Luzern bereitet sich auf Hunderte von Corona-Verdachtsfällen vor
Das Coronavirus hat die Schweiz erreicht: Im Kanton Tessin ist erstmals bei einer Person die Erkrankung nachgewiesen worden. Die Luzerner Behörden richten sich für einen Ernstfall ein. Wie genau und was das für die Bevölkerung bedeutet, erklärt Kantonsarzt Roger Harstall im Interview.
Die Schweiz hat einen ersten bestätigten Coronavirus-Fall. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag bekannt gab, ist die ursprünglich in China aufgetretene Erkrankung bei einem 70-jährigen Mann nachgewiesen worden. Der Tessiner hatte sich Mitte Februar in Mailand aufgehalten, wo in den letzten Tagen zahlreiche Ansteckungen und einzelne Todesfälle gemeldet wurden (zentralplus berichtete).
Bisher sind in der Schweiz rund 300 Personen mit Verdacht auf das neue Coronavirus untersucht worden. Mehrere Personen befinden sich in Quarantäne. Das heisst: Sie müssen in ihrer Wohnung bleiben und den Kontakt zu anderen vermeiden.
Das Risiko für die Bevölkerung ist laut BAG moderat. Im Kanton Luzern wurde bislang keine Infektion mit dem neuen Coronavirus (COVID-19) nachgewiesen. Gleichwohl bereiten sich die Behörden vor, wie der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall im Interview sagt.
zentralplus: Welche Massnahmen hat der Kanton Luzern im Zusammenhang mit dem Coronavirus getroffen?
Roger Harstall: Die Behörden sind auf das Auftreten des Coronavirus vorbereitet und die Kompetenzen zwischen Bund und Kantonen sind geregelt. Der Kanton Luzern hat unter der Leitung der Dienststelle Gesundheit und Sport eine fachübergreifende Task Force gebildet, die regelmässig die aktuelle Lage bespricht und die zu treffenden Massnahmen berät. Sie lehnt sich dabei an den kantonalen Pandemieplan an, der für solche Szenarien vorgesehen ist.
zentralplus: Was heisst das konkret?
Harstall: Die zuständige Gesundheitsbehörde hat die Konzepte zur Abklärung und Isolation von Krankheitsfällen sowie die allfällige Quarantäne von Kontaktpersonen erarbeitet. Die Task Force bereitet sich auch auf den Fall vor, dass wir es plötzlich mit Dutzenden oder gar Hunderten von Corona-Verdachtsfällen oder gar Erkrankungen zu tun haben und der Bund die «besondere Lage» ausrufen sollte.
«Es gibt zahlreiche Massnahmen, um Erkrankte zu isolieren, ihre medizinische Versorgung sicherzustellen und das Risiko für weitere Ansteckungen zu minimieren.»
zentralplus: Was würde in diesem Fall unternommen?
Harstall: Es gibt zahlreiche Massnahmen, um Erkrankte zu isolieren, ihre medizinische Versorgung sicherzustellen und das Risiko für weitere Ansteckungen zu minimieren. Die kantonalen Gesundheitsbehörden sind hierbei in engem Kontakt mit den Luzerner Spitälern.
zentralplus: Wie haben sich die Vorkehrungen nach den Ereignissen in Norditalien und dem bestätigten Fall im Tessin verändert?
Harstall: Durch die geografische Nähe zu Italien, wo die höchste Zahl an Erkrankten in Europa festgestellt wurde, war davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Corona-Falles in der Schweiz steigt. Diese Einschätzung hat sich mit dem am Dienstag bekannt gewordenen und nachgewiesenen Fall des Coronavirus im Tessin bewahrheitet. Soweit keine Personen – zum Beispiel Kontaktpersonen – im Kanton Luzern betroffen sind, sind vorerst keine speziellen Massnahmen notwendig.
zentralplus: Sollte jemand positiv auf das Coronavirus getestet werden, ist es laut BAG wichtig, möglichst alle Personen ausfindig zu machen, die mit dem Infizierten Kontakt hatten. Wer wäre im Kanton Luzern dafür zuständig und wie würde dies im konkreten Einzelfall ablaufen?
Harstall: Die Zuständigkeit liegt bei der Dienststelle Gesundheit und Sport. Der Ablauf ist intern in groben Zügen definiert, kann aber im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Entsprechend kann hier keine generelle Antwort gegeben werden.
«In den allermeisten Fällen verläuft die Erkrankung mild.»
zentralplus: Wie viele Behandlungsplätze könnten die Luzerner Spitäler im Notfall verfügbar machen?
