Neue Risikoanalyse

Diese sieben Plagen drohen dem Kanton Luzern

Gemäss einer von Vinzenz Graf, Chef des Kantonalen Führungsstabs, verantworteten Risikoanalyse ist eine Dürre die wahrscheinlichste Katastrophe, die über den Kanton hereinbrechen könnte. (Bild: Pixabay/zentralplus)

Ein neuer Bericht des Kantons zeigt, welche Katastrophen den Kanton Luzern heimsuchen könnten. Die wahrscheinlichste ist eine Hitzewelle, verbunden mit Waldbränden, Baumsterben und Hitzetoten. zentralplus sagt, wie die Regierung sich darauf vorbereitet – und welche weiteren Risiken bestehen.

Über sechs Monate fallen in der Zentralschweiz flächendeckend kaum Niederschläge. Die Pegelstände der Seen und Flüsse sowie der Grundwasserspiegel sinken. Teilweise versiegen Quellen komplett. Zahlreiche Flüsse und Bäche im Kanton Luzern trocknen aus.

Trotz Notabfischungen sterben einige Tonnen Fische. Die Landwirtschaft verzeichnet massive Ernteausfälle. In vielen Gemeinden sind ab Frühsommer die Autowäsche und die Bewässerung von Rasenflächen und Gärten verboten. Aufgrund der Trockenheit steigt die Waldbrandgefahr. Es wird die Gefahrenstufe 5 erreicht und ein absolutes Feuerverbot erlassen. Trotzdem kommt es zu mehreren Waldbränden auf dem Kantonsgebiet.

Die Löscharbeiten sind wegen fehlendem Löschwasser schwierig. Viele Bäume sterben wegen der Trockenheit ab. Borkenkäferbefall und Sonnenbrand schwächen den Bestand weiter. Zusätzlich zur Trockenheit erreicht die Schweiz eine Hitzewelle. Über mehrere Tage herrschen Temperaturen von über 35 Grad Celsius. Insbesondere Alte, Kleinkinder und chronisch Kranke leiden darunter.

Hitzesommer häufen sich

Dieses Szenario beschreibt die neue Gefährdungs- und Risikoanalyse der Kantons Luzern (Kataplan). Sie wurde letzte Woche von Vinzenz Graf, Stabschef des Kantonalen Führungsstabs, den Medien vorgestellt. Graf hat das rund 160-seitige Dokument im Auftrag der Regierung und zusammen mit internen und externen Experten erarbeitet. Im Bericht wird eine derart heftige Hitzeperiode als wahrscheinlichste Katastrophe erwähnt, die den Kanton Luzern treffen könnte.

Das verwundert nicht: Die Hitzesommer haben sich in den letzten 20 Jahren gehäuft. 2003 war der heisseste Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Damals verendeten 24 Tonnen Fische am Bodensee. Es wurde ein landwirtschaftlicher Schaden von 500 Millionen Franken verursacht. Die Zahl der Hitzetoten lag in der Schweiz bei 1'000 Personen.

Die Sommer 2015 und 2018 waren der zweit- und der drittwärmste seit Messbeginn. Der Kataplan-Bericht rechnet damit, dass solche Hitzewellen künftig alle 10 bis 30 Jahre vorkommen werden. Und dass dabei jeweils ein Gesamtschaden von 250 bis 510 Millionen Franken entstehen kann.

16 Massnahmen gegen die Dürre

Der Kanton verfügt derzeit allerdings über keine Hitzepräventionspläne. Im Bericht werden insgesamt 16 Vorschläge gemacht, wie die Bevölkerung besser geschützt werden kann.

  • Beispielsweise ist nicht klar geregelt, ab welchen Pegelständen welche Einschränkungen bei der Trinkwassernutzung erforderlich sind. Die Regierung soll das nun festlegen.
  • Die Regierung soll den Leistungsauftrag für den Zivilschutz definieren, damit dieser im Falle einer Hitzwelle eingesetzt werden kann.
  • Es ist nicht geklärt, wer im Kanton zuständig ist, um «hitzefrei» für die Schulen zu erlassen. Zudem ist nicht klar, welche Voraussetzungen bestehen müssen, damit hitzefrei erlassen werden kann.
  • Die Bauern sollen dahingehend beraten werden, dass sie Bäume und Pflanzen anbauen, die hitzeresistenter sind.

Einzelne Gemeinden, wie etwa die Stadt Luzern, haben bereits Strategien entwickelt, wie sie auf dem Klimawandel reagieren und die Auswirkungen von Hitzesommern abschwächen wollen (zentralplus berichtete).

Epidemie steht auf Platz drei

Für welche weiteren Katastrophen wappnet sich der Kanton? Insgesamt listet der Risikobericht 15 Gefährdungen auf. Die sieben wahrscheinlichsten «Plagen» zeigt die Tabelle.

Um einen mehrtägigen Stromausfall aufgrund eines Hackerangriffs zu verhindern, plant die Luzerner Regierung die neue Stelle als «Cyber-Koordinator» (zentralplus berichtete). Um ein Hochwasser zu verhindern – das zwar weniger wahrscheinlich ist, aber hohes Schadenpotenzial hat, will die Regierung das Hochwasserschutzprojekt Reuss vorantreiben (zentralplus berichtete).

Vorbereitung ist das A und O

Als dritthöchstes Risiko bezeichnet der Bericht den Ausbruch einer Pandemie. Weil die Arbeiten am Bericht vor Corona gestartet wurden, ist die aktuelle Situation nicht berücksichtigt. Interessant ist jedoch zu lesen, wie sich der Kanton darauf hätte vorbereiten sollen.

Im Bericht wird empfohlen, dass die Feuerwehren eine «Pandemie-Box» und genügend Reservematerial (Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel) beschaffen. Zudem hätte das Konzept zum Betrieb von Impfzentren im Pandemiefall überprüft werden sollen, um sich auf eine Pandemie vorzubereiten. Weiter steht als Empfehlung im Bericht: «Homeoffice-Lösungen müssen Teil der betrieblichen Pandemieplanung sein. Betriebe sollten prüfen, welche Dienstleistungen von zu Hause aus angeboten werden könnten». Und weiter: «Luzern Tourismus anfragen, ob die Thematik auf dem Schirm ist.»

Hätte der Kanton Luzern diese Vorbereitungen getroffen – die Corona-Pandemie wäre wohl von weniger hektischen und übereilten Entscheidungen geprägt gewesen. Das Beispiel zeigt eindrücklich: Es macht Sinn, wenn sich der Kanton frühzeitig mit den Risiken für die Bevölkerung beschäftigt. Und sich auf die Gefahren vorbereitet.

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