Die Reaktionen auf «The Grand Tour» aus Luzern

Jeremy Clarkson motzt über Luzern – Touristiker trotzdem glücklich

Sinn für Luxus: Das Team speist im Park Weggis.

(Bild: Printscreen Amazon Prime)

Nicht das Kopfsteinpflaster ist für einen Lamborghini in der Luzerner Altstadt das grösste Problem – sondern die engen Gassen. Ex-Top-Gear-Star Jeremy Clarkson bleibt beim Dreh von «The Grand Tour» stecken und flucht wie ein Rohrspatz. Die Region freut sich dennoch über den Werbeeffekt. Allerdings profitieren nicht alle gleichermassen.

Vergangenes Wochenende startete die zweite Staffel der Autoserie «The Grand Tour». Die aus der legendären Sendung «Top Gear» bekannten britischen Moderatoren Jeremy Clarkson (57), James May (54) und Richard Hammond (47) besuchten dabei mit ihren Schlitten beim Dreh im Juni dieses Jahres die Innerschweiz (zentralplus berichtete).

Residiert haben die drei im Park Hotel Weggis. Ein sogenanntes «Swiss Natural Detox Retreat» hatte Reiseleiter Hammond gebucht. Das nervte Clarkson und May fürchterlich. Zu essen gab’s bei bester Aussicht auf den Vierwaldstättersee nur Grünzeug. «Weisst du, wie man Menschen nennt, die so was essen?», fragt Clarkson in der TV-Sendung und beantwortet die Frage gleich selbst: «Frauen!» Die drei Briten sind dafür bekannt, mit ihrem bitterbösen Humor auch mal die Grenze des Geschmackvollen zu übersteigen.

Das Team war im Park Weggis untergebracht.

Das Team war im Park Weggis untergebracht.

(Bild: Printscreen Amazon Prime)

An Tag eins geht es für die Autoliebhaber nach Luzern. Sie testen Elektrofahrzeuge: einen Lamborghini Aventador S, einen Honda NSX und einen Rimac Concept One. «Verfluchte Schweiz», heisst es schon bald, als die drei an einer roten Ampel warten müssen, «autofeindlich» sei unser Alpenland. Später kurven die drei durch die Luzerner Altstadt. Clarkson hat mit seinem Lamborghini in den engen Gassen grosse Mühe, bleibt stecken und sorgt für viel Verwirrung bei Passanten.

Verkehrshaus-Besuch stösst sauer auf

Später besuchen die drei das Verkehrshaus. Sie sind «not amused». Denn eigentlich geht es bei der Sendung darum, möglichst aufs Gaspedal zu treten und die Karren auf Herz und Niere zu prüfen. Über Hammonds Idee, das Verkehrshaus zu besuchen, sagt Clarkson nur: «Du bist ein Idiot.»

In der Luzerner Altstadt crasht Clarkson eine Gartenwirtschaft.

In der Luzerner Altstadt crasht Clarkson eine Gartenwirtschaft.

(Bild: Printscreen Amazon Prime)

Für die Stadt Luzern, das Verkehrshaus und das heute leer stehende Park Weggis ist die Sendung natürlich willkommene TV-Präsenz. Die BBC-Sendung «Top Gear» galt während der Clarkson-Ära schliesslich als die beliebteste TV-Sendung der Welt (siehe Box). Peter Kämpfer hat als Gastgeber im Park Weggis Clarkson, Hammond und May beherbergt. «Ich habe die Sendung gesehen und mich total amüsiert – der trockene britische Humor schlägt ja immer wieder durch», sagt er zu zentralplus. 

Werbung nützt Park Weggis nichts mehr

Das «Swiss Natural Detox» war kein Jux der Produktionsfirma, das bot man wirklich an. «Ein Angebot mit reduzierter Kalorienzufuhr und vielen Behandlungen», so Hotelmanager Kämpfer. «Somit ist das grundsätzlich eine gute Werbung.» Obwohl er anfügt, dass man ihren Auftritt ja nicht wirklich ernst nehmen könne. «Beim Dreh konnten wir wohl Vorschläge einbringen, und es wurde das meiste auch gefilmt. Aber beim Schnitt war unser Team natürlich nicht mehr mit dabei.»

«Nun wissen alle Grand-Tour-Fans, dass es in Luzern das Verkehrshaus der Schweiz gibt.»

