Neue Stiftung soll Zentrum künftig finanzieren

Doku-Zug sucht weitere Geldgeber: Kanton will sich noch nicht beteiligen

Daniel Brunner vor dem von ihm gegründeten Dokumentationszentrum doku-zug.ch an der St. Oswalds-Gasse 16 in Zug.

(Bild: mbe.)

Das öffentliche Dokumentationszentrum doku-zug.ch ist aus Zug nicht mehr wegzudenken. Seit Jahren sammelt die Institution Millionen Dokumente – davon viele mit regionalem Bezug. Seit Gründer Daniel Brunner 2017 eine Stiftung ins Leben gerufen hat, geht es nun um die künftige Finanzierung des Zentrums. Und da fehlt noch einiges an Barem.

Vor 25 Jahren gründete Daniel Brunner, Zugs Linker mit publizistischer Leidenschaft, doku-zug.ch. Dank seinem Millionenerbe aus dem Verkauf von Landis+Gyr hat der mittlerweile 60-Jährige das öffentliche Archiv bisher aus seiner Privatschatulle finanziert.

Doch der «rote Dani», der seit 1993 sein Privatarchiv in ein öffentliches Dokumentationszentrum allererster Güte verwandelte (zentralplus berichtete), hat das Ganze nun neu aufgegleist. Weil es um die zukünftige Finanzierung geht.

Brunner hat bereits 20 Millionen Franken reingebuttert

Denn, wie Sara Marty, Geschäftsführerin von doku-zug.ch, im jüngsten Jahresbericht erläutert, «ist es unmöglich, als Einzelperson eine Institution wie doku-zug.ch dauerhaft alleine zu tragen». Selbst wenn das Dokumentationszentrum «in den letzten 25 Jahren einen aussergewöhnlichen und erfolgreichen Weg zurückgelegt hat».

Aus diesem Grund hat Daniel Brunner ja Mitte 2017 die Stiftung Doku-Zug ins Leben gerufen. Diese soll künftig die Finanzierung des öffentlichen Dokumentationszentrums stemmen, das in Zug längst zur Institution geworden ist. Brunner hat in den letzten Jahren bekanntlich bereits rund 20 Millionen Franken in das Zentrum investiert.

Weiterhin 200’000 Franken jährlich garantiert, aber …

Laut dem jüngsten Jahresbericht beträgt die Finanzierung der jährlichen Betriebskosten von doku-zug.ch 1,3 Millionen Franken. Gründer und Inhaber Daniel Brunner hat zugesagt, weiterhin jährlich 200’000 Franken beizusteuern. Ja, er hat sogar bis Mitte 2019 garantiert, allfällige Finanzierungslücken zu schliessen.

«Das gesamte Fundraising ist viel schwieriger, als ich gedacht habe.»

Rolf Schweiger, Präsident Stiftung Doku-Zug

Doch in Zukunft soll es die Aufgabe der Stiftung Doku-Zug sein, das Zentrum zu finanzieren. Das heisst konkret: Neben den jährlichen 200’000 Franken von Brunner müssen pro Jahr zusätzlich 1,1 Millionen Franken aufgebracht werden.

Diese sollen hälftig, also je 550’000 Franken, von privaten und öffentlichen Gönnern gedeckt werden. Dies postuliert Rolf Schweiger, neu Präsident der Stiftung Doku-Zug und Geldeintreiber, in besagtem Jahresbericht.

Der Empfang von «Doku Zug»: Links Sybilla Schmid Bollinger, hinter dem Schalter Barbara Fehlmann, rechts Daniel Brunner.

Der Empfang von «Doku Zug»: Links Sybilla Schmid Bollinger, hinter dem Schalter Barbara Fehlmann, rechts Daniel Brunner.

(Bild: mbe.)

«Den von Privaten zu übernehmenden Teil sehen wir zum einen Teil gedeckt durch Institutionen und Unternehmen», sagt Rolf Schweiger, Ex-FDP-Ständerat. Zum anderen durch einen breit gestreuten Förderkreis, dem Ende 2017 170 Personen angehörten, die zusammen für einen tiefen sechsstelligen Betrag aufkamen. Momentan beläuft sich laut Schweiger das private Fundraising der Stiftung auf rund 300’000 Franken. Nicht schlecht.

Zuger Regierung hat kein Geld für doku-zug.ch bis 2020

Und doch verhehlt Schweiger auf Anfrage von zentralplus nicht: «Das gesamte Fundraising ist viel schwieriger, als ich gedacht habe.» Kein Wunder. Von öffentlicher Hand ist bisher noch nicht viel Geld geflossen für den Zuger «Think-tank».

