Beitrag zur Luzerner Smart-City

Hochschule Luzern entwickelte ein Tablet gegen die Einsamkeit

Das Tablet mit dem Namen «Anne» soll insbesondere einsamen älteren Menschen helfen. (Bild: zvg)

Das iHomeLab der Hochschule Luzern hat ein eigenes Tablet mit Sprachfunktion entwickelt, das einsamen Menschen helfen soll, mit Bezugspersonen in Kontakt zu bleiben.

Einsamkeit ist für viele Menschen in der Schweiz ein Thema. Dies hat der Lockdown deutlich gezeigt. Das Alleinsein kann nicht nur psychische, sondern auch körperliche Auswirkungen haben. Wer sich einsam fühlt, stirbt sogar früher (zentralplus berichtete).

Insbesondere ältere Leute sind häufig einsam. Um Auswirkungen abzumildern, ist rechtzeitiges Handeln wichtig. Deshalb hat die Hochschule Luzern in ihrem iHomeLab zusammen mit dem Netzwerk Vicino ein eigenes Tablet mit Sprachfunktion entwickelt. Es hilft einsamen Menschen mit Freunden, Angehörigen und Betreuungspersonen in Kontakt zu bleiben. Dem Gerät haben die Forscher den Name «Anne» gegeben.

Datenspeicherung ohne Grosskonzerne

«Das Tablet ist sehr einfach und intuitiv zu bedienen. ‹Anne› bietet gezielt und ausschliesslich die Funktionen, die einsame Menschen in ihrem Alltag unterstützen. So können auch Personen ohne Computervorkenntnisse leicht lernen, damit umzugehen», beschreibt Clemens Nieke, Projektleiter des iHomeLab der Hochschule Luzern das Gerät.

«Anne hat ein Gesicht und eine Stimme. «Wir haben gemerkt, dass das Gesicht einen leichteren Zugang ermöglicht als ein rein stimmbasiertes System», sagt Nieke. Alle Daten würden aus Sicherheitsgründen nur lokal gespeichert. Auch die Spracherkennung kommt ganz ohne Zugriff auf die Cloud-Dienste der grossen IT-Konzerne aus.

Anne hilft, den Tag zu strukturieren

Doch was ist anders als bei den bekannten Sprachanwendungen wie Amazons «Alexa» oder Apples «Siri»? Anne führt keine eigentlichen Gespräche. Sie spricht nur über Naheliegendes: Steht ein Termin oder die Medikamenteneinnahme bevor, schaltet sie sich ein und erinnert daran. Da einsame Menschen oft Probleme hätten ihren Alltag zu strukturieren und dadurch Termine vergessen würden, könne die Funktion eine grosse Hilfe sein.

«Das Projekt ‹Anne› passt gut in die städtische Strategie, sich zur Smart City zu entwickeln.»

Paolo Hendry, Stadt Luzern

Einen Punkt heben die Entwickler besonders hervor: Telefonnummern können mit Foto programmiert und mit einem Fingertipp oder per Sprachbefehl angerufen werden. Generell hätten die Forscherinnen der einfachen Bedienbarkeit viel Aufmerksamkeit und Zeit gewidmet.

Ein Beitrag zur Luzerner Smart-City

Entsprechend erfreut ist man bei der Stadt Luzern. «Das Projekt ‹Anne› passt gut in die städtische Strategie, sich zur Smart City zu entwickeln. Im ersten Moment denkt man bei der digitalen Transformation an jüngere Generationen – da finde ich es besonders toll, dass wir auch für und mit älteren Menschen Pionierarbeit leisten können», begründet Paolo Hendry, Leiter der Abteilung Alter und Gesundheit das Engagement der Stadt Luzern.

Die Entwicklung der Smart-City ist eines der grossen Projekte, die die Stadt in den kommenden Jahren vorantreibt. Dafür wurden vom Parlament für die nächsten zehn Jahre mehr als 13 Millionen Franken gesprochen. Die Idee ist, für die Bevölkerung digitale Lösungen unter anderem in den Bereichen Verkehr, Tourismus und Verwaltung zu entwickeln (zentralplus berichtete).

Während Lockdown getestet

Doch kann ein Computerprogramm die Rolle von Mitmenschen einnehmen und diese ersetzen? Dies sei gar nicht das Ziel des Tablets, sagt Wilma Wessel vom Standort Vicino Neustadt .«Ein computergestütztes Assistenzsystem wie Anne ist kein Wundermittel gegen Einsamkeit, aber es kann die älteren Menschen beim Austausch mit ihrem Umfeld unterstützen.»

Als sich abzeichnete, dass die Distanzregelungen des Lockdown noch länger bestehen bleiben würden, habe der holländische Projektpartner virtask kurzfristig eine vereinfachte Form von «Anne» auf den Markt gebracht. 30 Stück werden nun in der Stadt Luzern für ein halbes Jahr gratis zur Verfügung gestellt.

Das Team der Hochschule Luzern bereitet die Geräte vor. Mitarbeitende des Netzwerks Vicino sowie der Anlaufstelle Alter der Stadt Luzern nehmen auf Anfrage hin Kontakt mit einsamen Personen auf, klären ab und bieten Beratung an. Wo sinnvoll programmieren sie «Anne» entsprechend. Die Mitarbeitenden von Vicino und der Anlaufstelle Alter der Stadt Luzern erhalten so die Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und sie dabei zu unterstützen, ihr Netzwerk Schritt für Schritt wieder auszuweiten.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Forscher
    Forscher, 27.05.2020, 16:00 Uhr

    Das Tablet bzw. die Software ist nicht eine alleinige Entwicklung von der Hochschule Luzern wie es hier den Anschein macht.
    Es ist eine seit 3 Jahren laufende Projektarbeit des Projektes „Living Well with Anne“, eines AAL Konsortium mit der niederländischen (Virtask, Windesheim University of Applied Sciences, De Parabool), luxemburgische (Stiftung Hëllef Doheem), italienischen (INRCA) und schweizerischen (iHomelab und SIPBB). Vermarktet wird es von niederländischen Virtask.

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 26.05.2020, 08:08 Uhr

    Ein Tablet gegen die Einsamkeit.?! Das Tablet ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems, wenn unsere Gesellschaft immer mehr von verstörender Einsamkeit betroffener Mitmenschen aufweist.

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