Zunehmende Jugendkriminalität: Das sagen Betroffene

Luzerner Jugendliche: Zur Sicherheit ein Messer im Sack?

Drei Luzerner Jugendliche berichten von ihren Erfahrungen mit Messerbesitz und Jugendkriminalität. (Bild: Kathrin Egolf)

Einer von fünf Jugendlichen soll laut einer Studie ein Messer bei sich tragen. Auch Luzerner Jugendliche. Um sich zu verteidigen, sagen die meisten. zentralplus hat sie vor dem Bahnhof Luzern gefragt, ob auch sie ein Messer dabei haben.

Die Jugendlichen, die zentralplus anspricht, schauen verdutzt: Messerbesitz? Einige sagen verteidigend, aber nicht ohne ein Lachen: «Hey, ich bin imfall Schweizer, ich habe sicher kein Messer dabei» oder «Ich mache sicher nichts Illegales». Doch ich kann sie beruhigen: Ich will sie nicht nach illegalen Messern durchsuchen, sondern sie fragen, ob ein Messer ihnen Sicherheit geben würde. Also relaxt!

Zwischen Jugendkultur und Schlägereien

Die Jugendkriminalität nimmt gemäss Bundesamt für Statistik schweizweit seit 2020 erstmals wieder zu, vor allem unter 15- bis 17-Jährigen (zentralplus berichtete). Das Mitführen und Einsetzen von Stichwaffen hat dabei besonders Aufmerksamkeit erhalten. Verlässliche Daten zum Besitz von Messern bei Jugendlichen gibt es für die Schweiz aber nicht.

Eine nicht repräsentative Befragung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW gibt aber einen aktuellen Einblick in die Haltung von Jugendlichen im Kanton Zürich zur Thematik. Sie zeigt, dass jeder fünfte männliche Jugendliche zumindest selten ein Messer mit sich trägt.

Jetzt mal ehrlich: Habt ihr ein Messer dabei?

zentralplus ist deswegen am Dienstag auf die Strasse gegangen und hat Jugendliche in Luzern dazu befragt. Ein 16-jähriger Lernender kennt Situationen, in denen Messer zum Einsatz kommen: «In der Ufschötti geschieht es immer wieder: Sie nehmen ein Messer raus und bedrohen dich. Wir rennen dann weg. Aber wir wissen nicht, was sie tun würden, wenn du nicht wegrennst.»

Die spontane Umfrage am Bahnhof in Luzern zeigt rasch, dass viele Junge von solchen Situationen irgendwie gehört haben, aber nur wenige selbst näher betroffen sind. Luzerner Jugendlichen ist klar: Ein Messer ist nie die Lösung. «Wozu habe ich meine Fäuste», sagt ein Lernender lachend.

«Ein Messer dabei zu haben, bringt nur Probleme. Wenn du zum Beispiel einmal betrunken bist, dann wirst du das Messer auch eher verwenden.» Es sei besser, in einer Gruppe unterwegs zu sein. Das gebe Schutz, meint er.

«Nur zur Verteidigung» funktioniert nicht

Mit der Waffe zu weniger Gewalt? Der Gewaltforscher Dirk Baier und Co-Autor des ZHAW-Berichts hat gegenüber «20 Minuten» dieses Dilemma genauer erklärt: Es sei eine Illusion, Gewalt kontrollieren zu können, sagt er im Videointerview. Meistens würde das Messertragen oder eine Bedrohung anderer erst eine Gegenreaktion provozieren und zu Gewalt führen. Sensibilisierung und Prävention sei seiner Ansicht nach deshalb sehr wichtig.

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