Arbeitgeber, Sorgen, Herkunft – Zug und Expats in Zahlen
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Der Kanton Zug ist der Expat-Kanton schlechthin. Kaum ein anderer zieht so viele Personen aus dem Ausland an. Wer sind sie? Was wollen sie hier? Und wo arbeiten sie? Eine Spurensuche in Zahlen.
«We are delighted to welcome you» – zu Deutsch: «Es freut uns, Sie begrüssen zu dürfen», heisst es zu Beginn des Leitfadens für Expats des Kantons Zug. Das offizielle Dokument mit 137 Seiten informiert unter anderem darüber, was an einem «Iffeleumzug» geschieht, wie eine Arbeitserlaubnis zu erhalten ist und was es mit Zuger «Bsetzistei» auf sich hat.
Der Kanton sorgt sich um die wirtschaftlich lukrativen Fachkräfte aus fernen Ländern. Mittlerweile machen Expats einen wesentlichen Teil der Gesamtbevölkerung des Kantons aus. Wer in Baar in eine Bäckerei geht, kann sein Ruchbrot auch auf Englisch bestellen.
Welche Muttersprachen haben diese Menschen? Wie viele gibt es in Zug? Wer genau beschäftigt sie, und womit haben sie Mühe? zentralplus hat recherchiert.
Wer sind eigentlich Expats?
Ende vergangenen Jahres lebten im Kanton Zug gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik rund 40’100 Personen ausländischer Nationalität. Das sind gut 30 Prozent der ganzen Bevölkerung des Kantons. Beinahe jede zweite Einwohnerin von Zug hat überdies einen Migrationshintergrund (zentralplus berichtete).
Wer von diesen Menschen als Expat gilt, ist Definitionssache. Laut Wikipedia sind Expats Fachkräfte, die ohne Einbürgerung in einem fremden Land arbeiten. Folglich wären nicht alle Menschen aus anderen Ländern gleich Expats. Und von jenen, die hier arbeiten, wären ebenfalls nicht alle Expats, weil nicht alle Fachkräfte sind. Aufgrund dieser begrifflichen Schwierigkeiten sind genaue Zahlen zu Expats kaum zu erhalten.
Unter dem Strich bleibt dennoch klar: Sie sind zahlreich im Kanton vertreten.
Exorbitantes Wachstum der Bevölkerung
Im Jahr 1836 lebten im Kanton gemäss dem kantonalen Statistikbüro rund 15’300 Menschen. Davon waren 110 keine Schweizer. Durch das 20. Jahrhundert hindurch nahm die Bevölkerung rasant zu. 1990 waren es bereits gut 85’000 Personen, die in Zug lebten – etwa 13’000 von ihnen hatten nicht die heimische Staatsbürgerschaft. Heute, mit ungefähr 40’100 Ausländern, zählt Zug ganze 132’600 Nasen.
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Die Zahl von Menschen fremder Nationen im Kanton hat somit in weniger als 200 Jahren um beinahe das 400-Fache zugenommen. Zudem waren sie während der vergangenen 30 Jahre in wesentlichem Mass für das Wachstum der Gesamtbevölkerung verantwortlich.
Zwischen 1990 und 2023 hat die Zahl von Schweizern im Kanton um rund 21'000 Menschen zugenommen. Im gleichen Zeitraum hat die Zahl der Ausländerinnen in Zug um knapp 27’000 Menschen zugenommen.
Deutsche, Italiener und Briten
Die grösste Gruppe von Ausländern stellt Deutschland. Etwas weniger als 7000 Deutsche leben in Zug. An zweiter Stelle kommen Italiener. Während in anderen Kantonen, beispielsweise Luzern, dieses Podest von Menschen aus dem Balkan vollendet wird, sind es in Zug aber die Briten, die die drittgrösste Gruppe an Ausländerinnen bilden. Rund 2500 sind es von ihnen.
Die grösste Gruppe von Nichteuropäern bilden Menschen aus den USA – 649 waren Ende 2023 in Zug. Nicht zu vergessen sind des Weiteren Menschen aus Asien. 613 Sri-Lankaner, 555 Inderinnen und 439 Chinesen bestreiten am Zugersee ihren Lebensunterhalt.
Die kleinste Gruppe von Ausländern kommt aus den Ländern Ozeaniens. Von den gut 40’100 Personen ausländischer Nationalität stammten zum Zeitpunkt der Datenerhebung durch den Bund ungefähr 250 Personen aus Australien und Neuseeland. Alles in allem leben im Kanton Personen aus über 130 Nationen.
Der grösste Arbeitgeber heisst Roche
Offizielle Zahlen dazu, welche Unternehmen wie viele Expats in ihren Diensten haben, gibt es nicht. Dennoch ist es unvermeidlich, bei einer Betrachtung der Expats auch deren Arbeitgeber miteinzubeziehen, aufgrund welcher viele überhaupt nach Zug gekommen sind. Ein Blick auf die Liste der grössten Firmen des Kantons der «Zuger Zeitung» gibt dennoch Aufschluss darüber, welche Konzerne in dieser Liste wohl am oberen Ende mitmischen dürften.
Am meisten Menschen beschäftigt in Zug Roche. Der Pharmariese mit Sitz in Rotkreuz hat hier beinahe 2900 Angestellte. Die Marke von 2000 Mitarbeiterinnen knackt nur noch ein anderes Unternehmen: Siemens. Die Amag-Gruppe, Glencore, das Kantonsspital, die V-Zug und die Firma Johnson & Johnson haben allesamt zwischen 1000 und 1500 Angestellte.
Laut der Kantonsstelle Wirtschaft des Kantons Zug arbeiten die meisten Expats in der Branche der Biowissenschaft, im Rohstoffhandel und in der Technologie-Industrie.
Den Expats gefällt es hier
Der lokalen Sprache oftmals noch nicht fähig und mit spärlichem Kontakt zur hiesigen Bevölkerung sind viele Expats in ihrem sozialen Umfeld an andere Expats sowie auch ihre Arbeit gebunden. Im Internet finden sich diverse Beispiele, wie Expats versuchen, sich ein hiesiges Netzwerk an Bekannten aufzubauen.
Es gibt Websites wie «IamExpat», welche das Leben im Kanton und dessen Hürden thematisieren. In der Facebook-Gruppe «Expats in Zug» sind 2706 Mitglieder. In der Gruppe «Lucerne and Central Switzerland Expats» sind es 6864 Mitglieder. Zudem gibt es Veranstaltungen wie die «Expat Expo», welche seit 2006 stattfindet.
Dass die Expats Mühe mit ihrem sozialen Umfeld haben, zeigt auch eine Studie der Grossbank HSBC vom vergangenen Jahr. Gemäss dieser bemängeln Expats am Leben in der Schweiz vor allem, dass es schwierig ist, Freunde zu finden. Alles in allem ist das aber der einzige Punkt, welcher den Expats hier laut der Studie missfällt.