In Zug treiben Telefonbetrüger ihr Unwesen

«Hello!» Wenn die Polizei plötzlich Englisch spricht

Nicht immer ist das, was sich als Polizei ausgibt, auch wirklich die Polizei. (Bild: Symbolbild: Unsplash/Onur Binay)

Immer wieder versuchen Betrüger, sich an Zugern zu bereichern. Momentan unter anderem, indem sie sich als Schweizer Polizisten ausgeben. Verdächtig: Diese sprechen Englisch statt Deutsch.

Eine Zuger Leserreporterin erhält einen Anruf von einer vermeintlichen Schweizer Handynummer. Sie denkt sich nichts Böses, als sie diesen entgegennimmt. Ein kurzes Zögern in der Leitung, dann eine männliche, computergenerierte Stimme, die auf Englisch sagt: «This is a call from the Swiss Police Department.»

Es gebe ein Problem, heisst es weiter. Es seien auffällige Tätigkeiten im Zusammenhang mit der eigenen Identitätskarte sowie der digitalen Wallet festgestellt worden. Die angerufene Person wird aufgefordert, die Taste eins zu drücken, um mit einem Polizisten zu sprechen.

Wer die Taste drückt, wird mit einer echten Person verbunden, welche sich als Polizei-, Interpol- oder Europol-Angestellte ausgibt. Oft wird in diesen Gesprächen versucht, den Angerufenen sensible Daten oder Geld via E-Banking zu entlocken. Auch kann es sein, dass man dazu überredet wird, eine Fernwartungssoftware zu installieren, sodass die vermeintliche Polizei Zugriff auf Computer oder Telefon der Opfer erhält. Oft passiert dies unter Androhung von Haft, es wird etwa vorgegeben, dass ein Ermittlungsverfahren zu einem Drogendelikt gegen einen laufe.

Der Zuger Polizei sind solche Fälle bekannt

Die meisten Leute dürften schnell realisieren, dass es sich bei besagten Anrufen – bei der besagten Zugerin waren es gleich mehrere – um Betrugsmaschen handelt. Doch nicht alle in Zug wohnhaften Personen sprechen Deutsch. Und nicht alle realisieren, dass ein Anruf der Polizei wohl nicht auf Englisch und erst recht nicht über eine computergenerierte Stimme via Handynummer erfolgen würde.

Dass solche Anrufe für Verunsicherung sorgen, bestätigt Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Polizei. Die erwähnte Betrugsmasche sei dieser bestens bekannt. «Wir erhalten immer mal wieder entsprechende Meldungen aus der Bevölkerung.» Grundsätzlich werde die Zuger Polizei mehrmals wöchentlich konsultiert, um Auskünfte und Rat zum Thema Cyberkriminalität zu erhalten.

Betrugsmaschen kommen oft wellenweise

«Eine markante Zunahme stellen wir zurzeit jedoch nicht fest», so Kleiner. Er ergänzt: «Meist ist es so, dass solche Betrugsmaschen wie eine Welle kommen und dann wieder verschwinden respektive in abgeänderter Form wieder auftauchen.» Internetbetrug mache zudem keinen Halt vor Landes- und Kantonsgrenzen, Themen oder Vorgehensweise.

Solche Betrugsmaschen sind kein neues Phänomen. In Zug liefen Kriminelle vor wenigen Jahren der Zuger Polizei ins Messer, als sie sich an einer 70-jährigen Frau bereichern wollten (zentralplus berichtete). Diese kam den falschen Polizisten auf die Schliche, vereinbarte aber trotzdem ein Treffen bei sich. Statt der Dame nahmen dort richtige Polizisten den damals 16-jährigen Täter in Empfang.

Das schlägt die Zuger Polizei im Falle genannter Betrugsanrufe vor:

  • Sofort solche Telefonanrufe abbrechen
  • Sollte man Kreditkartendaten angegeben haben, melde man sich unverzüglich bei der Kreditkartenfirma, um die Karte sperren zu lassen
  • Sollte man eine Zahlung getätigt haben, wende man sich umgehend an die Bank, damit diese die Zahlung unter Umständen noch stoppen kann
  • Niemandem einen Fernzugriff auf den eigenen Computer gestatten. Sollte man trotzdem Fernzugriff gewährt haben, besteht die Möglichkeit, dass der Computer infiziert wurde. Deswegen sollte man das Fernzugriffsprogramm deinstallieren. Besteht der Verdacht einer Infektion, sollte man den Computer unverzüglich von einer Fachperson untersuchen und gegebenenfalls säubern lassen. Die sicherste Variante ist, den Computer vollständig neu aufzusetzen (vorher die persönlichen Daten sichern)
Verwendete Quellen
  • Aussagen der Leserreporterin
  • Schriftlicher Austausch mit Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Polizei

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