Nicht ein Kind im Fernunterricht

Homeschooling boomt – ausser im Kanton Zug

In Zug ein Bild aus Pandemiezeiten: Kindern lernen von zu Hause aus. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Immer mehr Kinder werden von zu Hause aus unterrichtet. In Luzern hat sich die Zahl in den letzten Jahren verzehnfacht. Nicht so im Kanton Zug. Warum ist das so?

Mit dem Fernunterricht verhält es sich ganz ähnlich wie mit dem Homeoffice. Manche Kinder konnten vom Unterricht zu Hause viel profitieren – und andere warteten sehnlichst auf die Rückkehr in die Schule.

Auf jeden Fall hat die Pandemie bewirkt, dass das Homeschooling immer beliebter wird. Die Kantone Luzern und Zug verzeichnen in Pandemiezeiten immer mehr Anfragen von Eltern, die ihre Kinder aus dem Regelunterricht nehmen wollen, um sie selbst zu unterrichten oder in eine Privatschule zu schicken (zentralplus berichtete).

Viele Anfragen, keine Bewilligung

Wie viele Kinder lernen im Kanton Zug denn unterdessen von zu Hause aus? Die Antwort ist vor dem Hintergrund des boomenden Homeschoolings erstaunlich: «Im Kanton Zug gab es in den letzten zehn Jahren kein einziges Kind, dem Privatunterricht bewilligt worden wäre», sagt Lukas Fürrer, Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur.

Der Grund dafür: im Kanton Zug wird der sogenannte Privatunterricht nur bewilligt, wenn es «unmöglich» ist, dass ein Kind eine öffentliche oder private Schule besuchen kann. Dies war in den letzten Jahren offenbar nie der Fall.

Zug wollte liberalisieren und machte das Gegenteil

Diese Regelung kennt der Kanton Zug seit 2015. «Damals vor zehn Jahren wollte der Kanton Zug den Privatunterricht liberalisieren und die dafür nötigen gesetzlichen Grundlagen schaffen», sagt Fürrer. Angedacht war, diese an die Vorgaben für Privatschulen anzulehnen.

«Das letzte Kind in Zuger Privatunterricht dürfte ein Zirkuskind gewesen sein.»

Lukas Flückiger, Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur, Kanton Zug

«Da stellte man fest, dass eine Liberalisierung von der Bevölkerung nicht gewünscht wurde und legte sich dann auf die noch heute geltenden Regeln fest», sagt Lukas Fürrer. Damit korrigiert Fürrer auch einen Medienbericht, in dem vor Kurzem von «verschärften Regeln» im Kanton Zug die Rede war.

So schliesst Fürrer mit einem Augenzwinkern: «Das letzte Kind, das im Kanton Zug eine Bewilligung für Privatunterricht bekommen hat, dürfte ein Zirkuskind gewesen sein.»

Luzerner Privatunterricht wegen Pandemie oder für Weltreise

Ganz anders präsentiert sich die Situation im Kanton Luzern. Dort wurden die bestehenden Regeln ab dem Schuljahr 2015/2016 gelockert. Wer im Kanton Luzern seine eigenen Kinder auf Primarstufe selber unterrichten will, braucht seitdem lediglich eine Matura. Das vorher vorgeschriebene Lehrerdiplom fällt weg.

Das widerspiegelt sich deutlich in den Zahlen. Am 1. September 2013 nahmen im Kanton Luzern nur 13 Kinder Privatunterricht. Im Januar 2022 waren es nach kontinuierlichem Anstieg schon 130 Kinder. Die Zahl der Kinder im Homeschooling ist somit zehnmal grösser als noch vor neun Jahren.

Unter Privatunterricht versteht der Kanton Luzern «Homeschooling, Heimunterricht, Unterricht zu Hause», wie Romy Villiger von der kantonalen Dienststelle Volksschulbildung auf Anfrage von zentralplus erklärt.

Die Zahlen zeigen, dass nicht nur die Pandemie zum Boom beim Homeschooling geführt hat. Bereits in den Jahren zuvor setzten in Luzern immer mehr Eltern auf diese Unterrichtsform. Wie der «Bund» am Dienstag berichtete, führen Eltern mittlerweile vielfältige Gründe für diesen Entscheid an. Manchen genüge das Niveau der Schule nicht, andere würden sich den Freiraum für eine ausgedehnte Familienreise nehmen.

Kein Massenphänomen

Trotz den steigenden Zahlen – ein Massenphänomen ist der Privatunterricht nicht. Nur etwa jedes 300. Kind lernt in Luzern von zu Hause aus, Privatschulen nicht eingeschlossen.

Romy Villiger ergänzt, dass Privatunterricht vor allem in den städtischen Regionen Luzern und Sursee gefragt ist. In den Regionen Hochdorf, Willisau und Entlebuch kommt die Unterrichtsform hingegen kaum vor.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 17.02.2022, 09:28 Uhr

    Oje! Jedem das seine. Diese entwiklung finde ich nicht gut. Die kinder „müssen“ danach studieren ob es vom iq reicht oder nicht. Bildung wird gekauft und „erzwungen“. Finde es immer komisch wenn eltern das gefühl haben in der „normalen“ schule lernt ihr kind zu wenig

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