Landessender Beromünster schrieb Radiogeschichte

Künstler Wetz lädt zum Fest unter SRG-Freunden

Kabarettist Emil und Ehefrau Niccel Steinberger in der Kunsthalle.

(Bild: giw)

Nur wenige Tage vor der No-Billag-Abstimmung trommelt Wetz die Freunde der SRG im KKLB zusammen. Doch statt bierernster Debatten um die Zukunft des Medienhauses wird es ein humorvoller Abstecher an den Ursprungsort des Landessenders.

«Damit es gesagt ist: Das ist hier keine kontradiktorische Veranstaltung, es ist ein Pro-SRG-Anlass», eröffnet Wetz mit seiner für ihn typischen Mischung aus Selbstironie, authentischem Humor und einer Prise Ernsthaftigkeit seine SRG-Geburtstagsfeier.

Am Samstag wird das Medienhaus 87 Jahre alt – just eine Woche vor der Schicksalsabstimmung über dessen Zukunft. Der schlaue Wetz packte die Chance beim Schopf und inszenierte diesen Freitag den Geburtsort der politisch umkämpften Institution. Den mittlerweile ausgeschalteten Landessender hat der Künstler in ein lebendiges Kunsthaus verwandelt. Insgesamt drei Touren organisierten Wetz und sein Team im Rahmen der Veranstaltung «Pro SRG im KKLB».

Viel Prominenz

«Wir sind hier im Zentrum der Schweiz, obwohl immer alle sagen, das KKLB sei ab vom Schuss. Das stimmt nicht, wenn schon ist die Stadt Luzern vielleicht im Kakao draussen», stellt Wetz fest. Wohl wissend, dass sich die Anreise inmitten von kleinen Weilern zwischen Beromünster und Schenkon doch eher schwierig gestaltet.

Doch die geografischen Hürden sind schnell vergessen. Der umtriebige Künstler rief die SRG-Promis und bekannte Verfechter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens – und sie kamen in Scharen. Schauspielerin Birgit Steinegger, Kabarettist Emil und seine Ehefrau Niccel Steinberger, SRG-Ausbildungschef Toni Zwyssig, Russlandexperte Peter Gysling, Künstler Louis Brem, Kulturwissenschaftler René Stettler oder der Gemeindepräsident von Beromünster, FDP-Kantonsrat Charly Freitag.

Wetz und Emil Steinberger während dem KKLB-Talk:

Wetz in Stimmung

Und da sitzen die bekannten Gesichter nun im Kinosaal des KKLB. Am Mittag sind insgesamt zwölf Ehrengäste an einer langen Bank aufgereiht. Wie die Jünger in Da Vincis Abendmahl. Es ertönt klassische Musik, während die Gäste langsam zu ihren Plätzen finden. Punkt zwölf Uhr geht es los.

Vor den Ehrengästen steht Wetz, dahinter das Publikum, welches die Sitzreihen bis zum letzten Platz füllt. Der Künstler geniesst den Anlass sichtlich und referiert wild drauf los. Einen Gast nach dem anderen stellt er mit Witz und zahlreichen Anekdoten vor. Immer wieder bezieht er auch die Zuhörer mit ein. «Das ist übrigens unser neuester Mitarbeiter Alfons Röthlin. Er ist für unsere Esel verantwortlich, Frau Rist und Herr Hirschhorn», lässt er das Publikum wissen.

Der Hausherr vergisst die Zeit

Genüsslich macht er sich auch die Dorfpolitik zunutze, um die Anwesenden in Fahrt zu bringen. «Es ist an der Zeit, das Bero zu streichen und die Gemeinde nur noch Münster zu nennen.» Der Gemeindepräsident wäre schon dafür, nur das Gesamtgremium wehre sich dagegen, versucht Wetz Freitag aus der Reserve zu locken. «Den Graf Bero brauchen wir hier nicht, besonders weil er aus dem Aargau kommt.» Doch Freitag winkt lachend ab: «Zu dem Thema äussere ich mich hier jetzt nicht.» Wetz kündigt an, die Sache per Initiative vors Volk bringen zu wollen.

Immer wieder verfällt der Saal im Angesicht der Anekdoten in Gelächter. Das Publikum, die Ehrengäste und Wetz: Man kennt sich, es herrscht familiäre Stimmung. «Das ist der Verdienst von Wetz, sein Herz und seine Seele ist in diesem Haus», sagt Emil Steinberger im Anschluss an den Kurz-Talk. «Da kann man nicht Nein sagen, wenn er einlädt. Es ist eine gewaltige Sache, die er hier leistet.»

Wetz fackelt nach der Einführung nicht lange und macht direkt im Anschluss eine Führung durch das Haus. Unter anderem stellt er derzeit das Werk des verstorbenen Luzerner Künstlers Rolf Brem aus. Die Wand mit hunderten Büsten wird von seinem Sohn Louis Brem kuratiert. Wetz erzählt und erzählt und vergisst dabei die Zeit. Denn eigentlich warten Wurst und Suppe – sein Team wird langsam nervös. «Ich halte wieder einmal den Zeitplan nicht ein. Aber es sind einfach so viele spannende Leute hier, da kann ich einfach nicht anders.»

Wetz liest seinen Gästen eine Geschichte vor – während diese es sich in Betten gemütlich machen.

Wetz liest seinen Gästen eine Geschichte vor – während diese es sich in Betten gemütlich machen.

(Bild: giw)

Der Schlaf der Siegesgewissen

Erst als SRG-Ausbildungschef und Mitorganisator Toni Zwyssig Wetz darauf aufmerksam macht, dass Emil Steinberger bereits am Suppelöffeln ist, bricht er seine Ausführungen abrupt ab. Die Mitarbeiter zucken mit den Schultern – so ist er halt, der Wetz. Die gute Stimmung im Angesicht des unkonventionellen Schalks lässt die politische Komponente dieser Feier beinahe vergessen. Der Event ist selbstverständlich ein geschickter Werbeschachzug, doch Wetz meint es durchaus ernst. Es geht ihm um die Sache. «Ich hoffe, dass die No-Billag-Initiative klar abgelehnt wird.»

Die SRG sei für ihn ein Phänomen. «Sie verkörpert die Tradition in der Schweiz, Minderheiten zu berücksichtigen. Sei es etwa die Bevölkerung der anderen Landessprachen oder Gehörbehinderte», sagt Wetz. Und er erinnert an die wichtige Rolle des Landessenders während des Zweiten Weltkrieges für den Zusammenhalt des Landes im Angesicht des Nazi-Terrors. Nach den schweren Fakten und der leichten Kost folgen noch Spezialführungen durch das KKLB-Areal.

Die anwesenden SRG-Anhänger sind sichtlich positiv gestimmt im Angesicht des sich nähernden Abstimmungssonntags. Die jüngsten Prognosen scheinen zu beruhigen. Man zeigt sich siegesgewiss. Nach viel Gelächter und Händeschütteln lassen sich die Anwesenden zum Abschluss von Wetz eine Geschichte vorlesen, während sie sanft in den hergerichteten Betten eindösen können.

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