Homeoffice verstärkt den Wunsch nach Ruhe

Luzius Hafen bekämpfte den Lärm in Emmen – zwei Jahrzehnte lang

Luzius Hafen hat als Präsident des Schutzverbandes einen Regionalflugplatz Zentralschweiz in Emmen verhindert. (Bild: Natalie Ehrenzweig)

Der Fluglärm über Emmen ist teils «wirklich unerträglich», findet Luzius Hafen noch immer. Trotzdem ist er nach zwanzig Jahren als Präsident des Schutzverbandes zurückgetreten. Im Rückblick spricht er über die Patrouille Suisse, einen neuen See in Emmen und einen der wenigen positiven Effekte der Corona-Krise.

«Als ich vor dreissig Jahren von Luzern nach Emmen zog, wollten wir als junge Familie vor allem Platz für unsere Tochter, eine bezahlbare Wohnung. Der Flugplatz war zwar ein Faktor, aber wir fanden Emmen schon damals eine spannende Gemeinde», erinnert sich Luzius Hafen.

Der Rechtsanwalt, der für neun Jahre als Mitglied des Grünen Bündnis im Einwohnerrat Emmen war, ist diesen Herbst als Präsident des «Schutzverbands der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen» (SFE) zurückgetreten.

Der 56-Jährige hat den Schutzverband vor zwanzig Jahren mitbegründet. «Ich bin ein politischer Mensch und war schon länger engagiert», erklärt er. Er sei Mitglied des etwas radikaleren Vorgängervereins «Bürgerinnen und Bürger gegen Fluglärm» gewesen. Dieser habe aber nie viel Aufmerksamkeit bekommen.

Armeegegner und Patrouille-Suisse-Fans in ein Boot geholt

«Wir wollten deshalb eine Organisation gründen, die möglichst breit abgestützt ist und nicht von einer Partei dominiert wird. Wir haben uns gefragt: Was ist unser Konsens? Das war recht einfach», erzählt Luzius Hafen. Im Schutzverband seien Patrouille-Suisse-Fans, Armeefans aber auch -gegner engagiert. Der Konsens: Mehr Lärm will man nicht.

«Dass es uns gelungen ist, einen Regionalflugplatz Zentralschweiz in Emmen zu verhindern, zähle ich zu unseren grössten Erfolgen.»

Neben dem Lärmschutz ist dem Schutzverband auch wichtig, einen Regionalflugplatz Zentralschweiz in Emmen zu verhindern. «Dass uns das bisher gelungen ist, zähle ich zu unseren grössten Erfolgen», betont Luzius Hafen.

Kritik am Flughafen endete mit Wahlschlappe

Zwanzig Jahre hat der Rechtsanwalt den Verein präsidiert. Die Energie dazu kam ganz von selbst, wie er sagt: «Das Problem war ja nie gelöst. Ausserdem hat die Arbeit auch Spass gemacht. Wir haben erreicht, dass man den Verband ernst nimmt und uns zuhört.» Und es war auch mal ruhig, der Verband sei nicht aktiv um der Aktivität willen gewesen.

Sein Engagement wurde nicht immer gern gesehen. «Anfang der 1990er-Jahre sagte ich mal an einem Wahlpodium, dass die Grünen auch ohne Flugplatz zurechtkämen. Darauf gab es nicht nur Leserbriefe, die fanden, der aus der Ostschweiz Zugezogene solle nicht das Maul aufreissen über Dinge, die es schon immer gab. Ich fuhr auch ein schlechtes Wahlergebnis ein», erinnert er sich schmunzelnd.

Traum vom See in Emmen

Heute ist Luzius Hafen in der Frage, ob es einen Militärflugplatz Emmen braucht, gespalten: «Oft ist der Lärm wirklich unerträglich. Aus der Perspektive des Klimaschutzes ist er auch fragwürdig. Doch ohne den Flugplatz wäre es wohl schwierig, so eine Riesenfläche freizuhalten. Es würden sich vielleicht gleich Projekte wie ein Einkaufszentrum oder ein Freizeitpark aufdrängen.» Wolle man auf dem Platz aber einen See anlegen, wäre er sofort dabei. «Unter dem Flugplatz liegt das Meer», sagt Luzius Hafen lachend, «das heisst ein Grundwassersee, den man freilegen könnte.» Die alte Idee gewinne aktuell wieder an Fahrt.

Nun ist er zurückgetreten, zwanzig Jahre seien genug. Er habe schon seit längerem darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, dass der Vorstand sich erneuere, damit nicht plötzlich alle gleichzeitig zurücktreten und der Verband sich auflöse. Mit der Kampfflugzeugbeschaffung gebe es ausserdem wieder Action: «So ist es einfacher, Vorstandsmitglieder zu finden.» Sein Nachfolger ist Andreas Kappeler, ein Parteikollege von Luzius Hafen.

Homeoffice könnte dem Verband neuen Schub geben

Die Herausforderungen für den neuen Verbandspräsidenten sieht der 56-Jährige darin, dass Emmen ein Ausweichflugplatz bleibt – hier also keine Kampfjetstaffel stationiert wird – und die Flugbewegungen in Zukunft nicht zunehmen. «Das Abstimmungsergebnis bei der Kampfjetbeschaffung war ein Schuss vor den Bug. Ich hoffe, das VBS versteht das Signal», sagt er.

Dass die Bevölkerung heute kritischer dem Flugplatz gegenüber eingestellt ist als früher, führt Luzius Hafen auf den Bevölkerungsdruck der Siedlungsentwicklung zurück. Ausserdem seien Pendler im Grossraum Luzern weniger verbunden mit dem Flugplatz. Gerade diesen Pendlern dürften während des Corona-Homeoffices der Fluglärm aufgefallen sein. «Pensionierte werden oft bei uns Mitglied, weil sie dann den Lärm bemerken, wenn sie tagsüber daheim sind», so Hafen.

«Viel schöner als wir kann man nicht wohnen und ich finde Emmen immer noch eine spannende Gemeinde mit viel Entwicklungspotenzial für die Zukunft.»

Der Lärm der einzelnen Flugzeuge habe nämlich zugenommen, während die Flugbewegungen abgenommen hätten, sagt der Rechtsanwalt. «Ausserdem vergisst man: Wir haben nicht nur den Fluglärm, sondern auch den Verkehrslärm von Auto und Bahn, das ergibt eine Gesamtbelastung. Die neuen Kampfflugzeuge werden, soweit wir das recherchieren konnten, viel lauter sein als die aktuellen», sagt er.

Obwohl Luzius Hafen sein Präsidentenamt abgibt, wird ihm nicht langweilig. «Ich war sehr lange an vielen Orten sehr engagiert. Jetzt baue ich das etwas ab, um mehr Zeit für Bücher, Sport und meinen Garten zu haben», verrät er. Seine Tochter ist inzwischen ausgezogen. «Wegziehen ist im Moment aber kein Thema. Viel schöner als wir kann man nicht wohnen und ich finde Emmen immer noch eine spannende Gemeinde mit viel Entwicklungspotenzial für die Zukunft.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Sweety
    Sweety, 30.12.2020, 18:49 Uhr

    Ja es ist manchmal ganz schlimm. Wir wohnen in Reussbühl, beim Telefonieren, beim TV schauen, oder einfach nur beim Reden hört man oftmals nichts. Manchmal ist es so laut (wohl abhängig vom Flugzeugtyp), dass man regelrecht erschrickt, und Kinder auf dem Spielplatz weinen. furchtbar!

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