Tests auf gefährliche Substanzen

Luzerner Drogen-Check: Nachfrage steigt und steigt

Olivia Allemann ist die Projektleiterin der Drogeninformation Luzern (Dilu). (Bild: ida)

Die dreijährige Pilotphase ist vorbei: Das Drug-Checking hat sich in Luzern etabliert. Projektleiterin Olivia Allemann erklärt, warum das Angebot nötig ist und mit wem die Drogeninformation Luzern zusammenspannen will.

Wer Drogen kauft, kann kaum wissen, ob die Angaben der Dealerin stimmen – und was wirklich in den Substanzen alles enthalten ist.

Wer sicher konsumieren will, lässt seine Drogen auf gefährliche Substanzen testen. In Luzern kann man dies in der Drogeninformation Luzern (Dilu) an der Murbacherstrasse tun (zentralplus berichtete). Partygänger bringen ihre psychoaktiven Substanzen, die sie hier anonym und kostenlos testen lassen können. Die Abgabe einer Substanz ist jeweils mit einem Beratungsgespräch verbunden.

Bei der Dilu handelt es sich um ein dreijähriges Pilotprojekt, das der Verein Kirchliche Gassenarbeit anbietet. Ab diesem Jahr ist das Pilotprojekt abgeschlossen, die Drogen-Check-Stelle wird in den Regelbetrieb überführt. Zudem erweitert die Dilu ihre Öffnungszeiten: Konsumentinnen können nun jeden Montag, statt wie bis anhin jeden zweiten Montag, ihre Drogen testen lassen. Finanziert wird das Ganze zu 90 Prozent vom Zweckverband für institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförderung (ZiSG), der Rest mit Spenden.

Drug-Checking stösst in Luzern auf hohe Nachfrage

«Das Drug-Checking stösst auf eine hohe Nachfrage», sagt Olivia Allemann, Projektleiterin der Dilu. «Das Angebot wird zunehmend genutzt, je bekannter wir werden.» Im Jahr 2021 hat Dilu insgesamt 134 Substanzproben entgegengenommen, im letzten Jahr 144. Pro Abend können maximal fünf Proben entgegengenommen werden. «Es ist schon mehrmals vorgekommen, dass wir Leute abweisen mussten, weil diese Testkapazität bereits erreicht wurde», so Allemann.

Aus ihrer Sicht handelt es sich um ein «extrem wichtiges Angebot» im Bereich der Schadensminderung. Schadensmindernd heisst, dass die Dilu-Mitarbeiterinnen die Konsumenten nicht für deren Konsum verurteilen. «Es ist nun mal eine Realität, dass psychoaktive Substanzen konsumiert werden. Das Drug-Checking ist eine Reaktion darauf», sagt Allemann dazu. Bei der Beratung versuchen sie aber, die Konsumentinnen dabei zu unterstützen, über ihr eigenes Konsumverhalten nachzudenken.

«Wir tragen mit dem Drug-Checking zur Sicherheit im Nachtleben bei.» Und dies auf allen Ebenen: Menschen konsumieren sicherer Drogen. Werden Zwischen- und Notfälle mit Drogen verhindert, so wird der Clubbesuch auch für die anderen Besucherinnen angenehmer. «Und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene können Gesundheitskosten eingespart werden, mit jedem Drogennotfall, der verhindert werden kann», ergänzt Allemann.

Zum Drug-Checking kämen Partygängerinnen und Freizeitkonsumenten, die Substanzen in einem Mass konsumieren, das nicht zwangsläufig mit Sucht und Abhängigkeit zu tun habe, so Allemann weiter. «Im Idealfall bereiten sie sich auf den Konsum vor und setzen sich damit auseinander, sodass sie ihre Substanzen vorgängig bei uns testen lassen.» Schliesslich gibt es keinen Konsum ohne Risiko. «Wer zu uns kommt, minimiert dieses Risiko.»

Hier kannst du Drogen auf gefährliche Substanzen testen lassen

Jeden Montagabend hat das Dilu – Drogeninformation Luzern von 17.30 bis 19.30 Uhr geöffnet. Mehr Infos findest du hier. Die Abgabe einer Substanz ist jeweils mit einem Beratungsgespräch verbunden. Alles kostenlos und anonym.

Hier findest du alle aktuellen Substanzwarnungen des nationalen Warnungstools. Und auf know-drugs.ch findest du Infos zu allen Substanzen, Risiken, Nebenwirkungen und Safer Use.

Ziel: Vermehrt an Partys mit Drug-Checking-Stand präsent sein

Die Dilu will ihr Angebot ausweiten und näher an die Partyfront rücken: Ziel ist es, vermehrt auch an Festivals oder in Clubs mit einem mobilen Labor Substanzen direkt vor Ort zu testen. Um so eben auch Konsumentinnen zu erreichen, die sich spontan dazu entscheiden, Substanzen zu konsumieren. Letzten Sommer war das Drug-Checking bereits am «Am Bach»-Festival mit einem Stand präsent, die Erfahrungen seien durchs Band positiv gewesen.

Die Dilu, die auch in der Bar- und Clubkommission vertreten ist, will nun aktiv auf Veranstalter zugehen. Nicht immer rennt sie dabei offene Türen ein. Veranstalterinnen hätten teilweise Image-Sorgen, als «Drogen-Event» abgestempelt zu werden, wenn an ihrem Event ein Drug-Checking-Stand präsent sei. Oder es bestehe die Angst, dass deswegen die Polizei im Club aufkreuze, was nicht der Fall sei. Hier müsse die Dilu noch das Vertrauen der Veranstalter gewinnen, wie Allemann sagt. «Doch den meisten Veranstaltenden dürfte klar sein, dass der Drogenkonsum eine Realität darstellt, der sie auch begegnen wollen. Und sie wollen eine gewisse Verantwortung übernehmen.»

Immer wieder werden Substanzwarnungen ausgesprochen

Konsumenten geben in der Dilu Substanzen wie Kokain, MDMA, LSD, Amphetamine und Cannabis ab. «Wir müssen immer wieder mal Warnungen veröffentlichen wegen Substanzen, die hochdosiert sind oder weil es sich um Falschdeklarationen handelt», so Allemann.

Vor zwei Jahren war in Luzern gefährliches Gras im Umlauf (zentralplus berichtete). Spürt das die Dilu immer noch? Solche Substanzproben hätten mittlerweile stark abgenommen. Dafür gibt es neue Auffälligkeiten: «Wir werden immer wieder auf das Thema Microdosing angesprochen.» Dabei werden psychoaktive Substanzen in extrem kleinen Dosierungen eingenommen.

In Extremfällen kann ein Drug-Checking gar Leben retten. Zwei Mal wurden in Luzern bisher hochpotente Substanzen abgegeben. «Diese Substanzen sind wissenschaftlich kaum erforscht und fast unmöglich zu dosieren», so Allemann. «In diesen Fällen raten wir vom Konsum ab, weil das Risiko unkalkulierbar ist und der kleinste Fehler zum Tode führen könnte.»

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