Drogen nicht nur ein Phänomen der Randständigen

«Luzern ist ein schweizweiter Drogen-Hotspot»

Die von der Luzerner Polizei sichergestellten Substanzen wie MDMA oder LSD sehen oftmals harmlos aus, können jedoch gefährliche Wirkungen entfalten.

(Bild: sah)

In Luzern floriert der Drogenhandel – längst nicht nur in den üblich verdächtigten Stadtparks. Aufgrund der zentralen Lage eignet sich die Stadt als schweizweit organisierter Umschlagplatz. Dabei müssen nicht nur die Drogenhändler kreativ werden, sondern auch die Polizei.

Wer in Luzern nicht nur dem Touristenstrom über die Kapellbrücke und entlang der Reuss folgt, merkt schnell: Neben den schönen Häuserfassaden und sauberen Strassen gibt es auch so manches Plätzchen, wo das illegale Drogengeschäft floriert. Ob harte Drogen wie Heroin oder Crack, ob Partydrogen wie MDMA oder Kokain – in Luzern ist es ein Leichtes an Drogen zu gelangen.

Synthetische Drogen besonders bei Jungen beliebt

«Luzern ist ein Drogenmagnet», sagt einer, der täglich damit zu tun hat: Eugen Sidler ist Leiter der Fachgruppe Betäubungsmittel der Kriminalpolizei Luzern und spezialisiert auf den organisierten Drogenhandel. Sidler nennt einleitend verschiedene Drogenarten und wie die Luzerner Kriminalpolizei damit umgeht. Denn illegale Drogen beschränken sich längst nicht auf die bekannten Sorten wie Heroin, Kokain und Cannabis. «Besonders bei Jungen sind die synthetischen Drogen immer beliebter», so Sidler.

Eugen Sidler, Abteilungsleiter der Fachgruppe Betäubungsmittel der Kriminalpolizei Luzern, erklärt, wie die Luzerner Polizei gegen Drogen vorgehen kann.

Eugen Sidler, Abteilungsleiter der Fachgruppe Betäubungsmittel der Kriminalpolizei Luzern, erklärt, wie die Luzerner Polizei gegen Drogen vorgehen kann.

(Bild: sah)

Auf dem Tisch vor ihm liegen all die berauschenden Stoffe. In kleinen Fläschchen, Säckchen oder in ganzen Schachteln – Ecstasy, MDMA, Poppers oder Lachgas sind hoch im Kurs, unter anderem bei regelmässigen Partygängern.

Besonders in Luzern gibt es vermehrten organisierten Drogenhandel, meint Sidler. Dies liege vor allem an der zentralen Lage in der Mitte der Schweiz. Besonders die Stadt Luzern und die umliegenden Gemeinden seien deshalb vermehrt vom Drogenhandel betroffen. Im Hinterland sei diesbezüglich merklich weniger Aktivität in diesem Bereich zu verzeichnen.

Mehrere Brennpunkte in Luzern

«Innerhalb der Stadt Luzern gibt es mehrere Brennpunkte», so Sidler. Neben dem offensichtlichen Bahnhof und KKL-Areal, wo sich mehr oder weniger offensichtlich der eine oder die andere mit illegalen Substanzen eindeckt, gäbe es noch weitere «Problemstellen»: «Das Vögeligärtli, das Inseli, aber auch die Basel- und Bernstrasse sind von organisiertem Drogenhandel betroffen.»

Dies liege teilweise auch am geschichtlichen Hintergrund und damit verbunden mit den Personen, welche sich dort aufhalten beziehungsweise wohnen. So liegen zum Beispiel die Basel- und Bernstrasse an belebter, gut angebundener, aber etwas unprivilegierter Lage.

Drogen per Lieferung nach Hause bestellen

Neben dem offenen Drogenhandel zum Beispiel in Parks, gibt es auch weniger offensichtliche Arten von organisiertem Handel. «Es könnte ihr Nachbar sein», meint Sidler und erklärt, dass der Handel von Drogen nicht auf die öffentlichen Plätze beschränkt sei. Es gäbe ganze Wohnungen, welche nur für die Aufbewahrung und den Handel mit illegalen Drogen gemietet würden.

Was aussah wie eine Ladung Eisbergsalate, bargt eine ordentliche Portion illegaler Substanzen.

