Zugerin spielt bei «Reality Shore» mit

Jessica Fiorini über Trash-TV und LGBTQ*-Aktivismus

Die 25-jährige Zugerin ist derzeit in der TV-Serie «Reality Shore» auf oneplus zu sehen. (Bild: zvg)

Bereits zum dritten Mal ist die 25-jährige Jessica Fiorini in einer Reality-TV-Serie zu sehen. Im Interview mit zentralplus erzählt die Zugerin, wieso sie immer wieder bei «Trash-TV» mitmacht, wie sie mit der Aufmerksamkeit umgeht – und sie räumt mit Vorurteilen auf.

Vorab: Reality-TV ist nicht die Welt der Autorin. Die Anzahl Folgen, die sie von Serien wie «Der Bachelor» und ähnlichem geschaut hat, lassen sich an einer Hand abzählen.

Nun kommen noch zwei Finger dazu, denn zur Vorbereitung wagte sich die Chronistin an die zwei ersten Folgen von «Reality Shore». In dieser neuen Serie, die an das berühmt-berüchtigte «Shore»-Format - sprich: Party, wenig Schamgefühl und das Zusammenleben verschiedener Persönlichkeiten – anknüpft, spielt auch eine Zugerin mit (zentralplus berichtete).

Und die ist nicht ganz unbekannt: Die 25-jährige Jessica Fiorini spielte auch schon in den deutschen Datingshows «Der Bachelor» und «Love Island» mit. Auf Instagram folgen der Influencerin stattliche 113'000 Personen.

Diese Reichweite nutzt sie auch, um sich für Themen, die ihr am Herzen liegen, einzusetzen – wie die LGBT-Community. Als Reality-TV-Neuling hat die Autorin nun versucht, etwas über die Person hinter dem Bildschirm herauszufinden.

zentralplus: Jessica Fiorini, auf Instagram bezeichnen Sie sich als «ordinary swiss girl» (in etwa: «gewöhnliches Schweizer Mädchen»). Wie definieren Sie denn ein «ordinary swiss girl»?

Jessica Fiorini: Also ich finde mich schon «ordinary». Es ist ja ein relativer Begriff. Für einige bin ich bestimmt «too much». Aber da ich mich in der Regenbogenwelt aufhalte, bin ich vergleichsweise Standard.

zentralplus: Was haben Sie vor den ganzen TV-Serien und dem Influencer-Dasein gemacht?

Fiorini: Ich habe mich schon immer etwas mit Fashion befasst. Damals habe ich in Zürich eine Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau gemacht. Das Beraten hat mir viel Spass gemacht. Doch jeden Tag bis sieben Uhr arbeiten und auch samstags bis fünf erfüllte mich irgendwann nicht mehr.

zentralplus: Und dann zog es Sie in die Reality-TV-Welt. «Love Island», «Der Bachelor» und nun «Reality Shore»: Sie haben schon reichlich TV-Erfahrung. Was bewegt Sie dazu, bei solchen Serien mitzumachen?

Fiorini: Jede Person, die ins Fernsehen geht und sagt, Reichweite ist mir egal, lügt. Natürlich ist es nicht nur die Reichweite, die es interessant macht. Man kriegt auch Geld dafür, die Leute zu unterhalten. Für mich sind aber vor allem die speziellen Begegnungen besonders. Im Fernsehen lernt man Personen anders kennen. Die Zeit ist sehr intensiv, man ist 24/7 mit diesen Leuten zusammen. Im echten Leben hingegen muss man arbeiten oder wird anderweitig abgelenkt.

zentralplus: Was reizt Sie am meisten daran?

Fiorini: An solchen Serien teilzunehmen ist für mich herausfordernd. Wenn ich Personen kaum kenne, bin ich eher introvertiert. Da ich aber da bin, um zu unterhalten, muss ich mich öffnen und auf andere Personen zugehen. Und: Ich muss beim Fernsehen die Kontrolle abgeben. Im normalen Leben möchte ich diese immer haben und plane jeweils meine Tage schon im Voraus.

