So sieht das Angebot am Chamer Sportcampus aus

Mindestens 80 junge Sportler sollen im OYM-College unterrichtet werden

So soll der OYM-Campus dereinst aussehen.

(Bild: zvg)

Das 100 Millionen Franken schwere Herzensprojekt OYM von EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel war bislang mit vielen Fragezeichen versehen. Nun wird einiges klarer: Das OYM-College wird den Verein Vinto ablösen, der bislang für jugendliche Sporttalente zuständig war.

Im Chamer Lorzenpark entsteht seit August 2017 etwas Grosses. Das Kompetenzzentrum für Spitzenathletik und Forschung OYM («On Your Marks») soll hierzulande neue Massstäbe setzen, was die Nachwuchsförderung im Sport anbelangt. Rund 100 Millionen Franken wird das zum grössten Teil von EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel finanzierte Projekt kosten (zentralplus berichtete). Die Eröffnung ist für Januar 2020 vorgesehen.

Viel mehr, ausser dass Spitzensport mit Wissenschaft und Ausbildung verbunden werden soll, war lange Zeit nicht bekannt. Dies ändert sich nun. Denn der Zuger Regierungsrat hat über den finanziellen Beitrag diskutiert, der dem OYM-College zugute kommen soll. Das College ist Teil des Kompetenzzentrums und wird von der OYM College AG getragen werden.

Vom Kanton solls eine Million Franken geben

Resultat: Eine Million Franken à fonds perdu. Das heisst, der Kanton verzichtet auf eine Rückzahlung des Kredits. Der Regierungsrat und die Fachkommissionen beurteilten das Projekt positiv. Nicht zuletzt, weil bei staatlichen Schulen im Kanton kein entsprechendes Angebot bestehe.

«Wir haben uns ein etwas höheres Engagement seitens des Kantons erhofft.»

Benno Sidler, designierter Schulleiter OYM-College

Die Initiaten der OYM College AG hatten auf 200’000 Franken mehr gehofft. Benno Sidler, künftiger Geschäftsführer der OYM College AG, dazu: «Wir haben uns ein etwas höheres Engagement seitens des Kantons erhofft. Wir können die Begründung des Regierungsrates aber sehr gut nachvollziehen und freuen uns, wenn auch der Kantonsrat unserem Antrag positiv gegenüberstehen würde.» Der Entscheid wird im nächsten Jahr im Kantonsrat behandelt werden. Eine allfällige Volksabstimmung ist für den 17. Mai 2020 vorgesehen und für das Inkrafttreten wird der 1. Juli 2020 angegeben.

Wie viel wird Strebel zurückerhalten?

Die OYM-Verantwortlichen um den früheren Luzerner Stadtpräsidenten und Geschäftsleiter Stefan Roth, Leiter Forschung und Athletik Marco Toigo sowie Financier Strebel haben folgende Zahlen vorgelegt, was die Finanzierung anbelangt: Das Projekt rechnet für die zweijährige Voreröffnungsphase und die ersten fünf Betriebsjahre mit rund 4,5 Millionen Franken ungedeckten Kosten.

Die Initianten sind überzeugt, dass sie die nach Ausrichtung des kantonalen Beitrags noch fehlenden Deckungsbeiträge von rund 3,5 Millionen Franken in der Aufbauphase bei anderen Geldgebern auftreiben können. Damit sollen die von Strebel gewährten Darlehen ganz oder zumindest teilweise zurückbezahlt werden können.

Emsiges Treiben auf der OYM-Baustelle, immer mit dem grossen Ziel Eröffnung Anfang 2020 vor den Augen.

So sah die OYM-Baustelle im Sommer aus.

Verschiedene Institutionen und Stiftungen sollen angesprochen werden. Zudem wird auf Crowdfunding und mittlere und grössere Zuger Unternehmen gesetzt, sobald ein entsprechendes Sponsoring-Konzept vorliegt. Dies soll ab Frühjahr 2019 der Fall sein.

OYM übernimmt von Vinto

Mindestens 80 junge Sportler sollen dereinst im OYM-College im Vollbetrieb pro Jahr unterrichtet werden. Es löst das bisherige Angebot für jugendliche Sporttalente des Vereins Vinto ab. Unter anderem gehört auch FCL-Verteidiger Silvan Sidler zur Vinto-Familie. Das Angebot wird neu ausgerichtet und im Bereich Gymnasium erweitert. «Für das College werden wir 12 bis 15 neue Lehrpersonen anstellen», erzählt Benno Sidler, der aktuell Vinto-Geschäftsführer ist.