Was aussah wie eine Ladung Eisbergsalate, verbarg eine ordentliche Portion illegaler Substanzen.

(Bild: sah)

Und auch einige Bars oder Kebab-Läden würden mit illegalen Geschäften einige Franken dazuverdienen. «Seit einigen Jahren kann man Drogen sogar per Lieferwagen nach Hause bestellen», so Sieger. Aber auch im sogenannten Darknet würden viele Drogen bestellt. Ein Bereich des Internets, der sich oftmals den Kontrollen der Behörden entzieht.

Tagung zu «Sucht und Drogen»

Das Thema aufgreifend, organisierte der Zentralschweizer Verband der Berufsbeistände diesen Donnerstag eine Tagung zum Thema «Sucht und Drogen – Auf der Gasse, Umgang mit Süchtigen und Suchtprävention». Die zentralen Aspekte der Drogenprävention und des Umgangs mit Drogensüchtigen wurden dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet – unter anderem aus der Perspektive der Luzerner Polizei. 

Bei der Drogensuche ist Kreativität gefragt

Auch bei der Art und Weise wie die Drogen transportiert oder versteckt werden, werden Drogendealer immer kreativer. Dies wird deutlich, als Sidler die auf dem Tisch vor ihm liegenden Objekte erklärt. Für das Laienauge handelt es sich dabei um Raviolidosen, Haarspray, Bücher oder normalen Eisbergsalat.

Die normal aussehenden Ravioli- und Getränkedose bieten Stauraum für einige Gramm Kokain.

Die normal aussehenden Ravioli- und Getränkedosen bieten Stauraum für einige Gramm Kokain.

(Bild: sah)

Ein gekonnter Griff Sidlers zeigt, dass sich die Objekte auf unerwartete Weise öffnen lassen und einen Hohlraum offenbaren. «Auch in Autos werden im Kanton Luzern immer wieder mehrere Kilogramm an Kokain sichergestellt», erzählt Sidler. Der Kampf gegen die Drogen sei ein endloser. «Es sind nicht ein bis zwei Drogendealer, sondern ein ganzes Netzwerk an involvierten Personen.» Erwische man einen davon, würde das Netzwerk nicht merklich beeinflusst.

«Wir haben nicht den Anspruch, den ganzen illegalen Drogenhandel zu vernichten. Dafür sind unsere Ressourcen schlichtweg zu klein», meint Sidler. Doch mit der Präsenz von uniformierten Polizisten könne verhindert werden, dass öffentliche Räume zum rechtsfreien Raum werden. Der Fokus der Fachgruppe Betäubungsmittel beschränke sich deshalb vor allem auf den Handel mit harten Drogen wie Kokain oder Heroin. «Um den Kiffern nachzurennen, haben wir schlichtweg keine Zeit», meint Sidler lachend.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von N.
    N., 15.08.2019, 00:50 Uhr

    Luzern hat die Lage ganz klar nicht im Griff. Nirgendwo in der Schweiz, aber auch kaum irgendwo im Ausland hängen hunderte von Drogensüchtigen, Drogendealern und Randständigen unbehelligt im und rundum den Bahnhof herum. Einheimische fühlen sich überall unwohl, versuchen diese Orte zu umgehen oder zu vermeiden. Als Beispiel: Weder in Napoli noch in Palermo sah man auch nur eine solche Person im oder um den Bahnhof herum. Man fühlt sich in Luzern nicht sicher, selbst junge, 20-jährige Männer berichten, dass sie lieber zu Fuss gehen, als am Bahnhof auf den Bus warten. Ich selbst nehme extrem weite Umwege auf mich, um möglichst unbelästigt nach Hause in der Werftgegend zu gelangen. Das KKL, der Platz vor der KKL-Bar, das Inseli, die Uni usw. sind schreckliche Orte. Nichts, aber auch gar nichts wird unternommen. Die SIP hat keinen wirklichen Zweck. Der Polizei sind die Hände gebunden, die Bevölkerung darf sich ansehen, dass Kriminellen nichts passiert und es offenbar genügend Gelder für diese Kilbi gibt. Braucht es unbedingt einen Rechtsrutsch in der Politik, damit sich mal was ändert?

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