Auf dem Campus Zug-Rotkreuz

HSLU setzt auf Gratis-Tampons und genderneutrale WC

Seit Juli gibt's auf dem Campus Zug-Rotkreuz der Hochschule Luzern zwei Unisex-WC. (Bild: zvg)

Auf dem Campus Zug-Rotkreuz der Hochschule Luzern (HSLU) stehen neu Gratis-Tampons und Binden griffbereit. Zudem wurden zwei sogenannte All-Gender-Toiletten eingeführt. Wir haben nachgefragt, wieso.

Wir alle müssen pinkeln – und wir wollen dabei nicht mit unangenehmen Fragen bombardiert oder belästigt werden.

Der Gang aufs stille Örtchen kann für einige Menschen unangenehm oder sogar gefährlich werden. So sagte der kanadische Schriftsteller und LGBT-Anwalt Ivan Coyote in einem Ted-Talk: Als Transmensch sei er auf öffentlichen Toiletten verbal angestarrt, angegriffen oder von der Security rausgezerrt worden. Deswegen sagt er auch: «Wir alle brauchen einen sicheren Ort zum Pinkeln.»

Für die Hochschule Luzern (HSLU) werden geschlechtsneutrale Toiletten deswegen immer selbstverständlicher. Bereits vor mehr als zwei Jahren hat die HSLU am Departement Soziale Arbeit in Luzern drei sogenannte All-Gender-Toiletten eingeführt. Diese seien der Versuch, «der Vielfalt von geschlechtlichem Erleben damit Rechnung zu tragen», wie der Diversity-Beauftragte Daniel Kunz damals zu zentralplus sagte.

Und auch auf dem Campus Zug-Rotkreuz hat die HSLU nun Anfang Juli zwei All-Gender-WCs eingeweiht. Und: Sie stellte zehn Spender mit Gratis-Tampons und Binden auf – in praktisch allen Damen-WC im Schulgebäude und in den beiden All-Gender-Toiletten.

Erst kam die Idee nach Gratis-Tampons, dann die nach genderneutralen WC

Tim Schmid vom Departement Informatik der HSLU schreibt auf Anfrage, dass Mitarbeiterinnen des Departements die Idee eingeworfen haben. Er erklärt: «Als die Frage aufkam, wo die Spender platziert werden sollten, haben wir direkt auch beschlossen, dass wir auch trans- und intergeschlechtlichen Personen Zugang zu diesen Artikeln bieten möchten.» Deswegen entschieden sie kurzerhand: Es müssen geschlechtsneutrale Toiletten her.

«Damit möchten wir einen Schritt zu einer inklusiveren Gesellschaft beitragen.»

Tim Schmid, Departement Informatik HSLU

Schmid erklärt, dass die HSLU dafür zwei schon bestehende WC im zweiten Stock des Schulgebäudes des Departements Informatik zu All-Gender-WC umgewandelt hat. «Damit möchten wir einen Schritt zu einer inklusiveren Gesellschaft beitragen», sagt Tim Schmid.

WC, die nicht nur Frauen und Männer ansprechen, sorgen dafür, dass sich Transmenschen und Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann fühlen, sicherer fühlen.

An Stadtluzerner Schulen müssen Unisex-Toiletten mitgedacht werden

Immer öfters kommt die politische Forderung aufs Tapet, Toiletten zu schaffen, die nicht nur Frauen und Männer, sondern eben auch nonbinäre oder Transpersonen ansprechen. Oder auch nach Gratis-Tampons (zentralplus berichtete).

In der Stadt Luzern hat sich zuletzt SP-Grossstadträtin Regula Müller für geschlechtsneutrale WC starkgemacht. Der Stadtrat fand das Anliegen berechtigt. Und auch das Parlament hat das Postulat Müllers überwiesen. Schulen, die neu gebaut oder renoviert werden, sollen von nun an Unisex-Toiletten und -Garderoben einplanen (zentralplus berichtete).

Noch weiter geht die Stadt Zürich. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, ist sie die erste Stadt, die geschlechtsneutrale Toiletten zum Standard mache. In Zukunft soll in den Stadtzürcher Schulhäusern je ein Drittel der Toiletten genderneutral sein.

Im Kanton und in der Stadt Zug hingegen wurde politisch bis anhin noch keine Politikerin laut, die Gratis-Tampons in öffentlichen WC oder genderneutrale Toiletten gefordert hätte.

Verwendete Quellen
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