Zuger kämpfen mit Petition für Erhalt des Brüggli

Drohende Campingplatz-Schliessung: Heftige Gegenwehr der Betroffenen

Margrit Küng und Manuel Hoppe kommen seit vielen Jahren für mehrere Monate her.

(Bild: wia)

Im Jahr 2022 soll der Campingplatz beim Brüggli in Zug schliessen. Das passt nicht allen: Innerhalb von 30 Stunden haben diese Woche 800 Personen eine Online-Petition für den Erhalt unterschrieben. Wir haben die Leute getroffen, die bei einer Schliessung ihr Zuhause verlieren würden.

Vor wenigen Minuten schien die Sonne, nun regnet es auf dem Campingplatz Brüggli in Zug, als wenn es kein Morgen gäbe. Und genau davor, dass es für den besagten Campingplatz kein Morgen mehr gibt, fürchten sich viele der Gäste. Nicht zuletzt jene, die den ganzen Sommer über auf dem Platz leben und hier ein Zuhause gefunden haben.

Der Campingplatz, der vom TCS geführt wird und auf dem Land der Korporation Zug steht, soll nämlich weg. 2022 ist Ende Feuer. Auf dem Gebiet soll stattdessen eine Art Seeanlage realisiert werden.

Das passt den meisten Campern und auch vielen Zugern nicht. Vor eineinhalb Monaten hat Mark Ullmer, ehemaliger Betreiber des Campingplatzes, eine entsprechende Petition gestartet. Bisher sind 1400 Einschriften eingegangen. Zudem wurde am Mittwoch eine Online-Petition lanciert. Es ist offensichtlich: Der Campingplatz beim Brüggli bewegt.   

Von April bis Oktober wohnen sie hier

So etwa auch Margrit Küng und Manuel Hoppe. Das Paar verbringt jeweils die ganze Saison, von April bis Oktober, hier im Wohnwagen. «Wir sind Zuger. Aber weil wir ziemlich abgelegen in Morgarten wohnen, ist der Arbeitsweg von dort aus viel länger», so Hoppe.

Dies ist jedoch nicht der eigentliche Grund, warum es den Tennislehrer und die Postangestellte jedes Jahr erneut an den Zugersee zieht. «Wir brauchen die Gesellschaft. Hier ist man unter Leuten, hier hält man zusammen. So etwas erlebe ich sonst nirgends», sagt Hoppe.

«Wenn wir hier sind, haben wir immer ein Feriengefühl.»

Margrit Küng, Campingplatz-Bewohnerin

Dass der Campingplatz schliessen soll, versteht er nicht im Geringsten. «Es heisst, man wolle ein Naherholungsgebiet machen.» Er verwirft die Hände: «Aber was ist denn das? Das ist doch genau das – ein Naherholungsgebiet.» Und seine Partnerin bestätigt: «Wenn wir hier sind, haben wir immer ein Feriengefühl.»

Hier am See treffe sich Jung und Alt. «Es ist ein nettes Miteinander. Viele ältere Menschen verbringen hier einen Teil ihres Lebensabends und die Jungen treiben Sport, sitzen friedlich am See und lassen die Seele baumeln», erzählen die beiden. Hoppe blickt sich um, schüttelt den Kopf und sagt: «Warum muss man etwas zerstören, das so beliebt ist?»

Viele auf dem Platz teilen die Ansicht des Paars. «Man könnte das Brüggli mit dem jahrzehntealten Campingplatz erweitern und verbessern, um noch mehr Naturliebende anzusprechen, aber keineswegs einen so beliebten und belebten Ort abschaffen», fasst der Tennislehrer zusammen.

Die Frau mit dem wohl auffälligsten Wohnwagen

Wir treffen auf eine weitere Anwohnerin und Mitinitiantin der Petition. Domenika Hüsser wohnt im wohl auffälligsten Wohnwagen auf dem Platz. Einem, der geziert ist von einem bunten «Tote Hosen»-Graffiti. Sie erklärt: «Es geht bei der Petition um den Erhalt einer jahrelangen Tradition, die plötzlich weg soll.»