Harstall: Die Anzahl von künftig an COVID-19 Erkrankten kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden. Die für die Behandlung notwendigen Kapazitäten würden bei Bedarf freigemacht werden. Derzeit bestehen ausreichend Kapazitäten für die Abklärung von Verdachtsfällen, aber auch für die Behandlung von Erkrankten. Die Spitäler verfolgen die Lage kontinuierlich und tauschen sich regelmässig mit dem Kanton aus, damit zeitgerecht die erforderlichen Schritte zur Erhöhung der Kapazitäten eingeleitet werden können, sofern dies notwendig wird.
Das Bundesamt für Gesundheit rät:
- Hände regelmässig waschen.
- bei Niesen und Husten Taschentuch verwenden oder in die Armbeuge niesen/husten.
- Menschen mit grippeähnlichen Symptomen meiden.
- Bei «Grippe»-Symptomen sofort die Ärztin oder den Arzt kontaktieren.
Die Info-Hotline des BAG (058 463 00 00) ist täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar.
zentralplus: Gibt es seitens des Kantons besondere Tipps und Hinweise an die Bevölkerung im Allgemeinen sowie an Arbeitnehmer im Gesundheitswesen oder in der Tourismusbranche im Speziellen?
Harstall: Im Augenblick genügt es, die vom Bundesamt für Gesundheit publizierten Empfehlungen zu befolgen (siehe Box). Weiterführende Massnahmen werden im Bedarfsfall mit dem Bund abgesprochen, sind derzeit aber keine vorgesehen. Zusätzliche oder gar abweichende Hinweise für die Bevölkerung oder für spezifische Dienstleistungssektoren gibt es nicht.
zentralplus: Wie nehmen Sie die Stimmung im Kanton Luzern wahr?
Harstall: Die Gesundheitsbehörden erhalten der dynamischen Lageentwicklung entsprechend vermehrt Anfragen sowohl von Gesundheitsfachleuten als auch von Privatpersonen. Ansonsten erscheint die Stimmung insgesamt ruhig. Die Bevölkerung wird über den Stand der Dinge laufend informiert.
zentralplus: Wie schätzen Sie die Gefährlichkeit des Coronavirus grundsätzlich ein?
Harstall: Das Virus ist zwar sehr ansteckend, was mitunter dadurch bedingt ist, dass es sich um ein neues Virus handelt und entsprechend keine Immunität in der Bevölkerung besteht. In den allermeisten Fällen verläuft die Erkrankung jedoch mild, mit Symptomen einer Erkältung. Das Coronavirus ist gemäss aktuellem Wissensstand nicht gefährlicher als eine saisonale Grippe.
Hinweis: Das Interview wurde schriftlich geführt.
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Sarah, 26.02.2020, 21:09 Uhr Es stimmt nicht, dass das Corona-Virus nicht gefährlicher ist als eine saisonale Grippe. Dass das Coronavirus gefährlicher ist, sieht man nur schon daran, dass in China Millionenstädte quasi abgeriegelt sind und sich das Virus sehr schnell auch in Europa verbreitet. Gemäss eines Ärzteblattes liegt übrigens die Zahl der Todesfälle für Deutschland bei einer gewöhnlichen saisonalen Grippe zwischen 28 und 194 und nicht wie oft behauptet bei 20´000.
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mir scheint, dass sie einfach nur ihre persönlich abneigung und allgemeine wut auf herrn berset ablassen und nun den coronavirus dazu instrumentalisieren. ihr kommentar entbehrt jeglicher logik und ist nur kontraproduktiv.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterStofe, 26.02.2020, 19:44 Uhr lieber herr müller
die masken sind dazu da, dass erkrankte leute andere nicht anstecken. der grossteil hat eh keine dichte maske auf der nase. denken sie auch an die vielen nasengrübler, augenreiber und all diejenigen, die ungeniert im verkaufsgeschäft ihr brötli fressen. die haben potential für ansteckung der anderen!
wenn sie die ratschläge des herrn berset beachten, sind auch sie nicht gefährdet.er macht das mit seinem team schon richtig.
wie sie ja eingangs erwähnen, ist das ihre persönliche ansicht. die muss aber nicht jeder wissen.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Michi Weber, 26.02.2020, 07:58 Uhr Zitat BAG: Zurzeit ist unklar, wie hoch die Sterblichkeit bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus ist. Die WHO geht davon aus, dass die Sterblichkeit bei einer Covid-19-Erkrankung in Wuhan zwischen 2 und 4 Prozent und ausserhalb von Wuhan 0.7 Prozent beträgt. Das macht deutlich, dass der Kontext die Letalität (Sterblichkeit) stark mitbestimmt. Zum Vergleich: die Sterblichkeit bei Masern liegt bei rund 0.1 Prozent, diejenige von SARS lag bei rund 10 Prozent und diejenige einer saisonalen Grippe 0.1 Prozent.
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Definitiv falsch, die Letalität beträgt nach aktuellen Zahlen zwischen 3% und 10%, also Faktor 10-33 mal höher als bei Grippe
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