Speed-Dating-Events locken neue Gäste an

Immer mehr Luzerner Beizen spielen den Verkuppler

Speed-Dating – ein Bewerbungsverfahren?

(Bild: ida)

Gleich zwei Luzerner Lokale ködern dieses Wochenende Gäste mit Dating-Events. Doch ein Problem haben paarungswillige Männer: Von den Veranstaltungen fühlen sich weniger Frauen angesprochen.

Einsame Nächte, gedankenloses oder verzweifeltes Swipen auf Dating-Plattformen wie Tinder, Parship & Co. ist nicht jedermanns Sache. Einige Luzerner Beizen halten dagegen und wollen, dass die Leute wieder mehr ihren Blick vom Smartphone auf das echte Leben rücken. Gleich zwei Veranstaltungen dieses Wochenende sollen Luzernern helfen, neue Freunde oder gar die Liebe des Lebens zu finden.

Im Treibhaus nennt sich der am Freitagabend stattfindende Event «Speedmating-Dinner». Léon Schulthess, der das «Speedmating-Dinner» organisiert, erklärt: «Beim Essen sollen sich Menschen gegenübersitzen, die sich vorher noch nie gesehen haben.» Das Treibhaus versteht sich als ein Treffpunkt für alle Gesellschaftsschichten und will mit einem breiten Angebot an Veranstaltungen Gäste ansprechen.

Verschiedene Ansichten prallen aufeinander

Im Treibhaus soll es insbesondere eines werden: locker. Nicht eine Stoppuhr wird sagen, wann der Partner gewechselt wird, sondern die Speisenden selbst. Wenn alle den Teller leer gegessen haben, werde der neue Gang serviert und dem neuen Gegenüber in die Augen gesehen. «Es soll nicht hektisch werden», sagt Schulthess. Und auch Online-Verehrer sollen für einmal das Smartphone beiseitelassen.

Aber ist das denn nicht nervenraubend, wenn das Gegenüber einem nicht passt – und man einen ganzen Gang mit diesem Vorlieb nehmen muss? «Klar, man muss damit rechnen, dass das Gegenüber andere Ansichten hat», meint Schulthess lachend. «Aber gerade dann wird es interessant, wenn zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen.»

«Es geht vordergründig darum, auf spannende und abwechslungsreiche Gesprächspartner zu stossen.»

Léon Schulthess, Treibhaus

Speedmating leitet sich vom englischen Wort «Mate» – auf Deutsch «Kumpel» – ab. Doch «Mate» heisst eben auch Paarung. Dass es derart «ausartet», glaubt Schulthess jedoch nicht. «Wir haben ehrlicherweise erst im Nachhinein bemerkt, dass Mate eben auch Paarung und nicht nur Kumpel heisst», meint er lachend. «Es geht jedoch vordergründig darum, auf spannende und abwechslungsreiche Gesprächspartner zu stossen.» Es solle eine ungezwungene Atmosphäre herrschen und wenn sich dank dem Dinner neue Freundschaften oder gar Beziehungen schliessen könnten, sei dies umso schöner.

… nur Männer meldeten sich an

Am Sonntag hätte das Melissa’s Kitchen am Hirschengraben mit dem «Cook’n’Flirt» zum Liebesgeköch locken wollen. Kurzfristig musste der Event jedoch abgesagt werden, weil sich ausschliesslich Männer angemeldet haben, sagt Guy Estoppey. Gemeinsam mit seiner Partnerin Irina Simonett organisiert er in verschiedenen Schweizer Städten die Veranstaltungen.

«Wir haben eine Match-Quote von 70 bis 80 Prozent.»

Guy Estoppey, «Cook’n’Flirts»

Bei den «Cook’n’Flirts» lernen sich Singles beim gemeinsamen Kochen und Essen kennen. Die Männer verteilen sich an den Stationen, die Frauen wechseln alle 10 bis 15 Minuten ihren Platz. «Wir haben eine Match-Quote von 70 bis 80 Prozent», so Estoppey. Also eine höhere Quote als auf Tinder. Von etlichen Leuten habe er die Rückmeldung erhalten, dass sie nun ein Paar seien. Estoppey selbst habe seine Partnerin beim Kochen kennengelernt. «Unser Konzept scheint folglich zu funktionieren», ist er überzeugt.

Auch Urs Truninger, der Geschäftsführer vom Melissa’s Kitchen, ist von der Idee angetan, das Hobby und die Liebe miteinander zu verbinden. Die Beizen, die Singles ansprechen wollen, tun dies jedoch nicht, um Amor zu spielen – sondern um den eigenen Gastrobetrieb anzukurbeln. «Wir erhofften uns, unseren Bekanntheitsgrad dadurch zu steigern», sagt Urs Truninger. Nun werde ein neues Datum für den Cook’n’Flirt gesucht. Weshalb sich weniger Frauen angemeldet haben, kann sich Truninger auch nicht erklären.

Und der Banker geht ans Speed-Dating an der Baselstrasse

Für das Treibhaus und das Melissa’s Kitchen sind es die ersten Veranstaltungen in der Art. Anders in der Baselstrasse: Im Crazy Cactus finden seit zwei Jahren bereits Speed-Datings statt. Auch Caroline Vogel, die Geschäftsführerin des Restaurants, sieht Vorteile für die Vermarktung: «Es kommen einfache Leute, aber auch Banker. Leute, die sonst nie in die Baselstrasse kommen, finden dank dem Speed-Dating den Weg hierhin.» Sie habe dadurch viele neue Gäste gewinnen können, die vorher noch nie zu Besuch gewesen seien.

«Männer trauen sich mehr und kommen alleine an ein Speed-Dating.»

Caroline Vogel, Crazy Cactus

Auffällig ist, dass sich auch im Crazy Cactus vermehrt mehr Männer als Frauen anmelden. «Männer trauen sich mehr und kommen alleine an ein Speed-Dating», so Vogel. Um die Balance zwischen den beiden Geschlechtern halten zu können, spreche sie aktiv weibliche Gäste an, ob sie nicht Lust hätten, am Speed-Dating teilzunehmen. «Wir Frauen brauchen eher Unterstützung», so Vogel. «Wenn die beste Freundin dabei ist, kann mit gegenseitigen Blicken kommuniziert werden, wie das Gegenüber so drauf ist – und somit zum Ausdruck bringen, was die Freundin danach erwartet.»

Früheres Paar traf sich am Speed-Dating

Auf Hochzeiten sei Vogel bis anhin zwar noch nicht eingeladen worden, vom externen Veranstalter, der die Speed-Datings organisiert, habe sie jedoch schon witzige Geschichten gehört: «Einmal nahmen zwei am Speed-Dating teil, die früher einmal ein Paar waren», erzählt Vogel. «Beide sollen so ihren neuen Partner gefunden haben. Natürlich mussten die beiden jedoch auch sechs Minuten an demselben Tisch miteinander auskommen.»

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