Brandspürhund im Einsatz

Ein Profi mit 220 Millionen Geruchszellen

Der Spezialist für Brandaufklärung wartet auf sein Kommando. (Bild: asc)

Zerstörte Gebäude, Schutt, Asche und giftige Flüssigkeiten sind sein Spezialgebiet: Spürhund Hendrix kann geringste Mengen von Brandbeschleunigern aufspüren und ist der Luzerner Polizei stets zu Diensten. zentral+ hat den Deutschen Schäferhund bei einem Training begleitet und dabei Erstaunliches erlebt.

Er ist ein Profi, läuft auf vier Pfoten und er besitzt beeindruckende Fähigkeiten: Der Deutsche Schäferhund mit dem wohlklingenden Namen Hendrix von der Geerenecke ist für die Luzerner Polizei ein unverzichtbarer Helfer. Der viereinhalb Jahre alte Rüde wurde durch seinen Führer Thomas Galli innerhalb der «Sondergruppe Hundeführer» zum Brandmittelspürhund ausgebildet.

Hendrix ist der einzige Brandmittelspürhund der Luzerner Polizei. Schweizweit werden aktuell nur neun solche Hunde eingesetzt. Diese sind dank ihres enormen Geruchssinns in der Lage, geringste Mengen von Brandbeschleunigern aufzuspüren. Ihre Fähigkeit, Gerüche wahrzunehmen, lässt staunen. Hendrix besitzt rund 220 Millionen Geruchszellen, während wir Menschen über lediglich fünf bis sechs Millionen verfügen. Er kann ausserdem zwischen 10’000 Riechzelltypen differenzieren, beim Menschen sind es nur deren 350. Das heisst, wenn die Geruchszelle eines Menschen so gross wie eine Briefmarke wäre, würde die Geruchszelle von Hendrix der Grösse eines Fussballfeldes entsprechen.

Dem Kerosin auf der Spur

Gesucht und aufgespürt: Hendrix markiert die Brandflüssigkeit.

Gesucht und aufgespürt: Hendrix markiert die Brandflüssigkeit.

(Bild: asc)

Seit 2012 stellt Hendrix seine Einsätze in den Dienst der Luzerner Polizei. Hundeführer Thomas Galli hat mit dem Deutschen Schäferhund eine intensive Ausbildung absolviert. Während der 38-jährige Luzerner seinen treuen Begleiter für den Einsatz bereit macht, hat Josef Käch, Technischer Leiter der Sondergruppe Hundeführer, eine andere Aufgabe. Er nimmt mit einer Pipette einen Tropfen Kerosin aus einer kleinen Flasche und platziert die Flüssigkeit weit entfernt auf den Asphalt hinter dem Gebäude der Luzerner Polizei. Hendrix ist zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort. Nur ein paar Minuten später tauchen der vierbeinige Profi und Thomas Galli auf. «Ich ziehe ihm vor jedem Einsatz und Training dieses ‹Gstältli› an. Es ist für ihn eine Art Schlüsselreiz, damit er weiss, dass er bald arbeiten darf», erklärt Galli.

Das Kommando «Such» muss der Hundeführer nur einmal abgeben: Hendrix rennt sofort los und beginnt mit der Suche. Es dauert nur ein paar wenige Sekunden, bis er das Kerosin gefunden hat, er macht Platz und zeigt mit seiner Schnauze auf die Spur. Daraufhin wird er von Thomas Galli mit Loben und einem Ball zum Spielen belohnt.

Die Arbeit beginnt mit dem ersten Tag

Die Luzerner Polizei arbeitet mit insgesamt 31 Hunden, die für verschiedene Fachbereiche eingesetzt werden. Der 60-jährige Feldweibel Josef Käch ist seit 30 Jahren als Ausbildner tätig. «Man muss Idealist sein. Die ersten zwei bis drei Jahre der Ausbildung sind wirklich hart. Man muss mit dem Hund streng und intensiv arbeiten. Das alles passiert grösstenteils neben der Arbeitszeit», sagt der Leiter der Sondergruppe Hundeführer. Umgekehrt sei es auch sehr befriedigend und beeindruckend, mit den Hunden zusammen zu arbeiten. «Sie geben einem viel zurück.»

