Was ein Luzerner in der Schweizergarde sucht

Ist die Hellebarde im Spiel, ist Sicherheit Nebensache

Der Luzerner Matthias Gisler schwört seinen Eid.

(Bild: zvg)

Gemeinsam mit fünf älteren Brüdern wuchs Matthias Gisler im beschaulichen Gunzwil auf. Dann zog er aus, um in Rom für die Sicherheit des Papstes zu sorgen. Diesen Sonntag wurde er in der Schweizergarde vereidigt. Das Ereignis war jedoch noch aus anderen Gründen speziell für ihn.

Diesen Sonntagabend wurden in Rom 32 Gardisten vereidigt. 500 Luzerner wohnten der Zeremonie bei, der Kanton war offizieller Gast und mit dem ganzen Regierungsrat vor Ort (zentralplus berichtete).

«Wir haben eine würdige und eindrückliche Vereidigungszeremonie erlebt», sagt Regierungspräsident Guido Graf am Sonntagabend. Der Kanton Luzern habe sich an diesem Wochenende im Vatikan von seiner besten Seite zeigen können und sei würdig und stolz aufgetreten.

Die Hellebarde und ihr Nutzen

Als Luzerner mittendrin war der in Gunzwil wohnhafte Matthias Gisler. Der 20-Jährige ist seit dem 1. Juni 2017 bei der Schweizergarde. «Für mich ist es eine gute Gelegenheit, im Ausland Erfahrungen zu sammeln und eine Sprache zu lernen», sagt er zu seiner Motivation. «Und es ist mir eine besondere Ehre, für die Sicherheit des Papstes zu sorgen.» 

«Wer als junger Mensch in der Schweiz eine Kirche besucht, findet kaum Gleichaltrige.» 

Matthias Gisler, Schweizergardist

Um der Garde beitreten zu können, muss man praktizierender Katholik sein. Gisler sagt: «Der Umgang mit dem Glauben ist von Gardist zu Gardist verschieden. Bei meinem Entscheid, nach Rom zu gehen, spielte er mit eine Rolle, schlussendlich war es aber das Gesamtpaket.» Den Glauben zu leben, sei in Rom halt schon viel interessanter, schiebt Gisler nach. «Es ist ein ganz anderes Feeling. Wer als junger Mensch in der Schweiz eine Kirche besucht, findet kaum Gleichaltrige.» 

Matthias Gisler wurde diesen Sonntag als Schweizer Gardist vereidigt.

Matthias Gisler wurde diesen Sonntag als Schweizergardist vereidigt.

(Bild: zvg)

In der Schweizergarde gebe es zwei Hauptaufgaben. Die eine sei der Ehrendienst in der bekannten Uniform mit der Hellebarde. «Hier ist die Sicherheit sicher eine Nebensache. Wir vertreten die Garde nach aussen und geraten oft mit Touristen in Kontakt.» Aber man habe auch ganz klare Sicherheitsaufgaben. «Wir machen Eingangskontrollen oder Patrouillen, leisten den Dienst im Apostolischen Palast oder an den Haupteingängen zur Vatikanstadt – hier sind wir auch viel professioneller ausgerüstet», erklärt Gisler.

«Sacco di Roma»

Die Vereidigung findet immer am 6. Mai statt. Dies in Erinnerung an die 147 Soldaten, welche am 6. Mai 1527 bei der Plünderung Roms durch die Landsknechte – beim sogenannten Sacco di Roma – heldenhaft für die Verteidigung des Papstes Klemens VII. gefallen sind. Austragungsort der Zeremonie ist der Innenhof des Apostolischen Palastes. Insgesamt 32 Gardisten leisten den Eid.

Erste Familienferien überhaupt

Eine heikle Situation habe er selbst noch nie erlebt, sagt aber: «Rom zieht die unterschiedlichsten Menschen an. Und der Dienst im Vatikan, Zentrum der katholischen Kirche, ist ein ganz wichtiges Sicherheitsthema.» Man sei also immer auf der Hut. Ansonsten lebt Gisler mit den anderen Gardisten unter einem Dach. «Alles ist sehr familiär. Wir essen gemeinsam und verbringen auch sonst viel Zeit zusammen.» Da müsse man schon ab und zu Rücksicht nehmen, erklärt er.

Die ganze Familie freut sich über die Vereidigung ihres jüngsten Mitglieds.

Die ganze Familie freut sich über die Vereidigung ihres jüngsten Mitglieds.

(Bild: zvg)

 

Die Vereidigung stellt einen Höhepunkt der Zeit in Rom dar. «Meine Eltern und meine fünf älteren Brüder waren da», erklärt Gisler, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. «Es sind die ersten Familienferien überhaupt», lacht er. Er freue sich, dass er nach etlichen Telefonaten seiner Familie nun alles zeigen konnte.

Dass eine offizielle Delegation des Kantons Luzern nach Rom komme, zeige das Interesse an der Schweizergarde. Auch wenn diese Reise nicht ohne Nebengeräusche zustande kam: Die Luzerner Regierung stand in der Kritik, weil man angesichts der angespannten finanziellen Verhältnisse die Einladung nach Rom annahm. «Ich konnte die ganze politische Diskussion nicht ganz nachvollziehen», kommentiert Gisler.

Rund 500 Luzerner wohnten der Zeremonie bei.

Rund 500 Luzerner wohnten der Zeremonie bei.

(Bild: zvg)

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