Umstrittene Energy Drinks

Fitter Geist, schlappes Herz?

«Energy Drinks sind seit jeher die Bashing-Opfer Nummer eins», sagt Roland von Moos, Inhaber der intelligentfood Schweiz AG. (Bild: Emanuel Ammon)

Sie machen zwar fit, sorgen aber wegen des hohen Koffein- und Zuckergehalts immer wieder für Debatten: Energy Drinks. Auch in Luzern gibt es eine Firma, die ihr Geld mit dem süssen Energiespender verdient. Der Luzerner «Monday»-Inhaber Roland von Moos findet die ständige Kritik an den Fitmachern ungerechtfertigt.

Sie putschen auf, verleihen angeblich Flügel, dienen als Kaffeeersatz – Energy Drinks sind seit Ende der 80er-Jahre ein beliebtes Süssgetränk. Gleichzeitig keimt aber immer mal wieder Kritik auf – «Das Herz ächzt schon beim ersten Schluck», titelte zum Beispiel 20 Minuten kürzlich. Der Artikel handelt von einer US-amerikanische Studie, die aufzeigt, dass Energy Drinks das Riskio für Herz-Kreislauf-Probleme steigert. Wie riskant ist der flüssige Aufputscher, von dem jährlich rund sechs Milliarden Dosen über den Ladentisch gehen, wirklich?

 

Schlechtes Image seit den Anfangszeiten

«Energy Drinks sind seit jeher die Bashing-Opfer Nummer eins», sagt Roland von Moos, Mehrheitskationär der intelligentfood Schweiz AG. Das Luzerner Unternehmen vertreibt unter anderem die Monday Energy Drinks. «Andere Süssgetränke enthalten auch viel Zucker und teilweise auch Koffein, wie beispielsweise Coca Cola, und werden sogar in grösseren Mengen konsumiert. Aber darüber diskutiert man kaum», gibt der der 58-Jährige enerviert zum Ausdruck. Andere Produkte hätten ganz einfach ein besseres Image, obwohl ein genauer Blick auf die Ingredienzen-Auflistung einen ebenfalls stutzig machen sollte. «Kaffee-Fertiggetränke zum Beispiel haben im Gegensatz zu Energy Drinks ein tolles Image, obwohl teilweise hohe Mengen an Chemie, Zucker und Koffein drinstecken», sagt von Moos.

«Der Verkauf von Halbliterdosen ist unverantwortlich.»

Roland von Moos, Inhaber intelligentfood Schweiz AG

Dieses Negativimage der Energy Drinks hat aus betriebswirtschaftlicher Sicht aber durchaus auch Vorteile. In der Anfangsphase war der Pionier Red Bull in einigen Ländern verboten, was ihm aber vor allem unter den Jugendlichen ein cooles Image einbrachte – die Verkaufszahlen schnellten in die Höhe. Verwegen, gefährlich, cool – geschickt wurde dieses Image, von den Medien gepusht, ins Marketing eingeflochten. Die Erfolgsgeschichte des Energy Drinks nahm ihren Lauf.

Riskanter Schritt in die Selbstständigkeit

Roland von Moos war als General Manager bei Mars, Johnson & Johnson und später als Schweiz- und Europa-Chef von Red Bull tätig, bevor er sich 2007 zusammen mit weiteren Investoren mit der intelligentfood Schweiz AG selbstständig machte. 2008 lancierte er den Energy Drink «IXSO», der ohne künstliche Säuerungen, Farb- und Halbarkeitsstoffe und nur mit natürlichen Zuckerarten produziert wurde. 2010 floppte das Getränk in der Schweiz und wird seitdem nur noch in Deutschland und Österreich verkauft. Ein konventioneller Energy Drink bewahrte die intelligentfood Schweiz AG dann vor dem Ruin: Roland von Moos brachte den Energy Drink «Monday» auf den Markt. In der Nähe von Bregenz produziert, wird das Getränk vor allem in Tankstellen und Kantinen verkauft.

«Mir tut’s gut.»

