Nach homophober Attacke in Zürich

Luzerner Dragqueen Vio la Cornuta kritisiert Polizei

Die Luzerner Dragqueen Vio la Cornuta bei einem Auftritt auf dem Luzerner Inseli. (Bild: ida)

Die Luzerner Dragqueen Vio la Cornuta ist zusammen mit ihren Begleiterinnen Opfer eines homophoben Angriffs geworden. In der Zürcher Europallee wurden sie von drei jungen Männern brutal attackiert. Von der Polizei hätten sie sich mehr Unterstützung erhofft.

Wie das LGBTIQ-Magazin «Mannschaft» berichtet, ist die Luzerner Dragqueen Vio la Cornuta am vergangenen Samstag Opfer einer homophoben Gewaltattacke geworden. Nach einem Auftritt in einem Zürcher Ausgehlokal hätten sich Vio und vier Begleiterinnen, darunter zwei weitere Dragqueens, auf den Weg zum Hauptbahnhof gemacht.

In der Europaalle sei die Gruppe von drei jungen Männern homophob beleidigt worden. Es seien Worte wie «Scheisstransen», «Schwuchteln» und «Schwanzlutscher» gefallen. Nach verbaler Gegenwehr einer Begleiterin sei die Situation eskaliert. «Die drei Männer sprangen wie die Irren auf uns los. Auf drei von uns haben sie brutal eingeschlagen», erzählt Vio la Cornuta.

Platzwunde am Hinterkopf, Gehirnerschütterung und gebrochenes Handgelenk

Die Thunerin Miss Miss Chris habe durch die Schläge eine Platzwunde am Hinterkopf, eine Gehirnerschütterung, eine aufgeplatzte Lippe und ein gebrochenes Handgelenk erlitten. Sie werde voraussichtlich sechs Wochen nicht mehr arbeiten können. Einer anderen Begleiterin hätten die Täter in den Bauch getreten, was zu starken Unterleibsschmerzen geführt habe.

Vio la Cornuta selbst sei körperlich unverletzt geblieben. Sie habe während des Überfalls laut um Hilfe geschrien, womit sie die Angreifer letztlich vertreiben konnte. Sie fügt an: «Geholfen hat uns niemand, obwohl noch andere Leute in der Europaallee waren.»

Enttäuscht von der Polizei

Im Anschluss an die Attacke habe die Gruppe sofort die Polizei informiert. «Die Polizistin am Telefon fragte dann, ob die Täter noch vor Ort wären. Als man dies verneinte, meinte sie, dass die Gruppe heimfahren und am nächsten Tag auf der Wache Anzeige erstatten könne», heisst es im Artikel des Mannschaft Magazins. Die Polizistin habe gesagt, dass keine Kapazitäten für Personenschutz vorhanden seien, so Vio la Cornuta.

Die Gruppe habe Angst gehabt, sich weiter im Gebiet aufzuhalten. Sie hätten sich daraufhin trotzdem zum HB begeben und auf den direkten Weg nach Hause gemacht. Miss Miss Chris habe erst später realisiert, wie ernst ihre Verletzungen waren. Sie sei in Thun in den Notfall gegangen. Für die Anzeige habe sie am Dienstag dann noch mal nach Zürich reisen müssen.

«Genau wegen solcher Erlebnisse fahren meine Dragqueen-Kolleginnen nicht mehr mit dem ÖV», sagt Vio la Cornuta nach der Attacke. Es könne doch nicht sein, dass Dragqueens auf der Bühne und im Fernsehen bewundert, aber im öffentlichen Raum beleidigt und angegriffen werden. «Ich wünsche mir, dass ich mich als Dragqueen eines Tages sicher auf den Strassen der Schweiz bewegen kann.»

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Habitus M.
    Habitus M., 15.02.2023, 08:09 Uhr

    Wenn eine Dragqueen in Zürich Opfer eines Gewaltverbrechens wird, findet es hier Erwähnung. Wenn eine Frau im selben Zürich durch einen eritreischen Flüchtling grundlos angegriffen und schwer verletzt wird, ist es diesem Medium keine Zeile wert. Warum diese Selektion?

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  • Profilfoto von Jean
    Jean, 09.02.2023, 07:26 Uhr

    Das tut mir leid. Viel Kraft und gute Besserung. Ich wünsche mir dass jeder Mensch ohne Angst in unseren Strassen bewegen kann.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 09.02.2023, 06:19 Uhr

    viola cornuta ist der lateinische Name für Hornveilchen. Danke für die Aufmerksamkeit.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 08.02.2023, 20:23 Uhr

    An dem eines Tages, wo sich die Dragqueens Vio la Cornuta, Miss Miss Chris und alle anderen Dragqueens noch sicherer auf den Strassen der Schweiz bewegen können, wird das Phänomen „Dragqueen“ der gesamten Gesellschaft so etwas von vollkommen egal sein, dass sogar möglicherweise besoffene Idioten Samstag nachts auf der Europaallee nicht mehr den Hals verdrehen und sich eventuell andere Opfer suchen. Ab diesem Tag aber wird auch kein Mensch mehr irgendwelche Shows von Dragqueens auf der Bühne und im TV bewundern, und es wird sich erübrigen, grosses Aufsehen um die Tatsache zu machen, dass man sich einen ungewöhnlichen Namen zugelegt hat.

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    • Profilfoto von Setzen, sechs!
      Setzen, sechs!, 09.02.2023, 09:45 Uhr

      Stringent wirkendes Psychogramm dieser Gesellschaft. Und ihrer Zukunft.

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