Zug am Sechseläuten: «Gewisses lässt sich nicht schönreden»
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Nicolett Theiler ist dafür verantwortlich, dass der Gastkanton Zug beim Sechseläuten ordentlich vertreten ist. Kurz vor dem Startschuss erzählt sie, worauf sie sich besonders freut und was ihr Bauchschmerzen bereitet.
Am Freitag wird das Sechseläuten 2025 offiziell eröffnet. Hinter der Organisation von «Gastkanton Zug» steckt die PR-Fachfrau Nicolett Theiler mit ihrem Team. zentralplus sprach vor dem Grossanlass mit der Zugerin.
zentralplus: Frau Theiler, worauf freuen Sie sich in Bezug auf die nächsten vier Tage am meisten?
Nicolett Theiler: Sicher auf alle offiziellen Elemente, also etwa auf die Eröffnung, bei welcher die Zuger und Zürcher zusammenkommen. Auch freue ich mich auf die Ausstellung, von der ich finde, dass sie richtig toll geworden ist. Es ist schön, dass der Kanton Zug hinter das Motto «Kirschen, Krypto und Klischees» steht. Das ist nicht selbstverständlich.
Was der Kanton Zug am Sechseläuten auf die Beine stellt
Der Kanton ist massgeblich beim Kinderumzug am Sonntag beteiligt, ausserdem laufen am Montag rund 300 Zugerinnen beim grossen «Zug zum Feuer» in Richtung Sechseläutenplatz mit.
Daneben bezieht der Kanton Zug auf dem Lindenhof mitten in Zürich während vier Tagen Stellung. Hier gibts nicht nur Zuger Esswaren und schöne Dinge zu kaufen, sondern auch eine Freilichtausstellung zu besichtigen. Ausserdem wird der Lindenhof während vier Tagen durch Zuger Bands bespielt.
Und wer es diese Woche nicht ans Sechseläuten schafft: Der Zürcher Anlass ist nicht die letzte Gelegenheit, um die Ausstellung «Kirschen, Krypto und Klischees» zu sehen. Der Gastkanton Zug wird an der Zuger Messe im Oktober bei der Sonderschau vertreten sein.
zentralplus: Dies hat im Vorfeld tatsächlich für einige kritische Stimmen gesorgt. Warum hat man sich entschieden, den Kanton Zug mit einer Portion Selbstironie zu präsentieren?
Theiler: Wir haben uns lange überlegt, welche Themen wir aufgreifen möchten und in welchem Licht wir Zug präsentieren wollen. Wir erleben seit Jahren, dass Schlagzeilen über Zug oft Themen wie Wohlstand, Rohstoffhandel oder Briefkastenfirmen betreffen. Wir befanden, dass man diesen offen begegnen kann und die Menschen damit einlädt, sich mit diesen Vorurteilen zu befassen.
zentralplus: Inwiefern?
Theiler: Indem wir im Rahmen der Ausstellung etwa auf die Frage eingehen, warum der Kanton Zug reich ist und wie er das geschafft hat. Auch schauen wir hinter die Bedeutung des «reichen Kantons». Zug ist nämlich nicht nur im monetären Sinne reich, sondern auch reich an Traditionen und an schönen Orten. Es wäre bedauerlich, den Kanton Zug nur auf die negativen Aspekte zu reduzieren.
zentralplus: Im Vorfeld fürchteten bürgerliche Politiker, dass man mit dem Motto sogenanntes «Zug-Bashing» betreibe. Das sehen Sie vermutlich anders.
Theiler: Ja. Ich denke vielmehr, dass die Ausstellung dazu dient, die negativen Haltungen zu entschärfen. Und, sind wir ehrlich: Gewisse Dinge in Zug sind, wie sie sind. Die lassen sich nicht schönreden.
zentralplus: Es ist nicht das erste grosse Projekt, das Sie stemmen. Sie waren etwa beim Jodlerfest 2023 als Geschäftsführerin tätig, davor leiteten Sie die Covid-Abteilung des Kantons Zug. Wie sind Sie nun zu diesem Auftrag gekommen?
Theiler: Für die Covid-Leitung des Kantons Zug ist Martin Pfister, heute Bundesrat, auf mich zugekommen. Für das Sechseläuten ist die Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut, auf mich zugekommen. Sie hat es mir überlassen, wie ich das OK zusammenstelle. Durch meine vorhergehenden Projekte wusste ich, mit wem ich zielorientiert zusammenarbeiten kann.
zentralplus: Inwiefern unterscheidet sich dieses Projekt von vorhergehenden?
Theiler: Es ist schwierig, das Sechseläuten etwa mit dem Jodelfest oder der Bundesratsfeier zu vergleichen. Letztere musste ja innert zehn Tagen auf die Beine gestellt werden. Bei diesem Projekt pflegen wir eine enge – und auch sehr gute – Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der Zünfte Zürichs (ZZZ). Dieses ist dafür verantwortlich, Bewilligungen einzuholen. Das mussten wir nicht übernehmen. Das heisst, wir kommen tatsächlich als Gast in die Stadt Zürich und bringen unseren Unterhaltungsbeitrag mit.
zentralplus: Welcher Aspekt bei der Planung von «Gastkanton Zug» war am anspruchsvollsten?
Theiler: Sicher die Ausstellung. Für diese haben wir viel Zeit aufgewendet. Wir haben mit der Zuger Texterin Sabine Windlin und dem Historiker Michael van Orsouw zusammengearbeitet. Sie sorgten dafür, dass die Texte in eine Form gebracht wurden, die für alle gut verständlich ist. Auch haben sie herausgearbeitet, welche Fakten unbedingt in die Ausstellung gehören. Dahinter steckt eine Menge Recherchearbeit, auch nach geeignetem Bildmaterial. Unser OK-Mitglied Remo Hegglin hat dies begleitet und zusammen mit Laura Hürlimann und Rafael Casaulta viel Arbeit geleistet. Das war anspruchsvoll. Doch auch die Zusammensetzung der Teilnehmer an den Umzügen war knifflig.
zentralplus: Warum?
Theiler: Es gab hin und wieder Diskussionen darüber, wer an den Umzügen mitlaufen darf und wer nicht, insbesondere im Hinblick auf den grossen Umzug am Montag. Vielen Leuten war es nicht bewusst, dass es sich um einen kantonalen Anlass handelt, bei dem wir alle Gemeinden berücksichtigen, und nicht die Stadt Zug hervorheben wollen. Das war uns wichtig.
zentralplus: Gibt es etwas, was Ihnen nun kurz vor dem Anlass Bauchschmerzen bereitet?
Theiler: Das Einzige, was mich noch etwas verunsichert, ist das Wetter, da wir darauf keinen Einfluss haben. Es wäre schade, wenn die Teilnehmenden im Regenschutz am Umzug mitlaufen müssten. Darum hoffen wir, dass es «verhebt». Aber wer weiss, vielleicht haben wir ja grosses Glück. Für alle anderen Veranstaltungen ist das nicht so wichtig, dafür gibt es wetterfeste Kleidung. Ich würde mich deshalb – ob Regen oder Sonne – sehr freuen, wenn auch die Zuger in den kommenden Tagen nach Zürich kämen. Der Lindenhof ist wunderschön und das Essen ist gut. Und wann sonst hat man die Gelegenheit, ausserhalb des Kantons Zug eine Chriesiwurst zu geniessen?
- Telefonat mit Nicolett Theiler
- Website «Gastkanton Zug»