Von Nasenpimmlern und verwirrten Gesichtern

#MaskOff: So ist es im Luzerner ÖV ohne Maskenpflicht

Für einige gehört die Maske nun nicht mehr zum täglichen Gepäck.

Obwohl Passagiere keine mehr tragen müssen, sind im Pendlerverkehr noch längst nicht alle Masken gefallen. Eindrücke vom ersten Tag nach Aufhebung der letzten Corona-Massnahmen.

Larva iacta est – am Freitag sind es nicht die sprichwörtlichen Würfel, die gefallen sind, sondern die Maske. Beziehungsweise die Maskenpflicht. Der Bundesrat hat per Anfang April die letzten Corona-Schutzmassnahmen aufgehoben. Keine Isolation mehr bei positivem Test und eben auch keine Maske mehr im öffentlichen Verkehr. Der Bund zieht sich vorläufig aus der Verantwortung und überlasst den Kantonen das Spielfeld (zentralplus berichtete).

Viele behalten die Maske trotzdem an

Hohe Fallzahlen verzeichnet die Schweiz jedoch nach wie vor. In der «10vor10»-Sendung von Donnerstagabend meinte deshalb auch der Virologe Volker Thiel der Uni Bern, im ÖV mache Masketragen weiterhin Sinn. Wie Ralph Kessler, Präsident der Gewerkschaft des Zugpersonals erzählt, gebe es derzeit beim Zugpersonal erhöhte Absenzen. Und in den letzten Wochen hätten die Pendlerinnen bereits weniger oft die Masken getragen.

Doch mit Aufhebung der Pflicht lassen längst nicht alle Pendlerinnen ihre Masken daheim. zentralplus hat sich in den Zügen und Bussen des Luzerner Morgenverkehrs getummelt. Und dabei festgestellt, dass doch mehr Personen ihre Maske anbehalten als vermutet. Von der jungen Studentin über den Herrn mit der noch verpackten Leinwand bis hin zur Seconda mit der knallroten Brille: Viele scheinen noch nicht auf die Maske verzichten zu wollen.

Und tatsächlich gibt es auch immer noch die einen oder anderen «Nasenpimmler» – also Personen, die ihre Masken konsequent nur bis unter die Nase tragen. Oder Pendler, die ihre Maske als Halswärmer nutzen. Zwar dachte die Autorin, dass gerade diese Pendlerinnen bei der ersten Gelegenheit ohne Maske herumreisen. Doch während der Fahrt wird sie eines Besseren belehrt. Vielleicht haben diese Personen aber auch einfach gedacht, die Aufhebung sei ein Aprilscherz.

Lächeln und Gähnen zurück

Manche sind derweil zuerst mit Maske eingestiegen, haben sich aber im Verlaufe der Fahrt vom Stoff über dem Gesicht getrennt. Vermutlich dann, als die Nachricht dazu über den News-Bildschirm der Busse blitzt. Mit lächelnden Chauffeuren wird darauf aufmerksam gemacht, dass ab dem 1. April die Maskenpflicht nicht mehr gilt. Aber man selbstverständlich nach wie vor freiwillig eine tragen dürfe. Auch die Dame, die an der Endstation die Maskenpflicht-Aufkleber entfernt, weist die Autorin darauf hin, dass man die Maske imfall nicht mehr tragen müsse.

Die vbl weist in ihren Bussen auf die Aufhebung der Maskenpflicht hin.
Die VBL weisen in ihren Bussen auf die Aufhebung der Maskenpflicht hin. (Bild: mik)

«Es ist schön, dass unsere Fahrdienstmitarbeitenden nach fast zwei Jahren wieder das Lächeln unserer Kundinnen und Kunden sehen können», sagt Sämi Deubelbeiss, Mediensprecher der Luzerner Verkehrsbetriebe (VBL). Und tatsächlich: Es ist fast wieder etwas ungewohnt, morgens im Zug nach Luzern und dem 2er-Bus so viele gähnende oder lächelnde Gesichter zu sehen statt nur die zugekniffenen Augen.

Noch könne die VBL nicht einschätzen, was die fehlende Maskenpflicht für Auswirkungen auf den ÖV haben wird. Doch in den vergangenen zwei Jahren seien viele Pendler auf das Velo oder das Auto umgestiegen. Deshalb wolle man nun «so viele Fahrgäste wie möglich zurückgewinnen».

Verwirrte Blicke

Doch nicht nur die Autorin empfindet die Situation als etwas ungewohnt. So steigt beispielsweise auf der Fahrt nach Obernau eine maskenlose Frau mittleren Alters in den Bus. Beim Anblick der vielen Pendler, die immer noch Maske tragen, macht sich Verwirrung auf ihrem Gesicht breit. Vergleichbar mit jener, wenn eine Person des anderen Geschlechts in die öffentliche Toilette kommt. Und man schnell nochmal aus der Tür linst, um herauszufinden, wer von beiden nun am «falschen» Ort ist.

Doch die meisten lassen sich nichts anmerken und verbringen die Fahrt ganz klassisch: mit dem Blick aus dem Fenster, aufs Handy oder auf die News-Bildschirme gerichtet.

Spaltung oder Angezicke? Von wegen

Interessant zu beobachten: Zeitweise sortieren sich die Passagiere stillschweigend zu kleinen «Gruppen» innerhalb des Busses: das «Maskenträger-Abteil» hinten und das «Maskenlose-Abteil» vorne. Als zum Beispiel ein mit FFP2-Maske ausgestatteter Mann in den Bus steigt, nimmt er nicht etwa auf dem freien Platz inmitten vieler maskenloser Pendler Platz. Sondern durchquert den ganzen Bus, um in einem möglichst freien Abteil zu sein.

Fazit: Grösstenteils ist es ein harmonisches Miteinander. Von der vielzitierten «Spaltung der Gesellschaft» ist kaum was zu spüren. Apropos: Ein älterer Herr stupst eine ältere Dame im Abteil nebenan an. «Sie müssen jetzt keine Maske mehr tragen.» Worauf sie entgegnet: «Ich weiss. Ich mache das, um mich zu schützen.» Daraufhin plaudern sie freundlich weiter.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung BAG
  • «10vor10»-Sendung
  • Schriftlicher Austausch mit Ralph Kessler, Präsident der Gewerkschaft des Zugpersonals ZPV
  • Schriftlicher Austausch mit Sämi Deubelbeiss, VBL-Mediensprecher
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Lungenerkrankter
    Lungenerkrankter, 01.04.2022, 19:46 Uhr

    Risikopersonen sind halt unerwünscht. Tolles Land.

    (Oder haben die Schweizer immer noch nicht verstanden, dass die Maske nur an der Quelle richtig schützt?)

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