Augmented-Reality-Projekt der Hochschule Luzern

Modernste Technologie verhilft der Gemeinde Emmen zu neuen Stadtparks

Christoph Zurflüh, Gebietsmanager Luzern Nord (rechts), lässt sich das Augmented-Reality-Projekt erklären. (Bild: bic)

Die Gemeinde Emmen will rasch wachsen und darum neue Freiräume schaffen. Vorgesehen sind zwei neue Parks entlang der Kleinen Emme und am Seetalplatz. Dabei helfen soll auch modernste Technologie, entwickelt gleich vor Ort von Studentinnen der Hochschule Luzern – Design & Kunst.

Wenn es darum geht, einzelne Areale oder sogar ganze Stadtteile umzugestalten und zu entwickeln, ist dies zu Beginn nicht selten mit einiger Skepsis in der Bevölkerung verbunden. Aufgabe der Verantwortlichen von Gemeinden oder Raumplanungsbüros ist es deshalb, die Betroffenen für ihre Ideen zu gewinnen.

Und dies geht wohl kaum besser, als wenn die Leute mit eigenen Augen sehen können, wie es in ihrem unmittelbaren Lebensraum dereinst aussehen könnte. In anderen Worten: die meist sehr komplexe und verwobene Raumentwicklung soll demokratisiert werden.

Die Menschen sollen ihre Stadt aktiv mitgestalten

Dieser Aufgabe haben sich Studentinnen der Hochschule Luzern – Design & Kunst angenommen. In einem achtwöchigen Projekt mit der sogenannten «Augmented Reality» (AR) haben sie Ideen für den Stadtpark entwickelt, der künftig von den vielen Menschen genutzt wird, die dereinst hier leben werden. Konkret geht es um die freie Fläche zwischen der Hochschule Luzern – Design & Kunst und der Kleinen Emme. Die Gemeinde hat das Areal 2020 übernommen, um es nach ihrem Gusto zu entwickeln.

Der Clou: Die Menschen können mit Tablets durch das Gebiet bei der Kleinen Emme laufen, während auf dem Bildschirm verschiedene Objekte wie Bäume, Bänkli oder sogar eine Buvette oder eine Bühne auftauchen. Einigen dürfte dies von dem vor einigen Jahren populären Spiel «Pokémon Go» oder von touristischen Attraktionen bekannt sein. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Emmen und dem Entwicklungsträger LuzernPlus.

Projekt kann ausgebaut werden

Momentan erscheinen auf dem Bildschirm immer die gleichen Installationen. «Nach einer Weiterentwicklung könnte es möglich sein, dass Leute aus verschiedenen Vorschlägen auswählen und die Objekte nach ihren Vorstellungen in der Landschaft platzieren können», erklärte Projektleiter und Dozent Tobias Matter bei der Präsentation der Arbeiten der Studentinnen.

Diese bezeichnet er als «Pionierprojekt aus der Zentralschweiz». Dafür spannt die Hochschule mit dem CityScienceLab in Hamburg zusammen, um neue AR-Anwendungen für raumplanerische Vorhaben zu entwickeln. «Längerfristig soll daraus ein AR-Werkzeugkasten entstehen, mit dem einerseits die Bevölkerung virtuell Vorschläge erleben und bewerten und andererseits bei Beteiligungsverfahren eigene Ideen aus ihrer Perspektive gestalterisch vor Ort mittels AR erarbeiten und diskutieren kann», führte Matter aus. An solchen Tools bestehe mittlerweile grosses Interesse.

Zeigt grosses Interesse an den Möglichkeiten der neuen Technologie: Der Emmer Gemeinderat Patrick Schnellmann.

Auch am Seetalplatz soll AR-Technologie zum Einsatz kommen

Das Projekt Emmenpark soll erst der Anfang sein. Denn es ist vorgesehen, auch auf dem Seetalplatz einen neuen Park oder Stadtplatz zu schaffen. Laut Christoph Zurflüh, Gebietsmanager Luzern Nord, werde man die AR-Technologie je nach Möglichkeit auch hier anwenden. «Die heutigen Visualisierungen von Gebäuden und Landschaften sind zwar sehr gut. Wenn man die Objekte aber direkt in den Raum stellen kann, ist das dann schon nochmal etwas anderes. Vor allem mit Blick auf den Einbezug der Bevölkerung.»

