Taxi direkt zu einer SAC-Hütte gelangen», sagt Amacker. Aber auch für Pendler könnte das Vorteile haben, sagt Amacker: «Beispielsweise könnte jemand von Meggen per Drohnentaxi direkt vor der Haustüre abgesetzt werden.»

Natürlich könne man nicht abschätzen, wie schnell und wie weit die Entwicklungen von Transportdrohnen voranschreiten. Solche Überlegungen würden aber in die Zukunftsplanung der SBB immer miteinfliessen – so auch beim Luzerner Durchgangsbahnhof. «Das Gleiche gilt für alle anderen wichtigen Knotenpunkte», so Amacker.

Die Zukunft ist autofrei? 

Die neue Verkehrshaus-Ausstellung ist in Form eines Hightech-Zuges erstellt, auch da sie in Kooperation mit der SBB entstand. Entsprechend liegt der Fokus auf der Bahn. Doch was ist mit dem Auto? Zukunftsforscherin Klotz sagt: «Neben exotischen Fortbewegungsmitteln wie Roboterpferden oder Weltraumtrams kamen in den Vorstellungen der Studienteilnehmer auch die klassischen Fortbewegungsmittel wie Auto oder Zug vor.» Ebenfalls gab es gänzlich autofreie Szenarien, meint Klotz.

Die ersten Besucher studieren die neue Ausstellung.

Die ersten Besucher studieren die neue Ausstellung.

(Bild: zvg)

«Für Themen wie Verdichtung des Verkehrs müssen wir gesellschaftliche und politische Lösungen suchen, das lässt sich aus der Studie nicht ableiten», sagt Klotz. Was gemacht werde, sei eine Veröffentlichung der Studienergebnisse und eine Bekanntmachung der Befunde, um auf die künftigen Mobilitätsbedürfnisse aufmerksam zu machen. Keine Autos in der Zukunft? Dann müsste man die Milliarden für den Bypass ja gar nicht ausgeben? «Inwiefern wir auf solche Projekte Einfluss nehmen können, weiss ich nicht», sagt Klotz.

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