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Fasnacht bedeutet Ausnahmezustand. Das ist auch beim Güsel so. Die Fasnachtsgewaltigen wünschen sich, das Fasnächtler den Kopf trotzdem nicht ganz ausschalten. Sonst kann es auch mal eine Busse absetzen.
Die Luzerner Fasnacht ist speziell. Sie ist gar so speziell, dass selbst das städtische Strasseninspektorat eine eigene Rubrik für sie hat. Wenn Florian Aschbacher die Nummer 2510 in sein System eingibt, kann er die Zahlen zur Fasnacht abrufen. Denn das Ressort Betrieb und Strassenunterhalt, dessen verantwortlicher Leiter Aschbacher ist, erfasst die Arbeitseinsätze während der rüüdig-verrecktesten Tage des Jahres.
So weiss Aschbacher sehr genau, wie gross der Müllberg ist, der sich in den vergangenen Jahren beim bunten Treiben angehäuft hat: Die Menge hat sich bei rund 100 Tonnen pro Fasnachtswoche eingependelt. «Es hängt auch etwas vom Wetter ab», präzisiert er. Im ausserordentlich schönen Jahr 2017 seien es etwa 110 Tonnen gewesen, während es bei der verregneten Ausgabe 2018 «nur» etwa 90 Tonnen waren. «Bei schönem Wetter kommen auch mehr Fasnächtler nach Luzern.»
1. Auf eine einzelne Person kommt es nicht an
Anhand der Zahlen des Strasseninspektorats lässt sich auch sagen, was das in etwa pro Kopf bedeutet: Die 100 Tonnen verteilten sich im Jahr 2019 auf 153'000 Fasnächtler, welche die Polizei in der Stadt Luzern gezählt hat (zentralplus berichtete). Also verursacht jeder Fasnächtler 650 Gramm Güsel pro Tag in Form von Kafibechern, Essensresten, Kartontellern, Servietten oder der verlorenen Käpsli-Pistole. «Auch Fasnachtsgrende, Kostüme und viele Utensilien werden im Abfall zurückgelassen», ergänzt Aschbacher.
2. Es wird ja sowieso geputzt
Stimmt. «Rund 4000 Einsatzstunden leistet das Strasseninspektorat – neben all den anderen Einsatzkräften», so Aschbacher. Über 180 Big Bags werden geleert – täglich, beinahe unsichtbar für die Fasnächtler. Am Ende der Fasnacht werden auch die Reuss und der See von Abfällen befreit. Eine Woche nach der Fasnacht ist kaum mehr ein Konfetti in der Stadt zu finden. So kommt man mit den Kosten für Mitarbeiter, Fahrzeuge, Verbrennung und Material auf mindestens 350'000 Franken pro Fasnacht.
3. Dann fliegt halt mal eine Flasche in die Reuss
Nein, Nein, Nein. Oder in den Worten von Peti Federer vom Lozärner Fasnachtskomitee LFK: «Nur Schwachköpfe werfen ihren Abfall in die Reuss oder in den See». Laut Strasseninspektor Aschbacher wurden im letzten Jahr rund 4000 Liter Abfall aus dem See und entlang der Ufer gefischt, was rund 800 Kilogramm bis zu einer Tonne Abfall entspreche.
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Die Stadt Luzern verzichtet absichtlich darauf, Netze in die Reuss zu legen, um keine falschen Anreize zu schaffen. «Wir wüssten auch nicht, wie wir die Netze während der Fasnacht leeren könnten – vom Wasser aus ist es aufwendig und gefährlich, von den Strassen her kommen wir kaum dazu», sagt Putzchef Aschbacher dazu.
Deshalb gibt es eigentlich nur ein Rezept: Keinen Abfall in die Gewässer zu werfen. Dazu sensibilisiert die Stadt auch in einer Kampagne, die sie unter den Fasnächtlern streut.
4. Die Polizei hat Besseres zu tun, als mich zu büssen
Stimmt zum Teil. Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei: «Die Aufgaben der Polizei während der Fasnacht sind vielfältig und anspruchsvoll. Es werden keine gezielten Kontrollen in diesem Bereich gemacht.» Ausserdem stelle sich die Frage der Verhältnismässigkeit.
Dabei kommt es sicherlich auch auf den Vorsatz an: «Es ist zum Beispiel ein Unterschied, ob jemand absichtlich seine 25 Bierflaschen verscherbelt oder ob ihm eine Flasche aus der Hand rutscht.» Aber: Das Litteringgesetz gilt auch während der Fasnacht. «Es kann aber durchaus vorkommen, dass auch während der Fasnachtstage Ordnungsbussen ausgestellt werden oder gar eine Anzeigestellung erfolgt.» Grundsätzlich appelliert die Luzerner Polizei auch während der Fasnacht an die Vernunft der Leute.
5. Dann wollen sie auch den Fötzeliräge verbieten!
Nein. Dazu gibt es weder eine politische Petition noch andere Vorhaben. Und wenn jemand solche Absichten hegt, weil er zum Beispiel die Fasnacht hasst, dann droht ihm, bei der nächsten Ausgabe als Sujet aufzutauchen. Eine Fasnacht mit weniger Müll: Ja – den ganzen Spass verbieten: Nein.