Könnte eine Altersbeschränkung einen ähnlichen Effekt auf die Beliebtheit bei den Jugendlichen haben? Der Verein foodwatch beispielsweise sammelt Unterschriften für ein Verbot von Energy Drinks für unter 18-Jährige in Deutschland. Die hochkonzentrierten Energy Shots sollen gar gänzlich verboten werden. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hat sich derweil für ein Verkaufsverbot an unter 16-Jährige ausgesprochen. Auch in der Schweiz wurden solche Altersbeschränkungen schon diskutiert.

Überraschenderweise ist Roland von Moos selbst Mitglied von foodwatch. «Ich wurde vor Jahren aus Interesse an der Thematik Mitglied», sagt er. Dass sich der Verein für eine Altersbeschränkung von Energy Drinks starkmacht, ist für ihn kein Grund, wieder auszutreten. «Ich unterstütze vor allem die Forderung nach Transparenz in der Lebensmittelindustrie», begründet von Moos. Eine Altersbeschränkung für Energy Drinks würde er zwar nicht prinzipiell ablehnen, aber: «So eine Regelung müsste dann auch für andere Süssgetränke durchgesetzt werden!»

Der Unternehmer Roland von Moos machte sich nach einer erfolgreichen Karriere bei Red Bull 2007 selbstständig.

Der Unternehmer Roland von Moos machte sich nach einer erfolgreichen Karriere bei Red Bull 2007 selbstständig.

(Bild: zvg)

«Energy Drinks sind funktionale Getränke, keine Durstlöscher. Beim Konsum ist alles eine Frage der Menge», sagt der Unternehmer. Dass heute nicht mehr nur 250-Milliliter-, sondern bereits Halbliter-Dosen verkauft werden, findet von Moos «unverantwortlich». Er selbst trinke keinen Kaffee, dafür ein bis zwei Energy-Getränke täglich – «Mir tut’s gut.»

Falsche Anreize in der Werbung

Zucker, Koffein, Aminosäuren und zugesetzte Vitamine – daraus bestehen Energy Drinks hauptsächlich. Koffein kann in höheren Dosen zu Herzstörungen führen. Vor allem das Mischen mit Alkohol ist riskant: Man wird nicht schläfrig und trinkt darum immer weiter.

Auch im Zusammenhang mit Sport kam es schon zu Todesfällen: Die geballte Ladung Koffein in Kombination mit körperlicher Betätigung belastet das Herz enorm. Trotzdem setzt der Energy-Drink-Riese Red Bull in seinem Marketing voll auf den Coolness-Faktor Sport: Surfer, Skater und Biker werben für das Süssgetränk.

 

Sportliches Marketing – so wird der Monday Energy Drink auf der Website beworben.

Sportliches Marketing – so wird der Monday Energy Drink auf der Website beworben.

(Bild: Screenshot)

Auf den ersten Blick fährt Monday eine ähnliche Schiene. Paraglider, Snowboardprofis und Beachsoccer finden sich unter «Friends» auf der Firmen-Website. Mit Sport für ein Produkt werben, das eigentlich ganz und gar nicht für sportliche Zwecke bestimmt ist? Sie hätten überhaupt nicht das gleiche Werbekonzept wie Red Bull, bestreitet Roland von Moos. Schliesslich fänden sich unter den «Friends» auch Musiker und Kleidermarken.

 

Ernährungsberaterin warnt

Nicht nur der Koffeingehalt der Energy Drinks – in einer Dose stecken etwa 80 Milligramm, was zwei Tassen Ristretto entspricht – ist aus gesundheitlicher Sicht bedenklich. «Ich rate grundsätzlich von Energy Drinks ab», sagt die Krienser Ernährungsberaterin Andrea Heller. Sie sieht vor allem den süchtig machenden Zucker als Problem: «Ich habe viele Klienten, vor allem jüngere, die zuckersüchtig sind und an regelrechten Entzugserscheinungen leiden – Zittern, Konzentrationsstörungen, Heisshunger-Attacken», sagt die Ernährungsexpertin.

Wie alle Süssgetränke sind Energy Drinks deftige Kalorienbomben. Zum Wachbleiben gibt es Alternativen: «Schwarzer Kaffee und Schwarztee sind die gesünderen Energiespender», erklärt Heller.

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