Kinder-Werkstätte

Erfolgreiches Tüftellabor kommt nach Luzern

Johny Padua (ganz rechts) mit jungen Tüftlern im Tüftellabor Einstein in Zug. (Bild: tueftellabor-einstein.ch)

Das Tüftellabor Einstein in Zug ist ein Erfolgsmodell: Es bietet jungen Menschen im Alter zwischen 9 und 19 Jahren Raum, Werkzeug und Material für ihre kreativen Ideen. Damit wird theoretisches Schulwissen mit Praxis ergänzt. Nun soll auch in Luzern bald getüftelt werden. Und mit der Albert-Koechlin-Stiftung steht schon ein starker Geldgeber bereit.

In seinen Werkstatt-Räumen werden Eigenkreationen hergestellt, Spielzeug repariert, Vorlagen nachgebaut oder bestehende Gegenstände veredelt: Das Tüftellabor Einstein in Zug ist ein Freizeitangebot für 9- bis 19-Jährige, die gerne basteln und handwerklich gestalten.
Dabei hantieren Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Materialien wie Holz, Metall, Papier oder Textilien. Zur Verfügung stehen auch Farben und Modelliermaterial wie Ton oder Gips. Auch die Herstellung von elektronischen Gegenständen, Chemie-Experimente oder Flugsachen ist möglich. Auf 400 Quadratmetern haben die Hobby-Tüftler an drei Tagen in der Woche – Mittwoch- und Samstagnachmittag und Freitagabend – professionelles Werkzeug und Material zur Verfügung. Die Benützung der Geräte ist gratis, nur das Material muss selber bezahlt werden. 

Dem handwerklichen Gestalten sind also keine Grenzen gesetzt. Kein Wunder erhält das Labor, das 2010 seine Tore im alten Kantonsspital Zug geöffnet hat, regen Zulauf.

Gespräche mit Albert-Koechlin-Stiftung

Viele Anfragen kommen aus Luzern. So viele, dass es sich fast von selbst aufdrängt, ein Pendant im Kanton Luzern aufzubauen. Ein Projektteam hat sich bereits gebildet. Mitglied Lea Achermann bestätigt: «Das Labor kommt nach Luzern. Als Standort haben wir unter anderem das Neubad in Erwägung gezogen.»

Die Umsetzung in Luzern kostet viel Geld. zentral+ hat erfahren, dass für die Finanzierung bereits ein renommierter potenzieller Geldgeber gefunden worden ist: Die Albert-Koechlin-Stiftung (AKS). «Ja, es haben Gespräche stattgefunden», sagt AKS-Projektleiter Patrick Ambord auf Anfrage. 

Die Verantwortlichen der Stiftung finden ein Tüftellabor in Luzern sogar so interessant, dass sie sich vorstellen könnten, die Idee als eigenes Projekt aufzunehmen. Konkreter dazu äussern will sich Ambord noch nicht: «Es befindet sich momentan alles erst in Abklärung.»

Die Projektidee würde zur Stiftung passen: Die 1997 gegründete private AKS unterstützt Menschen in bedrängenden Situationen und fördert Erziehung, Bildung, Kultur und Umwelt. Zudem hilft sie bei der Ansiedlung und dem Aufbau von Klein- und Mittelbetrieben. Die AKS hat im Jahr 2012 insgesamt 10,6 Millionen Franken für 98 Projekte – davon 45 eigene – ausgegeben. Dies waren alles Projekte aus den Innerschweizer Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden.

Zuger müssen sparen

In einer solch komfortablen finanziellen Situation befinden sich die Zuger nicht. Gründer und Leiter des Tüftellabors Johny Padua: «Wir leben von der Hand in den Mund und sind angewiesen auf Stiftungen und Spenden. Zudem zahlen jeweils einzelne Firmen Förderbeiträge und der Kanton Zug übernimmt die räumliche Miete.»

Das Tüftellabor kann mit drei Mitarbeiter-Pools die Personalkosten tief halten. Es gibt ausgebildete Teilzeitangestellte. Andererseits werden Fachleute aus einem Stellennetzprogramm beschäftigt. Dabei handelt es sich um ausgebildete Leute, die über 50 Jahre alt sind und ihren ursprünglichen Job verloren haben. «Zudem», so Johny Padua, «arbeiten wir mit Pensionierten, die ein entsprechendes technisches Know-How haben, zusammen. Diese sind ehrenamtlich tätig.» 

Unterstützung findet das Labor zudem in der Politik. Thomas Lötscher, FDP-Kantonsrat aus Neuheim, hat im Dezember 2012 eine Interpellation eingereicht, damit der Kanton das Labor weiterhin mit einem Mieterlass unterstützt.

Vom Hobbybetrieb zum modernen Bildungsangebot

Mit seiner Idee hat Johny Padua offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Die Zahlen sind überzeugend: 340 Kinder und Jugendliche haben sich seit Eröffnung im Labor eingeschrieben. Der Freizeit-Betrieb ist mittlerweile nicht mehr das einzige Standbein des Labors. Immer mehr Schulen interessieren sich für die Werkstatt mit professioneller Infrastruktur. «Da das Labor nur während schulfreien Zeiten geöffnet ist, eignet es sich somit hervorragend für schulische Angebote», so Padua. Zu den eingeschriebenen Freizeit-Tüftlern kommen zusätzlich 383 Schüler aus Schulangeboten und 171 Nutzer von Ferienangeboten.

Vor allem die Pädagogische Hochschule Zug nutzt das Angebot. Sie veranstaltet in den Räumlichkeiten Weiterbildungskurse für Lehrer sowie die Kinderhochschule. Und die PHZ-Studenten organisieren darin Erfahrungsaustausche. Weiter bestehen auch Zusammenarbeiten für Projektwochen mit diversen Schulen, beispielsweise Steinhausen.

Doch weshalb ist das Tüftellabor für Schulen interessant? «Die Schule wird immer kopf- und sprachlastiger, die praktische Erfahrung kommt zu kurz. Dies können die Kinder im Tüftellabor nachholen und ihre Fähigkeiten entdecken», sagt Johny Padua. In der Schule erlerntes theoretisches Wissen kann in die Praxis umgesetzt werden. In einer Zeit, wo Lehrer sich beklagen, dass Schüler nicht einmal die Schuhbändel selber binden können, ist dieses Angebot den Lehrbetrieben offenbar sehr willkommen.

Kantonsrat Thomas Lötscher sieht das ähnlich: «Die Schulen sind immer stärker unter Druck, was sie alles unterrichten sollen. Ihre Kapazitäten sind jedoch beschränkt. Das Tüftellabor bietet daher eine Entlastung.» Der Kanton Zug müsse ein Interesse daran haben, die Affinität zu Ingenieur- und handwerkliche Berufen zu fördern.

Dort stehen die Türen grundsätzlich offen. Stephan Schleiss, Zuger Bildungsdirektor, ist selber vom Labor überzeugt: «Es ist ein hervorragendes und hoch sinnvolles schulergänzendes Freizeitangebot.»

Das geplante Tüftellabor in Luzern ist bereits das vierte schweizweit. Neben Zug verfügen auch Zürich Oerlikon und in Buchs (SG) über solche Werkstätten. In Aarau und Liestal sind ebenfalls Labors geplant.

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