«Mit meinem Vater habe ich zuallererst über eine Teilnahme gesprochen. Er muss die TV-Auftritte absegnen können.»

Jessica Fiorini, Influencerin und Reality-TV-Star

zentralplus: In den bisherigen Serien haben Sie vergeblich die Liebe gesucht. Was haben Sie trotzdem von den Serien mitgenommen?

Fiorini: Vergeblich war das ja nicht, ich habe kurz Sebastian gedatet. Was mir aber viel wichtiger ist: Aus jeder Serie, an der ich teilgenommen habe, bin ich noch mit zwei, drei Personen in Kontakt. Auch wenn ich vielleicht keine romantische Liebe mitnehme, nehme ich immerhin ganz viel freundschaftliche Liebe mit. Die ist mir ohnehin wichtiger.

zentralplus: Die vorherigen Serien drehten sich um Dating, nun geht es um Party und Zusammenleben. Was fasziniert Sie speziell an «Reality Shore»?

Fiorini: Party, Party, Party – es ist halt etwas komplett Anderes. Ich bin ja eigentlich nicht so die Partymaus. Trotzdem verstehe ich mich mit den Leuten, obwohl ich nicht wie Yasin schon um 12 Uhr mittags betrunken bin. Es sind sehr viel verschiedene Leute mit dabei und ich nehme von jedem etwas mit. Beispielsweise ist Nic sehr einfühlsam, seine Art hat mir geholfen, mich ihm gegenüber schnell zu öffnen. Um ihn herum habe ich mich immer wohl gefühlt. Er war in der Partyvilla meine Bezugsperson. Bellydah und Mia sind beide sehr direkt und sehr extrovertiert, ich kann mir von ihrer offenen Art eine Scheibe abschneiden.

zentralplus: Nach den medialen Suchen nach einem geeigneten Mann sind Sie nun mit einer Frau zusammen. Wie haben Sie die mediale Aufmerksamkeit zu Ihrer öffentlichen Bisexualität erlebt?

Fiorini: Ich selber lable mich nicht. Ich liebe einfach. Wenn mich jemand fragt, ob ich bi sei, sage ich ja. Und wenn mich jemand fragt, ob ich pansexuell sei, also ob ich mich in jemanden verliebe ohne Vorliebe der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, sage ich auch ja. Eigentlich wollte ich mich nie wirklich outen. Ich finde es vollkommen normal, nicht nur auf Männer zu stehen. Die Nachricht wurde mit wenigen Ausnahmen sehr gut aufgenommen, ich war sehr positiv überrascht.

zentralplus: Unterstützt Ihre Freundin Ihre «Reality Shore»-Teilnahme? Oder gab es auch schon Diskussionen dazu mit Familien oder Freunden?

Fiorini: Sie mag es nicht, dass ich eine Person des öffentlichen Lebens bin. Obwohl sie mich so kennengelernt hat. Egal, was das Format gewesen wäre, sie hätte sich daran gestört. Mehr dazu möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Mit meinem Vater habe ich zuallererst über eine Teilnahme gesprochen. Er muss die TV-Auftritte absegnen können. Er hat sich dann «Jersey Shore» und «Geordie Shore» angeschaut, fand die Serien cool und hat mich ermutigt, mitzumachen.

«‹Die haben eh nichts im Kopf›: Das Gleiche sagt man ja auch über andere Entertainer wie Models oder Fussballer.»

Jessica Fiorini, Influencerin und Reality-TV-Star

zentralplus: Wie sehr schlüpfen Sie im Fernsehen in eine Rolle?