«Voraussichtlich wird sich der Verein Vinto nach dem Abschluss der letzten Klasse im Jahr 2022 auflösen.»

Benno Sidler

Vinto ermöglichte bisher eine Ausbildung im KV-Bereich mit einer verlängerten Lehrdauer im Modell «betrieblich organisierte Grundbildung». Beim OYM wird bei der beruflichen Grundbildung neu ausschliesslich eine schulische Ausrichtung mit Praktika angeboten.

Verein wird aufgelöst

Der Übergang vom Vinto- zum OYM-Modell soll möglichst reibungslos erfolgen. Deswegen wird bereits mit dem Schuljahr 2019/2020 ein erster OYM-College-Jahrgang geplant. Die Schulung findet dann noch in der «Fremde», in Untermiete, statt. In der Übergangsphase soll es ein geordnetes Auslaufen der bisherigen Vinto-Lehrgänge und einen gleichzeitigen Aufbau der OYM-College-Lehrgänge geben.

Sidler sagt: «Voraussichtlich wird sich der Verein Vinto nach dem Abschluss der letzten Klasse im Jahr 2022 auflösen. Wie diese Vereinsauflösung genau vollzogen wird, ist heute noch nicht bekannt und muss von den Vereinsmitgliedern bestimmt werden.»

Von Engelberg nach Cham

Neben Vinto spielt auch die Sportmittelschule Engelberg eine zentrale Rolle. Dies zeigt sich allein schon daran, dass sie als zentraler Projektpartner künftig 46 Prozent der Aktien der OYM College AG halten soll. Dazu übernimmt der EVZ zwei Prozent. Die restlichen 52 Prozent bleiben in den Händen von Hans-Peter Strebel, welcher im Moment noch Alleinaktionär ist und die Liquidität in der Aufbauphase mittels Darlehen in der Höhe von 2,5 Millionen Franken vorfinanziert. Er kann es sich leisten, denn sein Vermögen soll 300 bis 350 Millionen Franken betragen (zentralplus berichtete).

Die Köpfe hinter dem Projekt Oym: Muskelphysiologe Marco Toigo, Financier Hans-Peter Strebel und Geschäftsführer Stefan Roth.

Die Köpfe hinter dem Projekt OYM: Muskelphysiologe Marco Toigo, Financier Hans-Peter Strebel und Geschäftsführer Stefan Roth.

(Bild: marcelloweiss.ch)

Die Sportmittelschule Engelberg bildet vor allem zu Beginn einen Anker für das OYM-College. In der ersten Phase werden die bewährten Ausbildungskonzepte der Sportmittelschule für die schulisch organisierte Grundbildung und das Gymnasium übernommen: Kaufleute, Büroassistent sowie das Gymnasium-Angebot mit Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht.

Maturaprüfungen über zwei Jahre

Das Gymnasium dauert vier respektive fünf Jahre. Fünf Jahre dauert die Ausbildung dann, wenn die Maturitätsprüfungen aus sportbedingten Gründen auf zwei Jahre aufgeteilt werden.

In der zweiten Phase sollen weitere Ausbildungsangebote dazukommen. Dazu gehören andere Berufe, Weiterbildungen wie Sprachkurse und Sport-Skills. Mit letzterem ist Zusatzwissen über Sporternährung oder Trainingslehre gemeint, wie Sidler sagt. Teil des Unterrichts ist auch, dass die Schüler saisonabhängig Schwerpunkte setzen und während intensiven Sportphasen den Unterricht pausieren.

Es ist vorgesehen, die neuen Schüler der ersten Gymnasialklasse im Schuljahr 2019/2020 noch in Engelberg zu unterrichten und sie dann auf das Schuljahr 2020/2021 ins OYM-College zu «zügeln». «Nach aktueller Planung werden voraussichtlich fünf bis sechs Athleten ihre gymnasiale Ausbildung in Engelberg starten, bevor sie dann 2020 ins OYM-College integriert werden können», sagt Sidler. Alle älteren Jahrgänge werden bis zum Maturaabschluss in Engelberg unterrichtet. Die Schüler, welche ab dem Schuljahr 2020/2021 starten, werden von Anfang an im OYM-College unterrichtet.

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