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Katholizismus und Homosexualität – das ist ein schwieriges Thema. Gerade deshalb will Theologe Meinrad Furrer ein Zeichen setzen: Er organisiert den Auftritt der Luzerner Kirchen an der Zentralschweizer Pride.
Fussball und die Kirche, das sind die letzten Bastionen der konsevativen Vorstellungen der Männlichkeit. Könnte man meinen. Der FCL jedenfalls hat es abgelehnt, an der Zentralschweizer Pride mitzulaufen und so ein Zeichen für Toleranz zu setzen (zentralplus berichtete). Die Luzerner Kirchen hingegen machen mit. Und wie.
Die christkatholische, die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirche Luzern haben sich zusammengetan, um am 3. September beim Pride-Demonstrationsumzug durch die Altstadt zu ziehen. Es ist die erste Pride nach 17 Jahren, welche die LGBTQ-Community in Luzern feiert (zentralplus berichtete). Tags darauf laden sie um 14 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Peterskapelle ein.
Zwischenfall mit Rechtsextremen
Wer an Kirche und Homosexualität denkt, dem kommen wohl als Erstes die Hetzreden des ehemaligen Churer Bischofs Vitus Huonder in den Sinn. Es gibt innerhalb der katholischen Kirche aber auch ganz andere Stimmen. Eine von ihnen ist der Luzerner Theologe Meinrad Furrer.
Der neue Leiter der Peterskapelle in Luzern ist schweizweit als «Queer-Pastor» bekannt. Er arbeitete 20 Jahre lang in Zürich, wo er zuletzt queere Paare segnete und so für Aufmerksamkeit sorgte. Dass sein Engagement für eine tolerante Kirche nicht nur auf Gegenliebe stösst, ist Furrer bewusst. Als er im Juni dieses Jahres in einer Zürcher Kirche über die Buntheit der Schöpfung predigte, störten Rechtsextreme den Gottesdienst. Sie hatten ein Kreuz dabei, auf dem «No Pride Month» stand, wie der «Tages-Anzeiger» damals berichtete.
Luzern sendet ein Zeichen nach Rom
Meinrad Furrer lässt sich davon nicht beeindrucken. «Der Zwischenfall hat mir gezeigt, dass es mehr solche Gottesdienste braucht», sagt der Theologe im Gespräch mit zentralplus. Dass die Luzerner Kirchen an der Pride Zentralschweiz mitmachen, hat sicherlich mit seiner Person und seinem Engagement zu tun. Aber nicht nur. «Die katholische Kirche der Stadt Luzern hat eine sehr offene Haltung», meint Furrer.
«Die Kirchen in Luzern sagen klar: Wir begrüssen alle Lebensformen, auch wenn sie innerhalb der katholischen Kirche kontrovers diskutiert werden.»
Meinrad Furrer
In seiner Predigt am Sonntag will er die Geschichte eines äthiopischen Hofbeamten erzählen, die in der Bibel vorkommt. «Es handelt sich um einen Menschen, der in seiner Identität eindeutig von der Heteronormativität abweicht. Als er auf einen Apostel trifft, sagt dieser, dass seiner Taufe nichts im Wege stünde», so Furrer. Der Gottesdienst steht deshalb unter dem Motto «Nichts steht unserer Würde im Wege». Die Vielfalt der Menschen soll darin gewürdigt und gefeiert werden.
Kirche als Safe Space
An wen richtet sich dieses Angebot? Einerseits natürlich an queere Menschen, die katholisch oder spirituell unterwegs sind. «Wir wollen in dem Gottesdienst einen Safe Space schaffen für verschiedene Gruppen, in dem ihre Identität anerkannt wird», so Meinrad Furrer. Auf der anderen Seite wolle man ein klares Zeichen setzen: «Die katholische Kirche in Luzern sagt zusammen mit ihren Schwesterkirchen klar: Wir begrüssen alle Lebensformen, auch wenn sie innerhalb der katholischen Kirche kontrovers diskutiert werden.»
Die Pride Zentralschweiz dauert eine ganze Woche, in der verschiedenste Veranstaltungen stattfinden. In der Peterskapelle wird ab dem 29. August eine Ausstellung zur Kriminalisierung von LGBTQ-Personen weltweit zu sehen sein.
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