Fiorini: In «Love Island» war ich zu 100 Prozent ich selbst. Damals war ich halt noch etwas naiver. So konnte ich mich im Nachhinein gar nicht mehr verstellen, da ja alle mein Ich schon kannten. Ausserdem möchte ich gar keine Rolle annehmen. Gerade auch wegen meiner Familie und Freunde, die zuschauen. Die sollen jeweils denken können: «Das ist die Jessy, die ich kenne.» Mit meinen Teilnahmen an Serien haben meine Familie und engsten Freunde auch nie ein Problem gehabt.

zentralplus: Wie unterscheiden Sie sich von Ihrem Ich von vor fünf Jahren?

Fiorini: Ich würde sagen, ich bin noch offener geworden. Nun weiss ich, dass man – gerade auch im Fernsehen – jedem Menschen eine Chance geben sollte. Ich bin seither sehr viel spontaner geworden, da ich nicht mehr immer alles planen kann. Und ich kann inzwischen Dinge besser auf mich zukommen lassen.

In den bisherigen zwei Folgen zeigt Jessica Fiorini viel Verständnis und Mitgefühl zu ihren Mitbewohnern. (Bild: CHMedia)

zentralplus: Meistens verbaut man sich mit einer Teilnahme an Reality-Shows viele Karrierechancen in normalen Berufen. Man wird quasi abgestempelt. Nehmen Sie mit einer Teilnahme dieses Risiko bewusst in Kauf?

Fiorini: (Pause.) Wie drücke ich das jetzt am besten aus? Leute, die hinter die Fassade blicken können, wissen, dass es nur Fernsehen und Entertainment ist. Mit mir kann man auch ganz normale Gespräche führen. Bei einer Bank würde ich es zum Beispiel verstehen, wenn die mich wegen meiner Vergangenheit nicht einstellen würden. Da ich aber sowieso nicht interessiert bin an einem «9 to 5»-Job, habe ich mir eh nichts verbaut. Im schlimmsten Fall würde ich mir wohl etwas in Deutschland suchen, die sind da etwas offener.

zentralplus: Passend dazu: Was ist das grösste Vorurteil, das Personen Ihnen gegenüber haben?

Fiorini: Damals war es definitiv, dass ich arrogant wirke. Was ich nicht verstehen kann. Heute wüsste ich es gar nicht (lacht.) Ich befasse mich gar nicht mehr so oft damit, was Unbekannte von mir denken. Und zu den ganzen Vorurteilen über Reality-TV-Teilnehmer à la: «Die haben eh nichts im Kopf» ... das Gleiche sagt man ja auch über andere Entertainer wie Models oder Fussballer. Meiner Meinung nach haben die einfach in einer anderen Richtung Erfolg.

zentralplus: Als Influencerin leben Sie quasi von Aufmerksamkeit. Ist Ihnen das manchmal auch zu viel?

Fiorini: Damals zu Lockdown-Zeiten habe ich mich etwas zurückgezogen. Viele Leute waren uns Influencern gegenüber sehr negativ eingestellt. Während Leute mit Bürojobs teilweise nichts mehr zu tun hatten, kriegten wir trotzdem unsere Aufträge. Viele Leute haben uns das damals nicht gegönnt. Jetzt sollte ich eigentlich gerade die neue Serie promoten. Doch wegen eines familiären Vorfalls ist es mir gerade nicht so danach, vor die Kamera zu stehen. Ich nehme mir auch ab und zu eine Auszeit.

zentralplus: Was erwartet die Zuschauer von «Reality Shore» noch so? Natürlich ohne schon zu viel zu verraten.

Fiorini: Ich habe mir die ersten zwei Folgen erst angeschaut. Und ich hatte den Anfang ganz anders im Kopf. Ich bin selbst gespannt, was in den nächsten Folgen alles rauskommt. Es ist nämlich sehr viel passiert, die ersten beiden Folgen waren noch ganz zahm im Gegensatz zu dem, was noch folgt. Wir haben so viel gefeiert, dass einigen die Erinnerung an den einen oder anderen Abend sogar fehlt. Es gibt auch eine süsse Lovestory und immer wieder neue VIP-Gäste, die die Partyvilla durcheinanderbringen.

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