Aktivisten reichen Bevölkerungsantrag ein

Luzerner Bodum-Villen: Jetzt wird die Enteignung gefordert

Zugebrettert und umwuchert wartet die Bodum-Villa an der Obergrundstrasse 99 auf ihr Schicksal.

(Bild: jwy)

Mit 248 Unterschriften fordert ein Bündnis um die Aktivisten-Gruppe Resolut die Rettung der Bodumvillen: Die Stadt Luzern müsse durchgreifen und den Besitzer der Gebäude enteignen.

Mit dem Bevölkerungsantrag verlangen die Aktivisten, dass der Stadtrat die Enteignung der beiden Bodumvillen an der Obergrundstrasse 99 und 101 prüft und wenn möglich einleitet. Die beiden Villen stehen seit den Hausbesetzungen 2016 und 2017 leer und sind in schlechtem Zustand (zentralplus berichtete). «Mit seinem Verhalten handelt Jørgen Bodum in krasser Weise gegen das öffentliche Interesse», begründen die Aktivisten ihren Antrag.

Der Bevölkerungsantrag wird am Dienstag-Nachmittag im Stadthaus eingereicht. Sollte die rechtliche Grundlage für eine Enteignung fehlen, verlangt Resolut, dass der Stadtrat eine Grundlage schafft, die eine Vergesellschaftung ermöglicht, wenn die Eigentümerin von erhaltens- oder schützenswerten Bauten den Erhalt ihrer Liegenschaften gefährdet oder den Unterhalt der Liegenschaften nachweislich vernachlässigt.

Für Bevölkerungsanträge sind in der Stadt Luzern 200 Unterschriften nötig und sie werden gleich behandelt wie Motionen und Postulate aus dem Stadtparlament – der Stadtrat kann ganz oder teilweise entgegennehmen oder ablehnen.

Seit dem Kauf leer

Jørgen Bodum hat die Liegenschaften 2013 erworben, seither stehen sie leer. Trotz mehreren Verhandlungsversuchen seitens der Stadt Luzern mit dem Eigentümer ist bis heute nichts passiert.

Vor einigen Jahren habe sich die Substanz der Gebäude massgeblich verschlechtert, schreibt Resolut. Unbedeckte Dächer und die teilweise geöffneten Fenster hätten die Abnützung der Bausubstanz beschleunigt.

Von oben sieht man das abgedeckte Dach und das offene Fenster der Obergrundstrasse 99. (Bild: zvg)

Für die Villa an der Obergrundstrasse 101 besteht seit 2016 eine rechtskräftige Baubewilligung für den Umbau und die Sanierung. Diese wurde im Dezember 2018 um weitere drei Jahre verlängert.

Für das Gebäude an der Nummer 99 sind sich Bodum und die Stadt Luzern nach wie vor nicht einig – Gespräche laufen. Auch die Stadt sprach von einer unbefriedigenden Situation.

«Endlich durchgreifen»

Da die Verhandlungen zwischen der Stadt Luzern und Bodum zu keiner Lösung führten, müssten andere Massnahmen zur Wahrung der öffentlichen Interessen ergriffen werden, fordert Resolut in der Mitteilung. «In Luzern besteht ein grosses Interesse an Wohnraum und Raum für Kultur. Der Erhalt schützenswerter Bauten ist von schweizweitem Interesse.»

Die Unterschriften wurden Anfang Dezember gesammelt, die Aktivistinnen seien überrascht über den Unmut in der Bevölkerung, das Anliegen sei von Menschen aus allen politischen Lagern unterstützt worden. «Der Stadtrat muss diese Steilvorlage aus der Bevölkerung jetzt annehmen und in Sachen Bodumvillen endlich durchgreifen», so die Forderung.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 14.01.2020, 15:42 Uhr

    Die Stadtregierung und -verwaltung sind gut beraten, die Strategie neu zu überdenken. Die Politik resp. die Stadtverwaltung ist für die bisherige Verschandelung der Stadt verantwortlich. Die Politik resp. die Regierung will auf Kosten der Eigentümer aus der Stadt Luzern ein Museum machen. Dringende Sanierungen etc. können nur unter vollkommen erschwerten gemacht werden. Dies bedeutet für die Hauseigentümer einen beträchtlichen finanziellen Mehraufwand, welcher mit Nichts, aber auch gar Nichts zu rechtfertigen ist. Unter dem Deckmantel Heimatschutz resp. Denkmalschutz wird praktisch alles verhindert. Die Begründungen sind teilweise zu haarsträubend. Herr Bodum hat vollkommen recht, wenn er sich entschieden dagegen wehrt. Zumal er der Stadt bereits sehr entgegen gekommen ist. Doch gewisse Befindlichkeiten von Seiten Stadtarchitekt etc. führen dazu, dass die Fronten verhärtet sind. Als Hausbesitzer weiss ich wovon ich spreche.

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 14.01.2020, 14:04 Uhr

    Grundeigentum ist eine Perversion. Wasser, Luft und Boden sind Allgemeingut und dürfen nicht privatisiert werden. Gebrauchsleihe (Pacht) ist möglich. Wenn die Gemeinschaft (Staat) aber feststellt, dass ein Grundstück nicht zum vereinbarten Zweck (z. B. Wohnen, Landwirtschaft, etc.) verwendet wird, muss es wieder vergesellschaftet werden. So sollte auch mit dem Bodum-Grundstück verfahren werden.

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    • Profilfoto von Ram Dass
      Ram Dass, 14.01.2020, 14:57 Uhr

      Ich erkenne in Ihrem Kommentar die Grundsätze von Sozialreformern z.B. Silvio Gesell. Das Problem ist nur, dass die hier nicht angewendet werden und noch nie angewendet wurden. Obwohl ich seine Ideen im Grunde sehr interessant und egalitär finde. Warum sollte dies nun plötzlich anders werden?

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  • Profilfoto von Dunning-Kruger
    Dunning-Kruger, 14.01.2020, 11:07 Uhr

    Die Stadt Luzern würde im Bereich der Schaffung von Rechtsunsicherheiten bezüglich Grundeigentum und Liegenschaften ein absolutes Novum erschaffen. Die Regierenden werden dies also mit Sicherheit zu verhindern wissen. Mit- oder ohne Volks-Ja.

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