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Die Fussgängerstreifen in der Stadt Luzern sollen sicherer werden – dafür werden 1,2 Millionen Franken investiert. Doch: Die heikelsten Stellen bleiben nach wie vor gefährlich – denn dafür ist der Kanton zuständig.
Fussgänger sollen in der Stadt Luzern sicherer unterwegs sein – dazu hat das Luzerner Stadtparlament bereits im Frühling dieses Jahres einen Kredit von 1,2 Millionen Franken gutgeheissen. Bis 2019 sollen alle Fussgängerstreifen auf den Gemeindestrassen in der Stadt saniert werden, womit künftig die Überquerung der Strasse an 133 heiklen Stellen übersichtlicher, einfacher und sicherer werden soll. Da die Unfallgefahr während der «dunklen» Jahreszeit zunimmt, werden nun bis Mitte 2016 die ersten Fussgängerstreifen aufgemotzt (zentral+ berichtete).
Damit versucht Luzern vom Image der «Unfallstadt» wegzukommen, das seit der 2014 veröffentlichten Unfallstatistik des Bundes an der Leuchtenstadt haftet (siehe Box/Graphik). Noch 2013 liess die Stadt deshalb ihre 723 Fussgängerstreifen überprüfen – mit ernüchterndem Ergebnis: Nur gerade mal jeder vierte Fussgängerstreifen erfüllte die Sicherheitsanforderungen (zentral+ berichtete). Somit ist Luzern auch in Bezug auf die Sicherheit der Fussgänger auf einem der hintersten Ränge anzutreffen, wie eine Auswertung des Verbands Fussverkehr Schweiz im Jahr 2014 zeigte.
Gemäss der Verkehrsunfallstatistik des Kantons Luzern sind 115 Fussgänger im Jahr 2014 in Kollisionen an Fussgängerstreifen involviert gewesen (siehe Tabelle).
Das soll sich nun ändern. «Mit den anstehenden Sanierungen sollen die sicherheitsrelevanten Mängel nach und nach behoben werden», erklärt Simon Steffen, Beauftragter für Verkehrssicherheit in der Stadt Luzern. Prioritär behandelt werden dabei zentral gelegene Fussgängerstreifen, die einer hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt sind.
«Die Verkehrssicherheit führt häufig zu Einbussen bezüglich des Komforts – für alle Verkehrsteilnehmer.»
Simon Steffen, Beauftragter für Verkehrssicherheit Stadt Luzern
Gefährlichste Stellen bleiben trotzdem
Jeder vierte Verkehrstote in der Schweiz ist heute ein Fussgänger, kritisiert der Verband Fussverkehr Schweiz. Im Gegensatz zu den Autounfällen auf Autobahnen oder Überlandstrassen, deren Zahl in den letzten Jahren abgenommen hat, nehmen Unfälle mit Fussgängerbeteiligung weiter zu – gerade in Städten, wie Simon Steffen, Beauftragter für Verkehrssicherheit in der Stadt Luzern, erklärt. In Luzern war dies in Vergangenheit gar überdurchschnittlich oft der Fall, wie eine 2014 veröffentlichte Studie des Bundesamts für Strassen ASTRA zeigte. Gemäss der Verkehrsunfallstatistik 2014 des Kantons Luzern sind Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre und Senioren über 65 am meisten betroffen.
Grösstes Gefahrenpotential auf Kantonsstrassen
Doch wird die Stadt dadurch tatsächlich sicher für Fussgänger? «Nur zum Teil», erklärt Simon Steffen. Denn: Rund 90 Prozent der Unfälle auf Stadtgebiet ereignen sich auf Kantonsstrassen – also ausserhalb des Zuständigkeitsbereiches der Stadt.
Da es sich dabei um Strassenquerungen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen handelt, liegt hier auch das grösste Gefahrenpotential. So etwa der gefährliche Fussgängerstreifen in der Nähe des Stadthauses, der die Obergrundstrasse über drei Spuren in gleicher Richtung überquert.
(Bild: azi)
Für die Verbesserung der Sicherheit auf Fussgängerstreifen stellt der Kanton bis 2018 jährlich eine halbe Million Franken im Rahmen des Bauprogramms des Kantons Luzern zur Verfügung. Derzeit müssen im Rahmen der Sparmassnahmen alle den Gürtel enger schnallen. «An der Verkehrssicherheit sollte nicht im Allgemeinen gespart werden», sagt Steffen. Er betont zugleich, dass man eng mit dem Kanton zusammenarbeite und beide Seiten an einer schnellen Lösung interessiert seien.
«Doch der Kanton muss zuerst die Finanzierung sicherstellen», so Steffen weiter. Da ist also die Politik gefragt. Und hier einen gemeinsamen Nenner zu finden, sei bekanntlich nicht einfach, zumal Investitionen in die Verkehrssicherheit teilweise schwer zu verkaufen seien. «Gewisse Verkehrsteilnehmer fühlen sich beispielsweise durch 30er-Zonen schikaniert, anderen wiederum gehen diese Massnahmen nicht weit genug.»
Hotspot Hirschmattstrasse
Und: «Die Verkehrssicherheit führt häufig zu Einbussen bezüglich des Komforts – für alle Verkehrsteilnehmer», so Steffen Denn es könne auch sein, dass Fahr- oder Fusswege – wie etwa jener an der Querung Hirschmattstrasse/Murbacherstrasse (siehe Bild) – aufgehoben werden und deshalb Umwege entstehen.
(Bild: azi)
«Dies ist einer der Hotspots auf den Gemeindestrassen, für welche die Stadt zuständig ist», sagt Steffen vor Ort. Hier wird es schon bald zu Veränderungen kommen: Während der rechte Fussgängerstreifen aufgehoben wird, entsteht in der Mitte des Linken eine Insel.
«Die Aufhebung von Fussgängerstreifen müss nicht a priori schlecht sein.»
Kurt Aeschlimann, Präsident Fussverkehr Region Luzern
Gemäss dem Verband Fussverkehr Schweiz reduziert dies das Risiko einer Kollision bereits massiv. «Ziel ist es, die Unfallzahlen zu reduzieren», sagt Kurt Aeschlimann, Präsident Fussverkehr Region Luzern. Und das könne man an diesem Beispiel mit einer Insel erreichen. Auch die Aufhebung von Fussgängerstreifen müsse nicht a priori schlecht sein, meint er weiter.
«Denn wenn man eine Strasse ohne Fussgängerstreifen queren muss, ist die Aufmerksamkeit erfahrungsgemäss erhöht», so Aeschlimann. Dies versucht die Stadt insbesondere innerhalb der 30er Zonen zu erreichen – konkret werden insgesamt 30 Fussgängerstreifen gestrichen.
Kleine Massnahmen – grosse Wirkung
Doch trotz aller Investitionen in die Verkehrssicherheit bleibt stets ein Gefahrenpotential vorhanden. Egal, ob Autofahrer oder Fussgänger – Eigenverantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme sind und bleiben noch immer am effektivsten.
Insofern ist es Aeschlimann ein Anliegen, Fussgänger wie auch Autofahrer auf die schwierigen Strassenverhältnisse im Winter aufmerksam zu machen. «Auch helle Kleidung und reflektierende Materialien können Unfälle verhindern.»
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