Renommierte Schule könnte nach Emmenbrücke zügeln

Fachklasse Grafik muss aus Luzerner Altstadt ausziehen

Hier ist momentan noch die Fachklasse Grafik zuhause: Eingang zur Rössligasse 12.

(Bild: jwy)

Immer wieder steht die Fachklasse Grafik vor einer ungewissen Zukunft. Nun verliert sie auf 2024 ihren Schulstandort in der Luzerner Altstadt. Ob auch sie in die Viscosistadt in Emmenbrücke ziehen kann, ist jedoch noch nicht geklärt.

Seit vergangener Woche ist klar: Die Fachklasse Grafik muss aus der Rössligasse in der Altstadt ausziehen. Auf der Hand liegt als neuer Standort wohl das neu entstandene Kunst-Zentrum in Emmenbrücke. In der sogenannten Viscosistadt könnte auch die Fachklasse Grafik in Zukunft eine Bleibe finden und neben der Hochschule für Design und Kunst untergebracht werden. Dieser Schritt scheint wünschenswert, ist aber noch nicht bestätigt:

«Es zeichnet sich die Möglichkeit ab, die Fachklasse neu in der Viscosistadt zu beheimaten. Dafür brauchte es einen strategischen Grundsatzentscheid der Regierung, der nun gefällt worden ist. Die Suche kann nun konkretisiert werden», so Christof Spöring, Leiter der kantonalen Dienststelle für Berufs- und Weiterbildung. Obwohl ein dauerhafter Standort für die Fachklasse Grafik nach 2024 noch nicht gefunden wurde, ist die Planung als klares Bekenntnis zur Fachklasse Grafik durch den Kanton zu lesen. Es gehe nicht mehr um die Frage, ob die Fachklasse Grafik erhalten bleibt, sondern wo.

Fachklasse Grafik seit 2015 im Gespräch

Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Zur Erinnerung: Die renommierte Luzerner Fachklasse Grafik sorgte bereits vor rund drei Jahren für Schlagzeilen. Damals wollte der Regierungsrat die Fachklasse wegsparen und schliessen. Auf diese Absicht hagelte es starke Kritik und Proteste (zentralplus berichtete). Ehemalige, Grafiker, Künstler und Politiker wehrten sich gegen das Vorhaben, sammelten über 20’000 Unterschriften und protestierten auf der Strasse.

Mit Erfolg: Das Luzerner Parlament kippte die Sparmassnahmen. Die Schliessung konnte abgewendet werden, die Grafiker konnten aufatmen. Doch ganz aus dem Schneider war die Fachklasse Grafik nicht, denn der Kanton verlangte, dass die Schule künftig selbständig für Finanzmittel aufkommen müsse. Durch Beiträge von Branchenverbänden sollte der Kanton finanziell so entlastet werden.

«Eine schweizweite Akzeptanz für einen Fond ist der Branche bis heute nicht gelungen.»

Christof Spöring, Leiter der kantonalen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung

Bald zeigte sich jedoch, dass eine alternative Finanzierung und Trägerschaft für die Fachklasse Grafik nicht funktionierte. «Es muss die Akzeptanz dafür in der ganzen Schweiz geschaffen werden. Dies ist der Branche bis heute nicht gelungen», so Spöring. Die nationalen Grafiker-Verbände konnten die Schule aus eigenen strukturellen und finanziellen Mitteln schlichtweg nicht stemmen (zentralplus berichtete).

Infrastruktur des Viscose-Areals kann mitgenutzt werden

Untätig war die Fachklasse Grafik seit den letzten Schlagzeilen nicht: «Durch die Fachklasse Grafik wurde ein aktives Lehrstellenmarketing für die duale Lehre aufgebaut. Es werden regelmässig Veranstaltungen für potenzielle Lehrbetriebe durchgeführt», so Spöring.

«Es entsteht in der Viscosistadt ein Campus der Kreativwirtschaft, wo die Fachklasse Grafik sehr gut hineinpasst.»

Melchior Imboden, Präsident Förderverein Fachklasse Grafik 

Durch den Standortwechsel würde sich organisatorisch für die Fachklasse Grafik nicht viel ändern. Doch auch wenn sich die Fachklasse bald am gleichen Standort wie die Hochschule für Grafik und Design befinden würde, würden laut Spöring keine Kurse zusammengelegt. «Allerdings könnten Synergien bei der Nutzung von Infrastruktur genutzt werden», meint Spöring und fügt an: «Es entsteht auf dem Areal ein Campus für Kreativwirtschaft. Dort passt die Fachklasse Grafik sehr gut hinein.»

Dies bestätigt auch Melchior Imboden, der sich als Präsident des Fördervereins Fachklasse Grafik seit Jahren für die Fachklasse einsetzt. Zwar falle mit dem Wegfall des Standorts an der Rössligasse die Nähe zur Luzerner Stadt weg, doch würde der neue Standort in Emmenbrücke durchaus seine Vorteile bringen: «Die Anbindung an die Viscosistadt in Emmenbrücke macht auf den zweiten Blick Sinn. Denn da finden sich auch die Kunststudiengänge der Hochschule wieder und auch der Vorkurs wird auf nächstes Jahr dorthin verlegt», so Imboden. Trotzdem, meint Imboden, würde die Fachklasse örtlich etwas separiert an der Strasse vorne platziert, also nicht direkt im Hauptgebäude mit den anderen Bachelor- und Masterstudierenden.

Zukunft des Gebäudes in der Altstadt noch ungewiss

Was mit dem alten Gebäude an der Rössligasse geschieht, ist noch nicht ganz klar. Dieses gehört im Moment noch dem Kanton: «Zuerst muss ein neuer Standort für die Fachklasse gefunden werden. Aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs wird dannzumal ein Verkauf der Liegenschaft in Frage kommen. Ein definitiver Entscheid ist dazu jedoch noch nicht gefällt», so Spöring.

Imboden trauert jedoch bereits jetzt dem alten Standort in der Altstadt nach: «Wir wären natürlich sehr gerne in der Rössligasse geblieben. Primär ist jedoch vor allem, dass die Fachklasse erhalten bleibt.» Der Umzug kommt für ihn zwar nicht überraschend, und dennoch spricht er sich auch weiterhin für den Standort an der Rössligasse aus: «Mit dem Verkauf des Hauses kommt auch die Angst, dass das schöne Haus in der Altstadt nicht mehr sinnvoll genutzt wird. Es wäre schade, wenn es nicht mehr im kreativen oder kulturellen Bereich genutzt werden würde. Zum Beispiel, wenn eine Boutique reinkäme, die jedes Jahr wieder wechselt.» 

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass der Umzug der Fachklasse Grafik in die Viscose-Stadt bereits entschieden wurde. Dies wurde korrigiert.

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