Oliver Burger, Mediensprecher

Mit dem Werbeeffekt ist es beim Parkhotel so eine Sache. Denn profitieren könne man nicht mehr. «Sehr schade», sagt Kämpfer. Denn das Park Weggis wurde im Sommer verkauft. «Infolge grosser Um- und Erweiterungspläne der neuen Besitzer mussten wir den Betrieb per Ende September schliessen», so Kämpfer. Im Frühjahr 2019 wird das Hotel unter dem Namen «Chenot Palace Weggis» wiedereröffnet. Dabei handelt es sich um ein reines Kurhotel ohne öffentliche Restaurants/Bars oder Spa.

Eindrückliche Bilder aus den Alpen:

 

Oliver Burger vom Verkehrshaus beurteilt den Auftritt ebenfalls positiv: «Der Fokus liegt auf dem Schaulager in der Halle Strassenverkehr. Ein echter Hingucker für Leute, die noch nie im Verkehrshaus waren.» Dass Clarkson schlechte Laune habe und dementsprechend Kommentare fallen lasse, sei Teil des Drehbuchs. Dennoch ist Burger glücklich über den Besuch der Boliden-Promis: «Der Bekanntheitsgrad der Sendung ist sehr gross. Nun wissen alle Grand-Tour-Fans, dass es in Luzern das Verkehrshaus der Schweiz gibt.»

Erfolgsgaranten

Die Sendung «Top Gear», die zwischen 2002 und 2016 lief, erhielt einen Guiness-Buch-Eintrag für «die Fachsendung mit den meisten Zuschauern». Die 22 Staffeln von Top Gear hatten Schätzungen zu Folge weltweit circa 350 Millionen Zuschauer. Nach einem Eklat – Jeremy Clarkson attackierte einen Produzenten – wurde er vom BBC gefeuert. May und Hammond verliessen die BBC freiwillig, daraufhin heuerte das Trio bei Amazon an. Nicht minder erfolgreich: Die erste Staffel «The Grand Tour» brach auf dem Pay-TV-Sender Amazon Prime sämtliche Rekorde.

Ähnlich positiv tönt es bei Luzern Tourismus: «Bei solchen Projekten geht es vor allem darum, dem Publikum die Region in wunderschönen bewegten Bildern zu zeigen – und dies ist sehr gut gelungen», sagt Mediensprecherin Sibylle Gerardi. Sogar das Motzen und Nörgeln der Autoliebhaber sei kein Problem. «Dass die Protagonisten sich pausenlos über die ‹autofeindliche› Schweiz ärgern und ab und an zynische Bemerkungen machen, ist ja Teil dieses Sendekonzeptes.» Gerardi nimmt es mit Humor: «Bemerkungen zum autofeindlichen Kopfsteinpflaster in Luzerns Altstadt aus dem 12. Jahrhundert erzählen dem Zuschauer auf die typische ‹Grand-Tour›-Art, dass sich ein Besuch in Luzern lohnt.»

Unfall überschattet Schweiz-Besuch 

Übrigens: Nach dem Besuch im Verkehrshaus machen die drei auch noch einen Abstecher ins Schach-Museum in Kriens. Als Hammond auch noch ein erfundenes Bleistift-Museum besuchen will, wird er entlarvt. Clarkson und May kommen ihrem Reiseleiter auf die Schliche, weshalb dieser ständig so langweilige Ausflüge plant. Die einzige Elektroladestation für ihre Autos befindet sich in Luzern – genauer gesagt in Kriens. Daraufhin wird Hammond entmachtet und es werden Autotests auf einer Flugpiste durchgeführt.

Als man ein Rennen veranstalten will, kommt das Rennverbot in der Schweiz zur Sprache. Nur ab und zu sei mal ein Bergrennen erlaubt. Also beschliesst man, am Bergrennen in Hemberg SG teilzunehmen. Mit bösem Ende: Richard Hammond verunfallt mit seinem Rimac und verletzt sich am Knie. Das Auto brennt vollständig aus. Doch dies wird den Moderator nicht davon abhalten, weiterzufahren, weiterzudrehen und andere Tourismusregionen zu promoten.

 

Weitere Screenshots aus der Amazon-Serie sehen Sie in unserer Bildstrecke:

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