«Canada Goose» sind weg, nun kommen die Nackten

Elf Beweise dafür, dass der Frühling nach Zug kommt

Frühling: Das ist dann, wenn die blutten Zuger, die in Schale geworfenen Velofahrer und die vermaledeiten Kirschessigfliegen aktiv werden.

(Bild: Flickr/ Montage wia)

Es ist Frühling, nicht nur, aber auch in Zug. Wie wir das wissen? Der verwahrloste, etwas depressive Volièren-Vogel tschilpt mit den Spatzen um die Wette, die Russen lachen und haben ihre Pelzkaputzen abmontiert und der Lotus brummt sich seinen Weg durch Zug. Immer und immer wieder.

Wir trauen uns gar nicht, es laut zu sagen, möchten aber trotzdem raus damit: Der Winter ist vorbei. Überstanden. Schnee ade, Glace ahoi, Bikinifigur-Panik am Start, die Ebookers-Webseite vor lauter Sommerferien-Planer am Limit.

Sie zweifeln, dass es nun vorbei sein soll mit Schnee und Eis und Wollpullover? Wir liefern Ihnen die ultimativen Beweise, dass es in Zug per sorfort nur noch wärmer wird.

1. Bei Sonnenschein ist die ganze Seepromenade überfüllt mit Flanierenden, die sich scheu aus ihren Löchern gewagt haben. Mit dem Velo ist nicht an ein Durchkommen zu denken. Rein hypothetisch natürlich. Denn wir wissen doch, dass das Fahren am Seeufer verboten ist.

2. Die älteren Herrschaften, die zur Griesgrämigkeit tendieren und sich ein Hobby daraus gemacht haben, illegale Velofahrer am Seeuferweg zu beschimpfen, sind ungewöhnlich sanftmütig. Anstelle eines «Gopferteli, chasch nöd läse?!» bringen sie – vor lauter Wärme und Sonnenschein – nur ein milde gehauchtes «Läse müesst mer chönne» über die Lippen. Und schauen dabei bei weitem nicht so muffig drein, wie sie gerne würden.

3. Die Canada-Goose-Jacke weicht der Gucci-Sonnenbrille. Und der Chihuahua darf nun «füdliblutt» am Seeufer entlanggehen, ganz ohne glänzendes Prada-Jäckchen.

4. Der sportive Businessmann braust grinsend mit dem Velo die Baarerstrasse runter. Aktenmappe auf dem Gepäckträger, obenrum Schlips und Sakko tragend, unten pink-grün gestreifte Radlerhose.

5. Bei den ersten Anzeichen einer Trockenphase zieht durch alle Zuger Gemeinden ein unverkennbarer Geruch von Gülle.

6. Auf der Treppe vor dem Bahnhof tummelt sich das prä- bis postpubertäre Volk mit riesigen, rosafarbenen und rahmbeladenen Frappuccinos. Unnötig zu erwähnen, dass all die Teenies total unter einem Zuckerflash stehen.

7. Auf den entblössten Körperstellen der sich auf der Rössliwiese Tummelnden sind bereits die ersten Sonnenbrände auszumachen. Und jetzt fällt einem auch wieder ein, warum Zug ein Littering-Gesetz hat.

8. Am Nacktstrand ist bereits Hochsaison. Dort liegt man schon jetzt Tuch an Tuch. Der eine oder andere wagt sich gar schon ins Wasser. – Die sind ja alle schon nahtlos braungebrannt, staunt man. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Nudisten-Saison für die Hartgesottenen bereits Ende Februar begonnen hat.

9. Beim goldenen Kiosk stehen lange Schlangen von aufgeregten Senioren, die hungrig in die Gegend schauen. Ob’s hier etwas gratis gibt? Von wegen. Es ist die erste Saisonfahrt des Kirschtortenschiffs.

10. Eine Zug-spezifische Euphorie erwacht aus dem Winterschlaf. Endlich, endlich können die Zuger wieder anfangen, sich auf die eigenen Kirschen zu freuen, vor Fremden darüber zu prahlen («Soooo gross sind unsere Chriesi, ich schwöre es auf den Kolinbrunnen»), bis man im Juni dann merkt, dass man ja eigentlich gar nicht so gern Chriesi hat. Gleichzeitig beginnen bei den Chriesibauern nun langsam die schlaflosen Nächte. Denn die vermaledeite Kirschessigfliege beschert selbst dem hemdsärmligsten Bauern Albträume.

11. Die Motoren der Lotusse, Maseratis und tiefergelegten VW Golfs schallen durch die Strassen. Immer und immer wieder. Die Runde zwischen Katastrophenbucht, Rössliwiese, Postplatz, Bahnhofstrasse und Bundesplatz ist wieder schwer begehrt. Den ganzen Nachmittag und Abend veranstalten dort gelangweilte junge Männer eine Art Ponyreiten für Grosse, und präsentieren den Café-Gästen voller Stolz ihre geleasten und gemieteten «Chläpf». Das Motto: «Schau mir auf die Felgen, Kleines!» Wahrscheinlich, weil’s bei den Kerlen sonst kaum was zu Sichten gibt.

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