Herzensprojekt von Luzerner Hochschuldozent

Kampagne gegen Kriminaltourismus scheitert am Geld

Kriminaltouristen kommen in die Schweiz, um hier schnelle Beute zu machen. (Bild: Adobe Stock)

Michael Derrer kämpft seit Jahren gegen den Kriminaltourismus aus Osteuropa. Seine Motivation: die Opfer zu schützen – aber auch die Täter, die aus Naivität in kriminelle Kreise geraten. Die Idee stiess zwar auf Zustimmung, aber nicht auf potente Geldgeber.

Luzerner Hochschuldozent, Justizdolmetscher, Laienrichter und auch noch GLP-Politiker: Michael Derrer ist ein Mann mit vielen Facetten. Seit Jahren setzt er sich gegen den Kriminaltourismus aus Osteuropa ein – und plant ein Projekt, um potenzielle Täter abzuschrecken. Nach fast vier Jahren muss er nun allerdings erkennen, dass dieses nicht finanzierbar ist.

Bei seiner Arbeit hat Derrer festgestellt, dass junge Menschen teils gezielt von kriminellen Banden angeworben werden. Diebstähle und Einbrüche würden dabei verharmlost und so dargestellt, als seien sie nicht viel schlimmer als Schwarzarbeit. Zudem würde das Bild einer zahnlosen Schweizer Justiz gezeichnet.

Junge Menschen als «Kanonenfutter» benutzt

Die Erfahrungen, die Derrer in seiner Tätigkeit als Justizdolmetscher gemacht hat, sind jedoch ganz andere. Die als «Kanonenfutter» angeworbenen Menschen seien oftmals durch eine gewisse Naivität in die Kriminalität gerutscht. «Wenn sie dann festgenommen werden, ist das für die meisten ein Schock. Im Gefängnis zu sein, ist für sie – allen Klischees zum Trotz – kein Zuckerschlecken.»

«Es fühlt sich offenbar niemand für die Prävention von Kriminaltourismus zuständig.»

Derrer hat in einer Kampagne rund 30 Artikel in der rumänischen Medienlandschaft platziert, um dieses verharmlosende Bild richtigzustellen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Sein Plan war es, einen Dokumentarfilm zu drehen. Dieser sollte einerseits die Konsequenzen aufzeigen, die eine kriminelle Karriere hat. «Zudem hätten wir gerne Alternativen dazu aufgezeigt», erklärt Derrer.

Keiner will für die Prävention zuständig sein

75'000 bis 100'000 Franken würde das Filmprojekt kosten. Derrer ist überzeugt: Das ist nichts im Vergleich zu dem Schaden, den Kriminaltouristen jedes Jahr in der Schweiz anrichten. Die Aargauer Regierung habe Interesse gezeigt. Dort verbreitet die Polizei Meldungen teilweise in verschiedenen Sprachen, um potenzielle Kriminaltouristen abzuschrecken (zentralplus berichtete).

«Letztlich hat die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren aber einen Finanzierungsantrag abgelehnt», erzählt Derrer. Weil man nicht für internationale Massnahmen zuständig sei. Auch vom Bund bekam er eine Absage.

«Es fühlt sich offenbar niemand für die Prävention von Kriminaltourismus zuständig – weder auf Ebene des Bundes noch bei den Kantonen», stellt der Hochschuldozent fest. Deshalb hat er das Projekt vorerst begraben. «Ich habe alles versucht, was in meiner Macht steht, um es zu realisieren. Im Moment ist die Idee deshalb sistiert. Aber sollte sich ein Türchen auftun, würde ich es gern wieder aufnehmen.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rubin Karl-Heinz
    Rubin Karl-Heinz, 03.08.2020, 19:07 Uhr

    Ich finde die Idee eines Filmes die beide Seiten zeigt sehr Präventiv und dies nicht zu realisieren wäre ein Schritt zurück statt nach vorne.
    Evtl. eine Adresse die Helfen kann.

    Schweizerische Kriminalprävention
    Haus der Kantone
    Speichergasse 6
    3001 Bern

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  • Profilfoto von Plus
    Plus, 30.07.2020, 11:51 Uhr

    crowdfunding?
    Ich würde für dieses Filmprojekt gerne ein paar Fränkli beisteuern!

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