Vier Alternativen zum Massentourismus

Kleine Bergbahnen für grosse Bergfreuden

Kleine Bergbahnen haben im Kanton Luzern oft eine lange Tradition und dienen bis heute nicht nur touristischen Zwecken. (Bild: tob)

Der Pilatus und die Rigi gehören zu den Blockbustern unter den Ausflugsbergen. Gross sind dort die Investitionen in immer neuere und modernere Bahnen mit Erlebnischarakter. Abseits des Massentourismus bestehen im Kanton Luzern aber auch kleinere Bergbahnen, bei denen sich der Fahrgast oft gleich selber um seine Beförderung kümmern muss. Wir stellen vier vor.

Gemeinsam haben die kleinen Bergbahnen im Kanton Luzern ihr langjähriges Bestehen. Natürlich wurden sie in der Zwischenzeit modernisiert und den Sicherheitsvorgaben angepasst. Dennoch existieren sie seit Jahrzehnten und erfüllen bis heute noch ihren ursprünglichen Zweck. Beispielsweise den Warentransport zwischen Berg und Tal.

Daneben sind sind diese Bahnen mittlerweile auch touristisch nutzbar und stellen in der heutigen Zeit, in der Bergbahnen oft nicht spektakülär genug daherkommen können, eine entspannende und preiswerte Alternative für Berggänger dar. zentral+ hat vier Beispiele im Kanton Luzern besucht.    

Seilbahn Schwändi-Oberlänggrat (Romoos, Entlebuch)

Gehört zum Schulweg der Kinder vom Napf. Die blaue Gondel zwischen Schwändi und Oberlänggrat.

(Bild: tob)

Mitten im Napfgebiet, in der Nähe der Ortschaft Romoos, befindet sich die Seilbahn Schwändi-Oberlänggrat. Von der Gemeinde Romoss 1962 gebaut, transportiert sie bis heute die heimischen Schulkinder zum Schulbus und wieder zurück auf ihre Höfe. «Die Seilbahn dient aber auch Touristen und Wanderern auf ihrem Reiseweg», sagt Fritz Kammermann, der verantwortliche «Bähnler».

Über ein Telefon in der Seilbahnkabine setzt man sich als Fahrgast mit ihm in Verbindung. Anschliessend startet Fritz Kammermann die rund sieben minütige Fahrt zum Oberlänggrat auf 1149 Meter über Meer. «An schönen Tagen haben wir hier 10 bis 15 Fahrten», sagt er und verweist gleich darauf, dass die Bahn auch bei Regenwetter fahren würde. Vor der Fahrt müsse man ihn von der Talstation einfach anrufen. Seine Telefonnummer findet sich dort an ein Anschlagbrett getackert.

120 Meter Höhenunterschied legt die blaue Pendelban zwischen der Schwändi und dem Oberlänggrat zurück. Vier Personen finden pro Fahrt darin Platz. Und auch wenn man ohne grosse Wanderabsichten im Napfgebiet unterwegs ist, für den Ausblick vom Oberlänggrat über das Luzerner Hinterland lohnt sich die kurze Fahrt mit der kleinen Seilbahn allemal. Wer will, wandert anschliessend auf dem offiziellen Wanderweg vom Oberlänggrat in gut drei Stunden bis auf den Napf.

Preise: Erwachsene 6 Franken (retour), Kinder 4 Franken (retour). Fahrzeiten: Täglich, Sommer und Winter. 

Seilbahn Wissifluh (Vitznau)

Stillstand. Wer mit der Seilbahn Wissifluh zu Berg möchte, meldet sich vorher besser an.

(Bild: tob)

Die Seilbahn gehört zum Hotel Wissifluh (945 m.ü.M), oberhalb von Vitznau. Sie ist deshalb in privatem Besitz, aber für die Öffentlichkeit zugänglich. Geregelte Fahrzeiten gibt es nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, kündigt seine Fahrtabsichten daher vorher bei Jürg und Sylvia Trionfini an. Seit 27 Jahren führen die Beiden das Hotel und Restaurant Wissifluh im Auslauf des Rigimassivs und sind demzufolge auch die Inhaber der Seilbahn. 

Es kann vorkommen, dass sie aufgrund ihres landwirtschaftlichen Betriebs nicht im Haus sind und so keine Bedienung der Seilbahn möglich ist. Zum Beispiel wenn das Heut eingeholt werden muss. «Von Mittwoch bis Sonntag sind wir aber in der Regel vor Ort, da genügt ein Anruf von der Talstation und wir können die Bahn mit der Fernsteuerung in Bewegung setzten», sagt Jürg Trionfini.
  
Bis zu 5000 Fahrten absolviert die 1908 in Betrieb genommene Luftseilbahn momentan pro Jahr. Sie überwindet dabei eine Höhendifferenz von 448 Metern und die Fahrt in der für vier Personen konzipierten Gondel dauert rund acht Minuten. «Einerseits reisen unsere Hotelgäste mit der Bahn an, andererseits kommen auch viele Wanderer so in das autofreie Gebiet», sagt Jürg Trionfini.