Dies hat natürlich auch seinen Grund im rigiden Sparkurs der Zuger Regierung. Schweiger: «Der Regierungsrat hat uns mitgeteilt, dass er bis 2020 keine Mitbeteiligung an doku-zug.ch sieht.» Nach 2020 könne man wieder auf die Zuger Regierung zukommen.

Immerhin habe doku-zug.ch, so Schweiger, inzwischen 70’000 Franken aus dem Lotteriefonds des Kantons erhalten – für die Digitalisierung der fotokopierten Medienartikel (siehe Box). So weit so gut.

«Angedacht ist, dass von den künftigen 550’000 Franken jährlich 80 Prozent die Stadt Zug übernehmen könnte.»

Rolf Schweiger

Und was ist mit der Stadt Zug? Dieser wurden doch überraschend 37 Millionen Franken in die Kassen gespült (zentralplus berichtete). Da könnte man doch Doku-Zug quasi aus der Portokasse einige Hunderttausend Stutz jährlich zukommen lassen.

Kommt es zu einer Kooperation mit der Bibliothek Zug?

Schweiger winkt ab, versichert aber, dass die Stadt Zug im Prinzip sehr interessiert sei an einer Zusammenarbeit mit doku-zug.ch. Zudem wolle man auch noch die restlichen Zuger Gemeinden ins Boot nehmen. Nicht zu vergessen die Bürgergemeinde Zug und die Korporation Zug.

Doch Geld ist bislang noch keines geflossen. «Angedacht ist, dass von den künftigen 550’000 Franken jährlich 80 Prozent die Stadt Zug übernehmen könnte», so der Zuger Anwalt.

Soll die Stiftungsfinanzierung auf die Beine stellen: alt FDP-Ständerat und Anwalt Rolf Schweiger.

Soll die Stiftungsfinanzierung auf die Beine stellen: alt FDP-Ständerat und Anwalt Rolf Schweiger.

(Bild: zvg)

Ein weiteres öffentliches Standbein für die zukünftige Finanzierung von doku-zug.ch könnte eine Zusammenarbeit mit der Bibliothek Zug sein. Die öffentliche Stadt- und Kantonsbücherei sowie doku-zug.ch sind ja beide in der St. Oswaldsgasse ansässig – liegen sogar direkt gegenüber voneinander. Schweiger: «Vielleicht wäre eine Art gemeinsames Kulturzentrum realisierbar.»

«Noch dürfen wir nicht mit allen Lehrern rechnen, dass sie mit ihren Schulklassen zu uns ins Doku-Zug kommen.»

Daniel Brunner, Gründer und Inhaber von Doku-Zug

Auch Gründer und Inhaber Daniel Brunner räumt gegenüber zentralplus ein, dass «wir mit der Stiftung noch nicht am Ziel sind». Es gehe einfach länger. Man habe zur Kenntnis zu nehmen, dass der Kanton in dieser Sache momentan nicht ansprechbar sei.

Vielleicht ein Doku-Zug-Preis für Maturaarbeiten

Die Zukunftssicherung von Doku-Zug liegt Brunner natürlich sehr am Herzen. Um diese zu ermöglichen, müsse die Institution von einer breiten Basis getragen werden. Sorgen macht Brunner in diesem Zusammenhang die dürftige Zusammenarbeit mit den Schulen. «Noch dürfen wir nicht mit allen Lehrern rechnen, dass sie mit ihren Schulklassen zu uns ins Doku-Zug kommen.» Dabei sei Doku-Zug ja eine Fundgrube für vieles.

Andererseits hat Brunner die Idee, einen Doku-Zug-Preis zu lancieren – um künftig die Maturaarbeiten von Zuger Kantischülern auszuzeichnen. Und um damit die Kantonsschulen langfristig mit Doku-Zug zu vernetzen.

Über 2,5 Millionen fotokopierte Medienartikel und Infos über 200 Länder

Das Zentrum Doku-Zug an der St. Oswaldsgasse 16 schräg gegenüber der Zuger Bibliothek umfasst über 2,5 Millionen fotokopierte Medienartikel, die in 4’600 Dossiers abgelegt sind. Themen sind unter anderem Politik, Wirtschaft, Umwelt und Bauen. Aber auch das Gesundheits- und Sozialwesen, die Bildung – und Informationen über rund 200 Länder dieser Welt.

Dazu kommt eine Freihand-Bibliothek mit Sachbüchern, welche die Dossiers ergänzen und erweitern. 3’800 Broschüren und 557 Zeitschriftentitel sind ebenfalls archiviert. Rund ein Fünftel all dieser Informationen und Publikationen beziehen sich auf die Stadt und den Kanton Zug. Eine Fundgrube für Forscher, Studierende und Schüler und für alle am Zeitgeschehen interessierten Bürger.

Die Besucherzahl bei doku-zug.ch nimmt pro Jahr stetig zu: 2017 waren es 3’077 Besucher.

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