«Oder aber könnte dieser Platz anstatt geschlossen zum Ganzjahrescamping werden.»

Domenika Hüsser, Petitionärin

Hüsser hat denn auch schon Lösungsvorschläge parat, wie es mit dem Platz weitergehen könnte: «Die Parkplätze entlang der Gleise scheinen vielen ein Dorn im Auge zu sein. Diese könnte man beispielsweise an die Chamerstrasse verlegen.»

Domenika Hüsser wohnt im wohl auffälligsten Wohnwagen auf dem Platz.

Domenika Hüsser wohnt im wohl auffälligsten Wohnwagen auf dem Platz.

(Bild: zVg)

Und Hüsser weiter: «Oder aber könnte dieser Platz anstatt geschlossen zum Ganzjahrescamping werden.» So würde die Fläche auch im Winter sinnvoll genutzt und der Restaurationsbetrieb könnte ausgebaut werden.

«Nach einem Winterspaziergang am See in die warme Stube einkehren, ob nun im Wohnwagen oder im Restaurant, wäre sicherlich nicht verkehrt», sagt sie. Die Zugerin betont, dass es bei der Petition nicht darum gehe, nur den Campingplatz zu erhalten, sondern das Gelände in seiner Ganzheit. «Dazu gehören auch der Strand, die Surfer, Jogger, die vorbeilaufen, oder etwa die Volleyballfelder.»

Im Sommer hier, im Winter in Südafrika

Ebenfalls während der ganzen Saison auf dem Gelände wohnt die Baarerin Yvonne Wyss. Jedenfalls fast. «Ich lebe gleichzeitig in einer WG. Über die Sommermonate bin ich jedoch fast nur hier», erkärt sie. Die Zugerin hat sich ein nicht alltägliches Lebensmodell aufgebaut. Während des Winters arbeitet sie in Südafrika als Reiseleiterin, im Sommer ist sie hierzulande als Arbeitsagogin tätig und begleitet etwa IV-Bezüger bei der beruflichen Integration.

Yvonne Wyss ist eine der Saisoniers auf dem Platz. Im Winter arbeitet sie in Südafrika als Reiseleiterin.

Yvonne Wyss ist eine der Saisoniers auf dem Platz. Im Winter arbeitet sie in Südafrika als Reiseleiterin.

(Bild: wia)

«Bereits als Kind waren wir häufig hier zum Spielen. Ich schätze es sehr, dass sich das Brüggli nicht verändert hat und immer noch dem ursprünglichen Modell von damals entspricht», sagt Wyss.

Ein Platz, der Sicherheit bietet

Für sie käme ein weiterer wichtiger Punkt dazu, der für einen Erhalt spricht: «Durch den Campingplatz ist dieser Ort belebt. Als Joggerin schätze ich es, dass jemand in der Nähe ist. Das gibt mir Sicherheit.»

Die Petitionäre hoffen, dass mit dem Sammeln der Unterschriften die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die geplante Schliessung 2022 gelenkt wird. «Viele Zuger wissen gar nicht, dass man den Campingplatz auflösen will», so Hüsser.

Dies zeige sich anhand der Reaktionen auf die Petition: «Die unterschreibenden Menschen sind entsetzt. Die Online-Petition brachte in den ersten 30 Stunden fast 800 Unterschriften zusammen», so Hüsser.

 

Dunkle Wolken über dem Campingplatz Brüggli: 2022 soll der Platz schliessen.

Dunkle Wolken über dem Campingplatz Brüggli: 2022 soll der Platz schliessen.

(Bild: wia)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von David Meyer
    David Meyer, 18.09.2018, 23:49 Uhr

    Neben der Petition setzen wir uns auch auf politischer Ebene für den Erhalt eines Campings ein und haben einen entsprechenden Vorstoss im August im GGR platziert.
    Freundlich, die Grünliberalen der Stadt Zug.
    David Meyer, Mitglied GGR Zug.

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