Dass die Technologie derzeit ausgerechnet in Emmen angewandt wird, hat nicht nur damit zu tun, dass hier die federführende Abteilung der Hochschule zu Hause ist. Sondern auch damit, dass Emmen sich rasch zu einer Smart City entwickeln soll. «Smart City heisst Denken und Handeln in sechs Dimensionen mit dem Menschen im Zentrum. Dieses Modell hat sich schweizweit, aber auch international durchgesetzt», erläutert Gebietsmanager Zurflüh.

«Am Beispiel des Emmenparks lässt sich der Smart-City-Ansatz gut erklären.»

Christoph Zurflüh, Gebietsmanager Luzern Nord

Bei den sechs Dimensionen der Stadtentwicklung handelt es sich um Mobilität, Leben, Wirtschaft, Umwelt, Governance (Staat, Verwaltung, Gemeinde) und Menschen. «Die Dimensionen sind untereinander vernetzt, aufeinander abgestimmt und zielen in die gleiche Richtung», sagt Zurflüh. Das sei insofern zukunftsweisend, als bislang in den einzelnen Dimensionen gearbeitet und folglich das Potenzial von Gebieten oft nicht voll ausgeschöpft worden sei. Den Smart-City-Ansatz verfolgt mittlerweile auch die Stadt Luzern (zentralplus berichtete).

Das Areal zwischen der Kleinen Emme und der Hochschule hat viel Potenzial. Darum soll hier ein neuer Park entstehen.

Smart City: Emmen soll Pionierrolle einnehmen

«Am Beispiel des Emmenparks lässt sich der Smart-City-Ansatz gut erklären», so Zurflüh. Früher hätten die Planer einen gut aussehenden Park entworfen und die Gemeinde hätte dann im Rahmen des Budgets Teile davon umgesetzt. «Der moderne Ansatz probiert nun aber, die genannten Themen von Anfang an zu vernetzen, die Leute einzubeziehen und dabei neue Technologien zu nutzen», so der Gebietsmanager.

Es stellten sich also die Fragen, ob der Park auch einen Beitrag im Bereich Umwelt leisten (Dimension «Umwelt») und einen Mehrwert für die Leute vor Ort bietet (Dimension «Leben»). Weiter müsse man sich überlegen, wer für das Leben im Emmenpark sorgt (Dimension «Menschen») und welche Lösung überhaupt finanzierbar ist (Dimension «Governance»). «Hinzu kommt der Einbezug von den Menschen vor Ort, wie beispielsweise bei der Präsentation des AR-Projekts», sagt Zurflüh zum Schluss.

Auch hier am Seetalplatz soll es einen neuen Stadtpark geben.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hubertus von Schrak
    Hubertus von Schrak, 15.06.2021, 13:47 Uhr

    Das Problem ist nur, dass Emmen eine historisch gewachsene organische Bevölkerungsstruktur aufweist, welche nach sozioökonomischen und soziologischen Gesichtspunkten immer mehr vom Gleichen anzieht und sich so diese Milieus erst recht verfestigen: Sprich Zugewanderte und wirtschaftlich Schwache fallen diesem Effekt besonders signifikant anheim; viele davon sind vom demokratischen Prozess per se ausgeschlossen. Das lässt sich leider auch mit augmented-reality nicht verändern. Hier wird bloss eine akademische Perspektive ein- und eine Inszenierung vorgenommen, die mit den Notwendigkeiten der Realität sofort hart auf Konfrontationskurs gerät. Sprich: Das Steuergeld der Gemeinde Emmen ist in solchen PR-Projekten m.E. nach nicht optimal angelegt.

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  • Profilfoto von stofe53
    stofe53, 15.06.2021, 11:46 Uhr

    Hallo Krienser Stadträte! wo steckt ihr denn?
    Sowas sollte für Euch Pflichtfach sein. Mal andere Ideen
    stadt sich nur um Geld zu drehen und Leute anlocken, die hier gar nicht wohnen wollen

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