Auch Brandermittler Thomas Galli weiss, mit wie viel Aufwand die Ausbildung von Schutzhunden und Suchhunden verbunden ist. «Es ist eine grosse Herausforderung, den Hund zu den Zielen zu führen, die man sich gesetzt hat. Die Arbeit beginnt schon am ersten Tag, wenn man den Welpen beim Züchter abholt. Der Hund ist dann zwischen 9 und 10 Wochen alt», erklärt er.

Schon vor dem Kauf werden die Welpen ein paar Tests unterzogen. Die erfahrenen Hundeführer beobachten unter anderem, welche Tiere auf Geräusche reagieren und wie sie sich im Rudel verhalten. «Ein ausgeprägter Spiel- und Beutetrieb sind zwingend nötig. Ein Welpe, der sich nach einem Geräusch zurückzieht oder andere Mängel zeigt, kommt für uns weniger in Frage», sagt Josef Käch. Die Luzerner Polizei arbeite mit erfahrenen Züchtern zusammen. «Trotzdem weiss man natürlich nie, wie sich ein Hund entwickeln wird. Es braucht immer auch eine Portion Glück», sagt Galli.

Josef Käch, Hendrix und Thomas Galli (v.l)

Josef Käch, Hendrix und Thomas Galli (v.l)

(Bild: asc)

Thomas Galli ist ein erfahrener Hundeführer. «Die Spezialhunde werden in der Regel von Personen geführt, die schon einen Schutzhund ausgebildet haben. Einem Anfänger würde ich nie einen Spezialhund übergeben. Bei der Ausbildung muss man sehr genau arbeiten und die Körpersprache von Hunden deuten können. Man muss wissen, wie ein Hund agiert und reagiert», erklärt Galli.

Vier bis fünf Jahre müssten investiert werden, um diese Fähigkeiten zu erlernen. Auch konsequentes Handeln sei von grosser Bedeutung: «Hunde sind Schlitzohren. Sie probieren immer das Beste für sich herauszuholen. Hier ist der Hundeführer gefordert. Er muss so führen, dass für den Hund jederzeit klar ist, was er von ihm will.»

Hundeführer Thomas Galli spürt die Erfahrung des Vierbeiners. Zwischen ihm und Hendrix bestehe eine enge Verbindung, erklärt der 38-Jährige. Hund und Herrchen müssten sich gegenseitig vertrauen. Trotzdem erlebt das Duo auch schwierige Tage. «Hendrix hat einen eigenen Willen. Er mault oder jammert, wenn ihm etwas nicht passt. Wir erleben auch Auseinandersetzungen. Es kann sein, dass ich ihm dann eine Woche Pause gönne, um ihn anschliessend wieder neu zu motivieren», berichtet Galli.

Thomas Galli hofft, dass Hendrix gesund bleiben wird. Die Luzerner Polizei musste schon mehrmals kranke Hunde einschläfern. «Die Gesundheit der Tiere ist ein grosses Thema. Wir haben einige Hunde wegen Krankheiten, beispielsweise Krebs, verloren. Wenn sie dann auch noch im besten Alter sind, tut das besonders weh. Für uns ist das ein extremer Verlust», sagt Josef Käch. Da die Menschen in der Regel ihren Hund überleben, werde jeder Hundeführer früher oder später mit diesem Thema konfrontiert. «Jeder muss für sich entscheiden, wie er damit umgeht.»

Der Deutsche Schäferhund Hendrix ist glücklicherweise kerngesund. Als sich ihm in der Garage ein paar Personen nähern, hört man sein lautes, einschüchterndes Bellen noch im Hinterhof der Luzerner Polizei. «So böse kann er auch tönen», sagt Thomas Galli lachend.

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