Kanton soll mehr zahlen, dieser winkt ab

Letzte Tage im Hospiz – doch wer kann sie sich leisten?

Sterben in einem Hospiz – das ist teuer. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Ein Platz im Hospiz kostet Patienten in Luzern Tausende von Franken im Monat. Eine Motion fordert, dass der Kanton mehr Kosten übernimmt – doch die Regierung winkt ab und will abwarten.

Wer ins Hospiz einzieht, der weiss: Das ist seine letzte Station. Hier werden hochbetagte oder kranke Menschen, die bald sterben werden, medizinisch versorgt und bis zum Tod begleitet. In einem Hospiz können sie in Würde sterben.

In Luzern ist dies unter anderem im Hospiz Zentralschweiz möglich. 2023 sind hier 139 Menschen verstorben. Durchschnittlich waren sie 72 Jahre alt, wobei die jüngste Person 18 Jahre alt war und die älteste 96.

Das Hospiz Zentralschweiz liegt im Luzerner Stadtteil Littau. (Bild: zvg)

Doch für viele ist der letzte Lebensabschnitt mit finanziellen Sorgen verbunden. Denn für einen Aufenthalt im Hospiz muss man tief in die eigene Tasche langen. Ein Tag kostet 810 Franken. Davon müssen Betroffene 273 Franken selbst tragen. Das sind mehr als 8000 Franken im Monat (zentralplus berichtete).

Auch für das Hospiz Zentralschweiz geht die Rechnung nicht auf. Rund ein Drittel der Kosten pro Bett und Tag muss mit Spendengeldern finanziert werden. Jährlich schreibt es Defizite in Höhe von rund 800'000 Franken. Das liegt an der Pflegeheimfinanzierung – Patientinnen müssen für die Pensionskosten aufkommen. Und die Anteile von Krankenkassen, Wohngemeinden und Patienten können die Kosten nicht decken.

23 statt 273 Franken

Das ist Mitte-Kantonsrat Stephan Schärli ein Dorn im Auge. Er hat vergangenen Sommer eine Motion eingereicht. Mit dieser fordert er eine Reform der Finanzierung von Hospizen. Schärli, der die interdisziplinäre Notfallstation am Luzerner Kantonsspital in Wolhusen leitet, möchte, dass der Kanton mehr bezahlt: nämlich 550 Franken pro Tag und Bett. Patienten müssten dann nur noch 23 Franken pro Tag zahlen – würden also um täglich 250 Franken entlastet werden (zentralplus berichtete).

Den Rest sollen wie bisher Wohngemeinden (141 Franken pro Tag) und Krankenkassen (96 Franken pro Tag) bezahlen.

Wäre der Kanton im letzten Jahr bereits für diese Kosten aufgekommen, hätte das mit 1,1 Millionen Franken zu Buche geschlagen. Das rechnet Schärli in seiner Motion vor. Dem gegenüber würden Einsparungen von 2,8 Millionen Franken stehen. Denn in der Palliativstation im Spital koste ein Tag rund 2500 Franken. 55 Prozent davon übernimmt der Kanton, also 1375 Franken, wobei man bei 2000 Pflegetagen auf den genannten Betrag kommt.

Luzerner Regierung will abwarten

Nun liegt die Antwort der Regierung vor. Diese findet Sterben in Würde, ja – aber bitte nicht auf Kosten des Kantons. Zumindest vorerst nicht.

Die Regierung will abwarten. Sie ist überzeugt: Es braucht eine gesamtschweizerisch einheitliche Lösung, wie Palliativangebote – inklusive Hospize – finanziert werden. Deswegen möchte sie die Motion ablehnen und stattdessen als Postulat, also als Vorschlag ohne direkte Umsetzung, weiterverfolgen. Auf nationaler Ebene hat der Ständerat eine entsprechende Motion, die eine angemessene Finanzierung der Palliative Care in der Schweiz fordert, im Dezember 2020 angenommen. Der Nationalrat folgte im Juni 2021.

Die Regierung will keine «voreilige kantonale Sonderlösung». Schnell handeln müsse er sowieso nicht. Das Hospiz Zentralschweiz habe genug Geld, findet die Regierung. 2023 erhielt das Hospiz Spenden in Höhe von über 3,3 Millionen Franken und erzielte einen Gewinn von fast 2 Millionen Franken. «Es kann somit vorderhand die Betriebskosten gut selber decken.» Ende Dezember habe die Stiftung zudem ein Eigenkapital von über 8,4 Millionen Franken gehabt.

Hospiz sei zu luxuriös

Die Regierung widerspricht der Behauptung, dass alle Hospiz-Patienten ohne dieses Angebot im Spital behandelt werden müssten. Viele gehen ins Hospiz, weil sie zuhause bis anhin nicht spezialisiert palliativ hätten betreut werden können, so die Regierung.

Seit 2023 gibt es jedoch den mobilen Palliativdienst «Palliativ Plus», der weiter ausgebaut wird. Zudem betont die Regierung, dass ein Spitalaufenthalt den Kanton weniger kostet, als in der Motion dargestellt – nämlich durchschnittlich 786 Franken pro Tag statt 1375 Franken.

Eine völlige Defizitdeckung durch die öffentliche Hand, wie sie Schärli fordert, sei «aus Gründen der Gleichbehandlung» der Spitalpatientinnen beziehungsweise der Heimbewohner problematisch. Dies, weil der Kanton nicht für Luxus zahle – und das Hospiz Zentralschweiz sei «bewusst grosszügig und hochwertig eingerichtet», führt die Regierung aus.

Falls der Kanton zahlen würde, müsste er strenge Regeln festlegen, wer ins Hospiz darf. Das könnte dazu führen, dass weniger Menschen aufgenommen werden als heute.

Verwendete Quellen

ok

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