Aktuell plant die Stadt keine neuen Badestellen

Hitzesommer führt zu Dichtestress in Luzerner Badis

Die Jungparteien und das Jugendparlament der Stadt Luzern sehen in einer AG Ufschötti die beste Möglichkeit, den Herausforderungen zu begegnen. (Bild: Stefan Kämpfen)

Kaum mehr ein Plätzchen auf der Wiese, lange Warteschlangen vor dem Kiosk und zu wenig Bewegungsfreiheit beim Schwimmen im See. Gefühlt bevölkern immer mehr Menschen unsere Badeplätze. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Badibetreiber Gästen den Einlass verwehrt.

Platzmangel in Badeanstalten und an öffentlichen Badeplätzen: Ein heisses Eisen, über das kontrovers diskutiert wird. Für die einen ist genug Platz da, andere nerven sich an den vielen Menschen am Seeufer. Wir haben nachgefragt und Badi-Betreibern und der Stadt auf den Zahn gefühlt.

Im alten Seebad Luzern, einer offiziellen Badeanstalt vis-à-vis vom Hotel National und dem Grand Casino, gibt man sich gewohnt selbstsicher und locker, auch zur wuseligen Mittagszeit. Roman Konrad, der das Seebad zusammen mit Bruno Milesi leitet, hat in den letzten Jahren keinen aussergewöhnlichen Besucher-Zuwachs beobachten können. Das, obwohl in der Spitze täglich bis zu 1400 Menschen ein- und ausgehen.

Roman Konrad, Leiter des Luzerner Seebads, an seiner Theke.

Roman Konrad, Leiter des Luzerner Seebads, an seiner Theke.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Da der doppelstöckige Holzkoloss nur über ein begrenztes Platzangebot verfügt, liegt die Frage nahe, wie er und seine Crew mit zu grossem Andrang umgehen. «Für uns ist die Qualität das Entscheidende. Wenn es zu eng wird, dann schliessen wir unsere Pforten. Zumindest so lange, bis es wieder abebbt.»

Allerdings existiere kein System, um die Gäste zu zählen. Er habe aber selten Probleme mit zu vielen Gästen. «Wenn Leute wegen Platzmangel reklamieren, dann erstatte ich ihnen das Geld zurück», brüstet sich Konrad. «Grundsätzlich habe ich lieber etwas weniger Gäste, dafür sind alle zufrieden.» Sagt’s und verschwindet durchs Getümmel zurück an die Kasse.

Weniger Gäste als noch vor 10 Jahren

Ganz ähnlich klingt es auf der anderen Seeseite auf dem öffentlichen Badeplatz «Ufschötti». Josef Moser, der den Ufschötti-Kiosk seit 14 Jahren leitet, kann keinen besonderen Bevölkerungszuwachs feststellen. «Im Vergleich zum 2017 und 2016 haben wir mehr Gäste, allerdings kann ich mich erinnern, dass wir vor 10 Jahren noch mehr Besucher auf der Ufschötti hatten.»

Grund dafür sei das grössere Angebot, wie zum Beispiel die nahe Buvette, die umgebaute Krienser Badi und die neu eröffnete Sommerbar Nordpol am Reussufer, weshalb sich die Badegäste mehr verteilten. Auch sonst habe er keine Probleme mit grossen Besucherscharen, «obwohl hier Menschen aus insgesamt 60 Nationen zusammenkommen».

Josef Moser ist der Chef des Ufschötti-Kiosks.

Josef Moser ist der Chef des Ufschötti-Kiosks.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Keine neuen Badeplätze in Aussicht

Diese Aussagen verblüffen, angesichts des Andrangs, der hier während des Interviews herrscht. Sind die Massen, die sich Tüchlein an Tüchlein auf der plattgedrückten Wiese tummeln, also nur Einbildung? Ist nur der diesjährige Hitzesommer schuld oder reden die Badi-Betreiber ein tatsächlich existierendes Problem schön, weil mit all den Menschen Geld verdient wird?

Bei der Stadt Luzern ist man da schon etwas weitsichtiger. Gemäss Deborah Arnold, Leiterin Stadtplanung, habe man eine Strategie für die räumliche Entwicklung der Stadt Luzern. «Im Frühling wurde ein Raumentwicklungskonzept mit dem Ziel präsentiert, ausreichend Freiraum für alle Bewohner und Besucher für Freizeit und Erholung zu schaffen.» Konkret sind aber keine neuen Badestellen für die Stadtbevölkerung geplant. Zumindest nicht am Seeufer.

«Im Projekt städtebauliche Entwicklungsstudie BaBeL (Anm. d. Red.: Ziel: Aufwertung des Quartiers Basel-/Bernstrasse) soll geprüft werden, wie das Reuss-Ufer bei der Baselstrasse weiterentwickelt werden kann, im Sinne einer Steigerung der Aufenthaltsqualität.» Sie persönlich sehe aber bei den öffentlichen Badeplätzen am See keinen Handlungsbedarf. «Ich finde es schön, dass diese Infrastrukturen belebt sind und rege genutzt werden.» Letztlich ist das persönliche Empfinden wohl eine Geschmackssache, über die sich nicht streiten lässt.

Konflikte zwischen Schwimmern und Bootsfahrern

Bei viel Verkehr auf dem Wasser muss auch das Thema Sicherheit angeschnitten werden. Philipp Binaghi, Leiter Kommunikation und Marketing der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG, sieht das Hauptproblem vor allem beim Konsum von Alkohol und Drogen. «Den Leuten muss begreiflich gemacht werden, dass sie nicht vor, sondern nach dem Boots-Ausflug anstossen sollten.»

In diesem Sommer hatten die Menschen viele Gelegenheiten, in die Badi zu gehen.

In diesem Sommer hatten die Menschen viele Gelegenheiten, in die Badi zu gehen.

(Bild: Stefan Kämpfen)

Die meisten Ertrunkenen seien junge Männer, die sich vor dem Schwimmen volllaufen liessen und sich dann selbst überschätzten. Binaghi benennt die Zahl auf 80 bis 90 Prozent.

Kurt Graf, Kommunikationschef der Luzerner Polizei, bestätigt vereinzelte Konflikte zwischen Schwimmern und Bootsfahrern, die vor allem dann zustande kommen, wenn Menschen ausserhalb der Uferzonen schwimmen. «Es sind schon Meldungen von der Kursschifffahrt eingegangen, weil sich Badende im Bereich der Landestege oder in Hafen-Ausfahrten im Wasser aufhielten.»

Diese Aussagen zeigen auf, dass wohl erst dann gehandelt wird, wenn die Sicherheit der Badenden nicht mehr gewährleistet ist. Vorher bleibt es den Hitzegeplagten selber überlassen, ob sie sich zu all den anderen in die Sardinenbüchse legen oder sich alternative Abkühlungsmöglichkeiten suchen wollen.

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