Am Samstag hat in Luzern zum ersten Mal ein Solidaritätslauf für Geflüchtete und Sans-Papiers stattgefunden. Engagierte liefen um die Lidowiese – und sammelten damit Geld für Hilfsprojekte. zentralplus schaute bei der kunterbunten Premiere vorbei und erlebte Bemerkenswertes sowie einen Wermutstropfen.
Rechtzeitig zum Start brach die Wolkendecke über der Lidowiese in Luzern auf, wo am Samstag der erste Solilauf der Stadt stattfand. Nach ähnlichen Anlässen in Bern, Basel und Zürich, wo die Teilnehmenden für geflüchtete Menschen und gegen Rassismus liefen, organisierte das «Solinetz» auch in Luzern eine sportliche Solidaritätsaktion.
Dabei joggen die Teilnehmenden während 40 Minuten so weit wie möglich und für jede rund 500 Meter lange Runde spenden ihre jeweiligen Privatsponsoren einen Beitrag. Damit werden Hilfsorganisationen unterstützt, die sich für Geflüchtete und Migranten starkmachen.
Erwartungen übertroffen
An der Premiere nahmen rund 120 Laufende teil und erliefen dabei über 1'500 Runden. «Wir sind extrem überascht und erfreut, dass so viele Leute teilnahmen», sagt Anina Koch, Mitorganisatorin des ersten Solilaufs in Luzern. «Wir haben gehofft, dass 100 Leute kommen, wären aber auch mit 50 zufrieden gewesen.»
Wie viel Geld die Teilnehmenden zusammen erliefen, war am Samstag noch nicht ersichtlich. Wohl aber, dass der Anlass die Erwartungen der Organisatoren bei Weitem überschritt. «Das Wetter, die Leute – alles war perfekt», sagt Adis Gezahegne. Die ehemalige Spitzen-Marathonläuferin lief gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Sohn. Zudem stimmte sie zusammen mit Fränzi Inauen die Teilnehmenden ein und leitete das Einwärmen.
«Es ist eine schöne Stimmung. Es gibt keine Hektik und das Wohlwollen ist gross.»
Fränzi Inauen, Teilnehmerin
Wenig überraschend waren die beiden Vollblut-Läuferinnen auch diejenigen Frauen, die mit 17 beziehungsweise 18 Runden die längste Strecke zurücklegten. Den Preis für den ersten Platz erhielt aber der elfjährige Bereket. Als Einziger machte er bei beiden Läufen des Nachmittags mit und erlief insgesamt 30 Runden. Zum Vergleich: Das Bestresultat bei den Männern waren 20 Runden in einem 40-Minuten-Lauf.
Gesellschaftliche Solidarität
Für Fränzi Inauen, die beste Läuferin bei den Frauen, war es im Gegensatz zu Adis Gezahegne nicht der erste Sponsorenlauf – aber der Erste für geflüchtete Menschen. «Ich bin sehr fasziniert davon, wie das hier als Erstaustragung organisiert ist», sagt Inauen. «Es ist eine schöne Stimmung. Es gibt keine Hektik und das Wohlwollen ist gross.» Man spüre, dass der Sport verbindet.
Wir brauchen in Luzern auch etwas, um ein Zeichen für mehr Solidarität in der Gesellschaft zu setzen.»
Anina Koch, Mitorganisatorin
«In Bern gibt es den Solidaritätslauf, in Basel den Lauf gegen Grenzen und in Zürich den Lauf gegen Rassismus», erklärt Anina Koch. «Darum dachten wir uns: Wir brauchen in Luzern auch etwas, um ein Zeichen für mehr Solidarität in der Gesellschaft zu setzen.» Und diese Solidarität war klar sichtbar.
Neben einigen erfahrenen Läuferinnen und Läufern gab es viele Teilnehmende aus verschiedensten Alterssparten, Gesellschaftsschichten und Kulturen. Sogar ein Golden Retriever hatte eine Startnummer und sammelte zehn Franken pro Runde. Mehrere Zuschauer motivierten die Teilnehmenden vom Streckenrand aus gestenreich.
Technik macht nicht mit – Konzert abgebrochen
Der einzige Stimmungskiller des Nachmittages beim Solilauf war die Technik. Die Musiker von «Under 40 Squad» kämpften lange mit der Stromversorgung und mussten schliesslich ihr Konzert abbrechen. Der zweite Act des Abends versuchte es gar nicht mehr erst mit einem Auftritt.
Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Von den ursprünglich insgesamt über 150 Besuchern am ersten Luzerner Solilauf blieben noch mehrere Dutzend bis zum Abend und genossen die friedliche Stimmung auf der Lidowiese. Damit gibt es für die nächste Auflage viel Gutes zum Wiederholen und gleichwohl Raum zur Verbesserung.
Für Adis Gezahegne sowie für viele andere steht jedenfalls fest, dass sie auch bei der nächsten Ausgabe mit dabei sein werden.
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