Die Wissiflueh dient ihnen dabei als idealer Ausgangspunkt für Wanderungen zurück nach Vitznau, nach Gersau und Brunnen. Oder auf die andere Seite in Richtung der Rigi mit ihren zahlreichen Wanderrouten.

Preise: Erwachsene 12 Franken (retour), 10 Franken (einfach). Kinder bis 16 Jahre 8 Franken (retour), 6 Franken (einfach). Hunde 4 Franken. Montag und Dienstag geschlossen. 

Seilbahn Hinterbergen (Vitznau)

(Bild: tob)

Rund zehn Meter von der Wissiberg Seilbahn entfernt, steht die Talstation der Seilbahn Hinterbergen. In Betrieb ist sie Tag und Nacht. Tagsüber reicht ein Knopfdruck in der Kabine um die Bahn in Bewegung zu setzen. Für Nachtfahren, wenn der Kontrollraum in der Bergstation unbesetzt ist, gibt es einen Ticketautomaten und eine Bedienungsanleitung für die Fahrt.

Gefahren wird auch hier nach Bedarf und nicht nach Fahrplan. Nach sechs Minuten triff man mit der kleinen Gondel für vier Personen in der Bergstation ein. Dank der Höhendifferenz von 600 Metern geniesst man bereits während der Fahrt einen fantastischen Ausblick auf den Vierwaldstättersee.  

Betrieben werden die Bahn und das gleich oberhalb der Bergstation liegende Restaurant von der «Seilbahn-Genossenschaft Hinterbergen». Gegründet von den ansässigen Bauernbetrieben. Bereits 1913 fuhr die erste Transportbahn zwischen Vitznau und Hinterbergen. Die Bauern transportierten damit in erster Linie ihre Waren und noch keine Personen. Das heutige Modell hat mit diesem Sessellift-ähnlichen Gefährt allerdings nicht mehr viel zu tun. 1965 wurde eine neue Gondelseilbahn gebaut und im vergangenen Jahr investierte die Genossenschaft rund 800’000 Franken für eine Erneuerung des Antriebs der Seilbahn und in einen neuen Kassenautomaten.

«An guten Tagen haben wir ungefähr 400 Fahrten», sagt Alois Waldis. Seine Familie kümmert sich schon seit Jahren um den Seilbahn-Betrieb. «Die Bahn hat Tradition und dient uns auch noch heute als Transportmittel für unsere Waren.» Die Milch der Kühe seines Bruders werde so beispielsweise mit der Seilbahn nach Vitznau gebracht.

Für Wanderer ist Hinterbergen ein beliebter Startpunkt für Ausflüge auf die Rigi (Gehzeit zwei Stunden) oder Richtung Wissifluh (Gehzeit eine Stunde).
   
Preise: Erwachsene 14 Franken (retour), 7 Franken (einfach). Kinder bis 16 Jahre gratis. Das Restaurant ist am Mittwoch und am Donnerstag geschlossen. 

Sonnenbergbahn (Kriens)

Die Sonnenbergbahn in Kriens fährt sein 1902 auf den Sonnenberg.

(Bild: tob)

Die blaue Standseilbahn geht dieses Jahr in ihre 112 Saison. Sie gehört zum Krienser Ortsbild wie der Pilatus auf der gegenüberliegenden Seite. Die Bergstation befindet sich auf 706 Metern über Meer und anders als bei den bisher vorgestellten Seilbahnen muss man hier als Gast nicht für seine eigene Beförderung sorgen. Abgesehen vom Kauf einer Fahrkarte an der Talstation.

Knapp 10 Minuten dauert die Fahrt auf der 830 Meter langen Bahnstrecke bis auf den Sonnenberg. Drei Minuten benötigt, wer nur bis zur Zwischenstation «Zumhof» fährt. 30 Personen passen dabei in einen der beiden blauen Holzwagen.

Zwar mag der Sonnenberg nicht mit dem Napf oder der Rigi als Wandergebiet mithalten, trotzdem ist die Aussicht von der Terrasse des Restaurants Sonnenberg imposant. Der Kinderspielplatz mit Feuerstelle gleich oberhalb der Bergstation dient als mögliche Verpflegungsalternative.

Wer einer Wanderung auf dem Sonnenberg trotzdem nicht abgeneigt ist, erreicht in gut einer Stunde die Stadt Luzern oder geht in derselben Zeit durch die «Wolfsschlucht» nach Littau. Mit Kindern eignet sich der neu geschaffene Rundweg, der seinen Besuchern anhand von verschiedenen Stationen die Geschichte des «Sonnenzwerges» erzählt.

Preise und Fahrplan der Sonnenbergbahn Kriens

Weitere Bergbahnen in den Kantonen Zug und Luzern

Vitznau
Rigi Bahnen
Hinterbergen
Wissifluh

Kriens
Pilatus Bahnen
Sonnenbergbahn

Romoos

Schwändi-Oberlänggrat

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