Keine Experimente am Familientisch

Ob die junge Frau mit der schweren Einkaufstasche bereits für ihr Weihnachtsessen eingekauft hat? «Nein, ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, was es dieses Jahr zum Essen gibt. Ich bin eingeladen, darum lasse ich mich überraschen.» – Was sie sich wünschen würde? «Fondue Chinoise wäre toll! Das gab es halt früher schon immer.»

Und genau so geht es weiter: Fondue Chinoise hier, Fondue Chinoise dort, für ganz Zug ist Weihnachten Fleischfondue-Zeit. Ein Mann wartet mit seiner Tochter in der weihnächtlichen Metalli-Halle, aufs Weihnachtessen angesprochen bringt er es auf den Punkt: «Bei uns gibt es Fondue Chinoise, das ist Tradition, wie wohl in vielen Schweizer Haushalten.» – Dies bestätigt eine weitere Befragte, die jedoch nichts gegen einen Bruch mit dieser Tradition hätte: «Meine beiden erwachsenen Söhne wünschen sich jedes Jahr Fondue Chinoise. Ich persönlich finde das eigentlich schade, mir tun die vielen Tiere leid, die dafür sterben müssen. Wenn es nach mir ginge, müsste es nicht so viel Fleisch geben. Mit etwas Einfacherem, zum Beispiel einem Käsefondue, wäre ich auch zufrieden.»

Chinoise, Filet und Café complet

Die Umfrage zeigt: An Weihnachten verzichten die Zuger wirklich nur ungerne aufs Fleisch: Auch wenn es ausnahmsweise doch etwas anderes als das traditionelle Chinoise gibt:

«Was es am Heiligabend gibt, weiss ich noch nicht. Am 25. mache ich ein Filet im Speckmantel mit einer speziellen Füllung. Vom Rest des Weihnachtsessens lasse ich mich überraschen. Wir haben abgemacht, dass jeder für einen Teil des Menus verantwortlich ist, das gibt dann eine schöne Überraschung.»

Die Schülerin (links) erzählt: «Bei uns gibt es dieses Jahr Fondue Chinoise! Das ist aber eigentlich keine Weihnachtstradition in der Familie. Wir essen meistens jedes Jahr etwas anderes.» Ihre Schulkameradin (rechts) verrät: «Bei uns zuhause gibt’s Tischgrill.»  

«Ich weiss noch nicht, was es bei mir gibt. Über Weihnachten bin ich nicht in der Schweiz. Ich fahre nach Österreich zum Wellnessen. Und dort lasse ich mich vom Menü überraschen.»

«An Heiligabend müssen die Kinder sowieso früh ins Bett, darum gibt es nichts Spezielles – vermutlich einfach Café complet. Dafür mache ich dann am 25. ein feines Filet im Teig mit Gemüse.»

«Sorry, keine Zeit!»

Das Fazit: Die Zuger mögen an Weihnachten keine Überraschungen. Jedenfalls, wenn’s ums Essen geht. Dennoch leistet man sich was. Die Fertigpizza jedenfalls bleibt über Weihnachten im Kühlschrank oder wird nur bei jenen Leuten ausgepackt, die unsere Umfrage mit «sorry, keine Zeit!» oder «nein, dazu beantworte ich lieber keine Fragen», abgewimmelt haben. Viele Zuger bewegen sich während den Festtagen essenstechnisch irgendwo zwischen Fleischfondue und Filet. Und dabei halten sie es wie mit Weihnachten: Alle Jahre wieder!