Uni Luzern setzt auf Sojawürstchen

Nach grossem Aufschrei: Was aus der Vegi-Mensa wurde

Veganes Mittagessen an der Uni Luzern: Cevapcici, Reis, Gurken, Rotkabis, Oliven und Pfefferminz Dip. (Bild: aar)

Sie sorgte für zahlreiche Schlagzeilen und Politikerinnen, die auf die Barrikaden gingen: die fast fleischlose Mensa der Universität Luzern. Seither sind gut eineinhalb Jahre vergangen. Wie steht's seither um die Mensa?

Vegi-Fischstäbchen, Gemüsemedaillon und Mezze Bowl: Das steht für diese Woche auf dem Menüplan der Mensa der Universität Luzern.

Dieser sorgte im Spätsommer 2021 für einen Aufschrei. Denn für knapp zwei Wochen war die Mensa der Uni Luzern einzigartig. Sie war die einzige rein vegan-vegetarische Mensa an einer Schweizer Hochschule. Bratwürste und Gehacktes wurden zwar weiterhin angeboten – jedoch ausserhalb des Unigebäudes.

Seit Ende August 2021 stehen neue Köche in der Mensa. Die neue Betreiberin, die Zürcher Gastrogruppe ZFV, verfolgt ein «in erster Linie vegan-vegetarisches Verpflegungskonzept», wie die Uni damals mitteilte. Auf Anfrage gab sie bekannt, dass es jedoch weiterhin Bratwurst, Fischstäbchen & Co. geben wird – in einem Foodtruck, der auf dem Vorplatz der Uni platziert war.

Grosser Aufschrei ums Vegi-Würstli

Schon bald titelten die Zeitungen schweizweit darüber. Von einem «Vegi-Zwang» schrieb «Weltwoche daily», der «Tages-Anzeiger» schrieb von einem «Menü-Diktat», mit dem die Uni provoziere. Der «Schweizer Bauer» fragte sich, ob sich die Uni damit «ins eigene Fleisch schneidet».

Neben der Fleischlobby, die das ganze für eine «Bevormundung» und einer «Verpolitisierung des Essens» hielt, wurden auch Luzerner Politikerinnen von der SVP und der FDP aktiv (zentralplus berichtete).

Eine Woche nach Semesterbeginn im Herbst 2021 kommunizierte die Uni, dass es fortan wieder Fleisch in der Mensa selber gibt. Dies, weil der Foodtruck einem Corona-Testcenter weichen musste. Mediensprecher Lukas Portmann stellte damals klar, dass die Uni von Anfang an vorgesehen habe, dass es weiterhin Fleischmenüs geben wird – was viele aber ausgeblendet hätten.

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Hauptsächlich vegan-vegetarisch – es gibt aber auch Fleisch

Tempi passati. Auch heute noch setzt die Mensa-Betreiberin der Uni auf ein «in erster Linie vegan-vegetarisches Verpflegungskonzept», wie Mediensprecher Lukas Portmann auf Anfrage sagt. «Die drei angebotenen Menülinien ‹Soul›, ‹Vegveg› und ‹Bowl› sind ausschliesslich vegan/vegetarisch. In Ergänzung dazu sind am Selbstbedienungsbüffet Schweizer Fleisch und Fisch erhältlich sowie weitere Speisen, die vegan/vegetarisch sind.»

Am Selbstbedienungsbüffet gibt es weiterhin jeden Tag zwei Schweizer Fleisch- sowie Fischgerichte, welche Studentinnen und andere Gäste über einen Gewichtspreis bezahlen.

«Die kritischen Feedbacks zum vegan-vegetarischen Angebot sind seit dem Start deutlich zurückgegangen.»

Lukas Portmann, Universität Luzern

Wie sich der Fleischkonsum mit der neuen Betreiberin verändert hat, kann Portmann in absoluten Grössen nicht sagen. «Insgesamt ist der Anteil der veganen und vegetarischen Gerichte deutlich am höchsten. Der Fleisch- sowie der Fischkonsum ist auf geringem Niveau stabil.» Auch kann er nicht sagen, ob wenig Fleisch gegessen wird, weil es weniger angeboten wird – oder ob die Mensagäste sich bewusst dagegen entscheiden. Schon vor der neuen Mensabetreiberin sei der Wunsch nach fleischlosem Essen aber vorhanden gewesen und Wünsche nach einem grösseren Angebot seien immer wieder geäussert worden.

Studenten sind mit der Mensa zufrieden

Unisprecher Portmann verweist auf eine erste Gästeumfrage, die sie im November 2021 durchführten und an der über 600 Menschen teilgenommen haben. Diese zeigte «eine hohe Zufriedenheit der Mensanutzenden». Portmann fährt fort: «Das Konzept wird weitergeführt.»

Der anfängliche Aufschrei ist verstummt. Nach wie vor erhalte die Uni zwar regelmässig Rückmeldungen. «Die kritischen Feedbacks zum vegan-vegetarischen Angebot sind seit dem Start aber deutlich zurückgegangen», so Portmann. Vielmehr werde die Mensa gelobt für ihr Angebot.

Daniel Rose (23) studiert an der Universität Luzern Politikwissenschaften und Geschichte. Er ist mit dem Mensaangebot der Uni zufrieden. «Es ist vielfältig, abwechslungsreich und fein.» Er selbst isst Fleisch, bezeichnet sich jedoch als «Flexetarier». Er versucht, so wenig wie möglich Fleisch zu essen und isst mittags vegetarisch. Ein breiteres Fleischangebot vermisst er nicht. «Wenn es jemanden stört, kann er sich ein paar Meter weiter am Bahnhof Luzern an einem der Stände mit einem Fleischmenü eindecken», so Rose. Unter den Studierenden sorge das Mensaangebot nicht für Diskussionsstoff.

Für Rose, der auch politisch aktiv ist bei der GLP Horw, sei es eine Grundsatzfrage, was staatlich subventionierte Institutionen wie Schulen ihren Gästen auftischen – und wie sie mit Fleischkonsum umgehen. «Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, Fleisch in reduziertem Mass anzubieten – etwa nur einmal pro Woche – und im Vergleich zu veganen und vegetarischen Alternativen zu einem erhöhten Preis.» Seiner Meinung nach dürfte die Uni Luzern also noch einen Schritt weiter gehen, da es trotz veganem und vegetarischem Schwerpunkt nach wie vor jeden Tag Fleisch am Selbstbedienungsbuffet gibt.

Auch Fiona studiert an der Uni Luzern – und ist von den vegetarischen und veganen Menüs begeistert. «Ich finde das vegetarisch/vegane Angebot grossartig und vermisse überhaupt kein Fleisch. Im Gegenteil finde ich es schade, dass sich das rein vegetarische Konzept nicht durchsetzen konnte.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Lukas Portmann, Mediensprecher Universität Luzern
  • Menüplan der Uni Luzern
  • Medienmitteilung der Uni Luzern
  • Telefonat mit Daniel Rose
  • Schriftlicher Austausch mit Fiona
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