In 20 Jahren vom Bauernkaff zur Hochschulstadt
Der Kanton Zug entwickelt sich im Sauseschritt. Besonders wenn man den Kanton aus der Vogelperspektive betrachtet, zeigt sich: Aus ehemaligen Bauernkäffern wachsen regelrechte Städte heran. Doch sehen Sie selbst in unseren Vorher-Nachher-Vergleichen.
Zug, das ist schon lange kein Fischerdörfli mehr. Und auch der Stierenmarkt, der jährlich im «Crypto Valley» stattfindet, ist heute mehr Folkloreplausch denn effektiv Landwirtschaftsmesse.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Veränderung der Schleife in der Stadt Zug während der letzten 100 Jahre. 1918 befand sich westlich der Bahngleise praktisch nur Landwirtschaftsland. Der Norden von Zug war teils Sumpfland. Einzig die Gleisführung ist gleich geblieben. Und das bisschen Grün im Norden. Jedenfalls so lange, bis die Unterfeld-Überbauung kommt.
Die untenstehende Landkarte zeigt dies auf beeindruckende Weise. Schieben Sie den vertikalen Balken hin und her, um sich den Unterschied von früher zu heute zu Gemüte zu führen.
Überhaupt ist im letzten Jahrhundert einiges gegangen in der Stadt Zug. Der Fuss des Zugerbergs, der heute bis zur St. Verena-Kapelle verbaut ist, war damals noch purstes Schlittelvergnügen. Ältere Semester hört man heute noch davon reden, wie sie vom Zugerberg mit den Skis hinunter bis zum Lüssiweg fahren konnten. Einerseits, weil damals noch mehr Schnee lag, anderseits, weil keine Häuser im Weg waren.
Die Veränderung lässt sich jedoch auch in kürzeren Zeitspannen feststellen. So hat sich das Gebiet Zug Nord in den letzten zwanzig Jahren massiv verändert. Da westlich von Zug der See liegt und sich auf der Ostseite der Zugerberg erhebt, wurde hier in den Zweitausenderjahren im grossen Stil in Richtung Norden gebaut. Mit der Bahnstation Lindenpark entstanden ganze Quartiere, sowohl auf der West- als auch auf der Ostseite der Geleise. Auch innerhalb der Schleife und nördlich des Hertiquartiers wurde expandiert. Und selbst das einzige unbebaute Gebiet entlang der Geleise wird über kurz oder lang der Überbauung Unterfeld weichen müssen.
Was insbesondere vom Talacher her auffällt: Zug und Baar bilden längst eine Einheit. Denn auch Baar hat sich massiv gewandelt. Auf einer Landkarte von 1895 erkennt man Baar als überschaubares Dorf. Eine Bahnlinie gab es noch nicht. Auffällig auf der alten Karte sind die schwarzen Balken auf der Ostseite des Ortes. Es handelt sich um die Gebäude der damals industriell sehr bedeutenden Spinnerei, welche Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Betrieb aufnahm. Seit 1994 ist der Betrieb eingestellt.
Seither sind verschiedenste Geschäfte und Büros in den alten und neueren Hallen der Spinni zu finden. Diese fallen auch auf der aktuellen Karte auf. Ebenfalls auffallend ist das einzige noch unbebaute Stück Land mitten im Dorf. Es handelt sich um die Wiese bei der Obermühle. Ob je ein Asylzentrum auf dem Gebiet entsteht, steht nach wie vor in den Sternen. Sicher ist jedoch, dass es sich bei den Wiesen um Bauland handelt und dieses in mittelfristiger Zukunft überbaut wird.
Auch die Gemeinde Risch-Rotkreuz ist seit kurzem von der Einwohnerzahl her eine Stadt. Zudem ist die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich immer relevanter geworden. Roche Diagnostics ist mit ihrem markanten Hochhaus kaum zu übersehen, auch Konkurrent Novartis hat hier Fuss gefasst. Mit der Überbauung Suurstoffi wurde im neuen Jahrtausend nicht nur Wohnraum erstellt, sondern auch der Grundstein gelegt für das Departement Informatik der Hochschule Luzern. Der Campus befindet sich aktuell im Bau. Später wird auch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ künftig dort untergebracht sein.
Und wie sah’s denn vor 100 Jahren in Rotkreuz aus? Vor allem sumpfig, wie die Karte zeigt. Abgesehen von den Bahngeleisen, welche die Strecke Luzern-Zug markieren, und der Handvoll Häuser beim Bahnhof, war hier ziemlich tote Hose.
Dass Rotkreuz relativ lang ein Schlafdorf war, beweist auch folgender Kartenausschnitt von 1992. Ein paar Industriegebäude im Bereich Forren gab’s da zwar schon, der grosse Boom folgte jedoch erst später.